Donnerstag, 21. Juni 2012

Zeitgeschichte

Aus der Briefmarkenserie der Marshall Inseln von 
1999. Thema das 20. Jahrhundert. Diese Briefmarke 
erinnert an die killing fields in Kambodscha.
Aufruf aus der Kämpfenden Jugend des KJVD Jan 77

Unterstützt das demokratische Kampuchea!

Vor einem Jahr, am 5. Januar 1976, trat die Verfassung des demokratischen Kapuchea in Kraft, nachdem die USA-Imperialisten endgültig aus dem Land vertrieben worden waren.
Heute baut das Volk von Kampuchea sein Land wieder friedlich auf. Nach dem Prinzip der Unabhängigkeit und Selbstständigkeit und des Vertrauens auf die eigene Kraft hat es die Hungersnot beseitigt und die Volksmacht gefestigt. Das Volk von Kampuchea hat auch den sowjetischen Sozialimperialismus aus dem Land vertrieben und verfolgt eine Politik des Friedens, der Neutralität, der Blockfreiheit, des Zusammenschlusses mit den anderen Ländern der dritten Welt!
Weil die Imperialisten ihre Verbrechen vergessen machen wollen, startete die BRD vor einiger Zeit eine Hetzkampagne in ihrer Presse, bis heute verweigert die SPD/FDP-Regierung den legitimen Vertretern des demokratischen Kampuchea die Einreise in die BRD!
......Spendet für die Festigung der Volksmacht, für den Wiederaufbau des Landes, für die Freundschaft zwischen dem deutschen Volk und dem Volk von Kampuchea.
Hoch die Internationale Solidarität.
Ein eher peinliches Zeitdokument. Viele Linke wollten nicht glauben, was aus dem Reich der Roten Khmer für Meldungen kamen. Das konnte einfach nicht möglich sein. Im Nachhinein kann man es als Warnung betrachten, was blinde Parteinahme anrichtet. Ebenso als Warnung vor einen Politikverständnis, dem die Menschen gleichgültig sind und nur ausführende Organe eines historischen Prozesses darstellen, auf die man eben keine Rücksicht nehmen kann wenn es um höhere Ziele geht. Fakten die nicht in die Ideologie passen, als imperialistische Propaganda oder Lügen zurück zuweisen, hat innerhalb der Linken Tradition. Schon die Verharmlosung des Stalinterrors, oder die idealistische Wahrnehmung der Kulturrevolution waren die Vorläufer. Hier hat die Realitätsverweigerung ihre Vorbilder, die sich in der Linken bis heute fortsetzt.
Innerhalb der Ostmedien kennt man die Zensur, über Vorgänge die nicht ins Konzept passen, einfach zu schweigen. Eine gelenkte Presse blendet alles Fakten aus, die der Leser nicht erfahren soll und so fanden in den Ostblockstaaten weder Bergwerkunfälle noch Streiks und auch keine Umweltvergiftung bei der Atombombenproduktion statt. Sowas gab es allenfalls im kapitalistischen Westen.
In Maos China gab es weder Grubenunfälle noch Erdbeben, der Vorsitzende verbot in seiner großen Weisheit Erdbeben und offensichtlich beugten sich die Berge seinen weisen Beschlüssen.
In der DDR gab es Gastarbeiter aus Afrika oder Vietnam, natürlich gab es keinen Rassismus, weil es diesen nicht geben durfte. Erst nach der Wende kam vieles zum Vorschein, was zwar nicht auf einmal vom Himmel gefallen ist, nur vorher wurde es öffentlich nicht zur Kenntnis genommen.
Es ist die Einstellung, wenn wir etwas totschweigen, dann wird es von allein verschwinden.
Diese Einstellung hat die heutige Linke übernommen, indem sie sich weigert offensichtliche Fakten zu thematisieren und im Gegenteil, alle die es ansprechen u.a. als Rassisten abkanzelt.
Siehe auch:
Rote Khmer und vietnamesische Besatzung
Rote Khmer


PS: Die Kommivereine und viele Linke wollten seinerzeit nicht glauben was sie aus dem befreiten Kambodscha zu hören bekamen. Das konnte ja einfach nicht wahr sein. Alles nur imperialistische Propaganda. Hätte man es besser wissen können? Wenn man gewollt hätte? Spätestens nach der Besetzung durch die Armee Vietnams wurde es schwierig die Fakten abzustreiten. Nun zu der Zeit gab es schon wieder Wichtigeres zu tun. Partei ergreifen, war ja schließlich ein imperialistischer Einmarsch und dann noch der Krieg mit China? Das war etwas viel an Zumutungen für den Glauben. Es war immerhin eine Möglichkeit sein Weltbild zu hinterfragen und sich zu überlegen, ob man nicht in einer Scheinwelt gelebt hatte. Nicht jeder wollte das, ist ja auch sicherer, zu wissen, wo Gut und Böse sind.
Doch gleich wie man sich im entfernten Europa entschied, die Kleinparteien hatten ja keinen Einfluß auf das was in Indochina ablief. Dies soll keineswegs als Entschuldigung gelten. Die Linke, die den Massenmord in Kambodscha nicht glauben wollte schadete mit ihrer Haltung in erster Linie sich selbst. Es ging um die eigene Glaubwürdigkeit und um die Frage, kann man vor den eigenen Maßstäben bestehen, nachdem man in dieser Form versagt hatte? Was man hier im Kleinformat wiederholt hatte, war das Schweigen und Ableugnen der Linken zum Stalinterror. Wieder einmal siegte blinder Gehorsam und die Angst, der eigenen Sache zu schaden, über Menschenverstand.
Nur einer von vielen Fällen bei denen sich Linke gewaltig irrten und versagten. Was hingegen fehlt, ist eine Entschuldigung zu der sich nur wenige Beteiligte jemals durchringen konnten. Und wenn dann waren es Einzelne, aber sicher nicht der Verein an sich, falls noch existent.
Vor wem? Nicht vor der Geschichte, die ist abstrakt und niemand vor dem man Rechenschaft ablegen könnte oder müsste. Ebensowenig vor den Rechten, die es immer schon besser wußten und nur Angst um ihre Macht und Profite haben.
Es gibt aber jemand der zumindest eine Erklärung, besser noch eine Entschuldigung verdient hätte. Das sind die eigenen Leute, die uns geglaubt haben, die mitgemacht haben. Die unsere Texte gelesen und sie ernst nahmen.
Das ist kaum zu erwarten, die Hammelherde darf kaum auf Einsicht hoffen, etwa in der Art. Sorry, wir sind auch nur Menschen und machen Dummheiten. In der Linken ist nach offensichtlichen Dummheiten schnelles Vergessen angesagt und auf zur nächsten Kampagne. Schließlich gibt es immer was zu tun.