Samstag, 30. Juni 2012

Liga gegen den Imperialismus Digitalversion


Screenshot des Webauftritts. Graues Backgrounddesign,
dafür stimmt die Typographie des Schriftzuges nicht. Wenn
schon dann doch bitte die Originaltypographie der
Internationalen Solidarität.
Keine Idee scheint absurd genug, das sich im Netz nicht irgendwer findet, um diese auszuführen. Ist ja heute auch keine Kunst mehr, irgendwelchen Unfug ins Netz zu stellen. Auf die Neugründung der Liga gegen den Imperialismus haben wir 31 lange dunkle Jahre warten müssen. Aber nun ist das Werk vollbracht und sie ist wieder auferstanden. Endlich hat unser Leben wieder einen Sinn und die ausgebeutete und unterdrückte Arbeiterklasse wie auch die kämpfenden Völker dürfen wieder Hoffnung schöpfen. Das Gründungsmanifest sollte schnellstens der Netzgemeinde verkündet und vorgestellt werden.
Auf der Seite lesen wir, nach einiger Verzögerung sind wir nun das erste mal seit 1980 wieder online. Gabs 80 schon Internet? die Verzögerung scheint sich etwas lange hingezogen zu haben, nun ja, was gut werden soll, braucht eben seine Zeit.
Woher kommt dieses Zeug? Dem Inhalt nach zu urteilen, kennt der Schreiber sich aus und dürfte dabeigewesen sein. Ist da ein Exmitglied in Rente gegangen und hat Langeweile? Man könnts fast vermuten, oder ist das nicht so ernst gemeint wie es sich liest?


16.07.2011 - 40 Jahre Liga
Rede zum 40. Jahrestag der Liga

Kollegen, Freunde, Genossen - Werktätige! Ihr alle werdet jeden Tag belogen, betrogen, verarscht und ausgebeutet, weil ihr in einer kapitalistischen Welt lebt! Kapitalismus heißt Ausbeutung und Unterdrückung für alle werktätigen und lohnabhängigen Menschen. Um diese Verhältnisse zu beenden, wurde vor 40 Jahren unsere glorreiche Liga gegründet.

Was waren das damals für Zeiten? Nun und hier muss ich jetzt, für die jüngeren unter euch, ein paar Worte zu den Anfängen der Liga sagen. Damals, als wir vor 40 Jahren den Kampf aufgenommen haben, damals ging es zum Beispiel um die Befreiungskämpfe in Zimbabwe, Angola und Südafrika. Und vor allem kämpften wir gegen den Völkermord in Vietnam.

Es waren heldenhafte und verlustreiche Kämpfe, an denen sich weltweit Millionen Menschen beteiligt haben. Es waren Kämpfe gegen eine Weltordnung von Neokolonialismus und Imperialismus. Viele Schlachten wurden gewonnen, viele aber gingen auch verloren.

Sollen wir wegen der Niederlagen die damaligen anti-imperialistischen Kämpfe vergessen? Nein! Nichts darf vergessen werden! Wir halten alle Menschen in Ehren, die jemals gegen Imperialismus und Kapitalismus aufgestanden sind. Und deswegen, liebe Genossinnen und Genossen, pflegen wir in der Liga gegen den Imperialismus ihre Kultur und singen ihre Lieder.

Aber wir kennen auch den schlimmen Fehler, der sich schon bald nach ihrer Gründung in die Liga eingeschlichen hatte. Eine falsche Denkweise, mit der unsere glorreiche Organisation infiziert wurde, von kleinbürgerlichen geld- und karriere-geilen Zentristen, die sich nur wenige Jahre später dem bürgerlichen Parlamentarismus angedient haben, und die sich heute „Grüne“ nennen.

Was behaupteten diese Subjekte damals? Weltrevolution, ja gerne. Aber doch nicht hier! Hier in den Metropolen, da könne man ja sowieso nichts machen, die Revolution könne nur aus der Peripherie der Welt kommen! Dieser widerwärtige Defätismus, dieses schmierige Kapitulantentum tarnte sich aber geschickt und verschlagen.

Um hier in den Metropolen die Kämpfe zu sabotieren, begannen die Abwiegler die Kämpfe in der Dritten Welt zu romantisieren und in den Himmel zu loben. Man feierte sogar dort Kämpfe, wo sie gar nicht revolutionär waren. Wenn irgendwelche Dritt-Welt-Nationalisten an die Macht drängten, dann musste das als Beweis dafür herhalten, dass nur dort die Weltrevolution vorankommen würde, aber doch nicht hier! So wurde der anti-imperialistische Kampf in den Metropolen verraten.

Natürlich wissen wir heute, dass es ein Fehler war, den Kampf gegen den Imperialismus vorwiegend aus der Peripherie heraus zu führen. Doch selbst das wenige, was wir dabei erreicht haben, wurde leichtfertig verspielt.

Denn nach wenigen Jahren haben die pseudo-links-radikalen Dritt-Welt-Romantiker ihren Verrat noch getoppt. Sie zwangen der Liga eine üble Irr-Lehre auf, nämlich die sogenannte „Theorie der Drei Welten“. Das aber war nichts anderes als die Unterordnung aller Befreiungskämpfe unter die Außenpolitik der VR-China. Das, Kollegen Freunde Genossen, das war dann der zweite große Verrat, nämlich der Verrat am antiimperialistischen Kampf in der Dritten Welt.

So haben damals die Drei-Welten-Theoretiker und Abwiegler die Liga zum Kollabieren gebracht. Die Liga und jeder Gedanke an die Weltrevolution sollte aus der Welt geschafft werden, von eben jenen geld- und karriere-geilen Subjekten, die heute bei den „Grünen“ ihren Dienst tun, für den deutschen Imperialismus.

Diese Verräter verkündeten stolz die Auflösung der Liga... JEDOCH - Kollegen Freunde Genossen! – es wurde ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Eine kleine, aber erfahrene Gruppe von Genossinnen und Genossen hat den Betrug durchschaut und die angebliche Auflösung niemals akzeptiert.

Mit äußerster Sorgfalt wurde der ideologische Kampf aufgenommen und die richtige Linie wieder hergestellt. Unter schwersten Bedingungen wurde die Re-Organisation in Angriff genommen, während man offiziell die Liga für tot hielt. Und so konnten wir durch geduldige Kleinarbeit die Liga gegen den Imperialismus wieder zu dem machen, was sie heute ist: Ein Fackelträger der Weltrevolution, der in Dunklen Zeiten etwas Licht spendet auf dem Weg in eine bessere Gesellschaft!

Kollegen Freunde Genossen, hoch lebe die Liga gegen den Imperialismus!


Wer alte Ausgaben der Internationalen Solidarität lesen will, wird hier fündig.
Natürlich beim Mao Projekt. 

Klasse Körper Kopfarbeit





















Rezension

In diesem Buch geht es um linke Gemeinplätze. Veröffentlicht 1983 als Sammlung mehrerer Autoren die alle irgendwo innerhalb der linken Diskussion oder Zusammenhängen beteiligt waren, bezieht es sich auf die Zeit der 70er bis zum Anfang der 80er und stellt die seinerzeit gängigen Schlagworte vor, die seinerzeit die linken Debatten bestimmten. Vieles dieser Schlagworte ist mittlerweile in Vergessenheit geraten oder von der Zeit überholt.
Es sind unterschiedliche Autoren die keine einheitlichen Ansichten vertreten und die Texte bewegen sich von ernsthaft über lockeren Schreibstil bis zum Sarkasmus.
Oder so, Begriffe entstehen im Zusammenhang mit aktuellen Vorgängen, mit gesellschaftlichen Auseinander- setzungen und erhalten hier ihre Bedeutung. Sie können aber auch ein gespenstisches Eigenleben führen, wenn der alte Zusammenhang längst auseinander gebrochen ist und dann besteht oft die Gefahr, das sie zu Dogmen versteinern. Oft von der nächsten Generation benutzt, die die Entstehungsgeschichte nicht miterlebt haben und meinen, diese Begriffe, Sprachcodes als Zeichen ihrer Zugehörigkeit verwenden zu müssen. Dann kann man diesen Begriffen eher wünschen, das sie einfach vergessen werden.

Es geht auch um Modewörter, die eine Zeit lang in sind und irgendwann nicht mehr verstanden werden, oder auch völlig mißverstanden. Wie sich die politischen Themen eben so ändern. War in den 70ern die Terminologie von Reformismus, Revisionismus bis Diversanten allgemein geläufig, das man ohne diese Begriffe zu kennen und zu verwenden, nicht ernst genommen wurde und zudem die diversen Abkürzungen der diversen Befreiungsbewegungen auswendig zu kennen hatte, kamen mit der Alternativbewegung (siehe alternativ) wieder andere Begriffe auf, die etwas zu oft benutzt wurden, bis man sie nicht mehr hören konnte. Wer pflegt heute noch eine Beziehung? Wer hat eine Beziehungskiste, bzw. was soll das sein? Kann man sowas im Baumarkt kaufen? Und was sagt deine WG dazu? Wie bitte?
Feeling? Verstehen viele nicht mehr wie es damals gemeint war, oder was das überhaupt soll. Was haben wir uns unter Verkehrsformen vorzustellen? Den Luftverkehr oder den Satellitenverkehr im erdnahen Orbit? Begriffe wie diese werden teils humorvoll hinterfragt, lesen macht durchaus Laune und ist auch heute noch verständlich. Wenn auch vieles aus dieser Denkweise etwas unverständlich wirkt, sogar für ehemals Beteiligte, die seinerzeit von diesen Gemeinplätzen  irgendwann nicht weniger genervt waren.
Über Vernetzung steht auch was und das liest sich heute wirklich seltsam. Wende ist auch etwas aus ferner Vergangenheit, müssen etliche Zeitgenossen heute eher im Netz suchen, wofür dieser Begriff mal stand.
Hier findet sich u.a. ein Gedicht.
"Hier wendet sich der Gast mit Grausen: So kann ich hier nicht ferner hausen." (Friedrich Schiller)

Demo ist auch heute noch geläufig. Abk. (siehe Abkürzungswahn) für Demonstration sollte man meinen. Hier liest sich das wie folgt.
"Frankfurts Metzger schlachten ein Schwein auf der Fressgass! Demo gegen die sich verschlechternden Arbeitsbedingungen!"

Den Fleischern geht s schlecht. Deshalb machen sie eine Demo - was soll das nur heißen, was in der Schlagzeile der Abendpest - Nachtausgabe steht? "Demo" - meint das mehr Demo-kratie? Oder aber Demonstration der handwerklichen Geschicklichkeit beim Schlachten von Schweinen?........
Gleichwohl: Meine Bezugsperson von Staatsschutz hat mir vertraulich mitgeteilt, hinter der ganzen Demo stecke eigentlich ein Drahtzieher aus dem Osten, der an der Lomonossow - Universität ein schlechtes Deutschexamen hinter sich habe, der ständig a und o verwechsle und deshalb annehme, "Demo" sei die Abkürzung für "Demagogie."
Links rechts ist bis heute aus der Politik der Linken! nicht wegzudenken und zu diesem Gemeinplatz erfährt man sogar Interessantes.
In Kluges unvermeidlichem Etymologischen Wörterbuch finden wir etwas äußerst Aktuelles:"links" = "die günstigere Seite bei Opfer und Vogelflug". Damit passt dann wieder gut zusammen, was im Wörterbuch der beiden Grimms steht: "Zur linken Hand geht der gesellschaftlich weniger Geltende". Links, wo es sowieso weniger zu holen gibt, werden die besseren Opfer gebracht.
Wer kennt noch den Begriff, sich verankern? Früher war die revolutionäre Linke, bzw. die sich dafür hielt, stets irgendwo verankert, im Betrieb, im Viertel, an der Uni oder wer weiß wo sonst noch. Allerdings waren sie in Fragen der Nautik eher unbedarft.
Dazu lesen wie auch ein nettes Gedicht.
Wer die Inseln nicht zu erobern glaubt, dem ist Ankerwerfen wohl erlaubt.
Arbeitet der Kopf? Oder arbeitet man mit dem Kopf? Gibt es Kopfarbeit? Das war mal ein wichtiger Begriff und dazu lesen wir u.a. was Marx über die Verbindung von Hand und Kopfarbeit sagte. Und genau da gibt es ein Problem.
Karl Marx sah in der dem Kapitalismus eigenen strukturellen Trennung von Kopf- und Handarbeit eins
der Grundübel dieser menschenfeindlichen Gesellschaftsordnung. Nach Marx konnte diese Trennung jedoch erst im Kommunismus, dem höchsten Stadium der gesellschaftlichen Entwicklung, vollständig beseitigt werden: "Morgends zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben...." An sich mag diese sehr praktische Formulierung einer theoretischen Utopie Hand und Fuß haben, an und für sich wendete sie sich jedoch alsbald gegen die Sache des Kommunismus selber. Auf der einen Seite machte sie alle passionierten Angler und Sportfischer aus Angst vor dem zu befürchtenden allabendlichen Gedränge an ihren bislang so stillen, obwohl flachen Gewässern zu fanatischen Antikommunisten, andererseits führte diese Prophezeiung aufgrund mangelnder Durchführungsbestimmungen innerhalb der vulgärmarxistischen Auslegung der historisch materialistischen Gesellschaftstheorie zu einigen folgenreichen Mißverständnissen. Eines davon hat nicht nur das Lebensgefühl einer ganzen Intellektuellen- generation geprägt, sondern diese Generation erst geschaffen.......

Anders gesagt, man wollte mit der praktischen Umsetzung dieser theoretischen Utopie nicht bis zu dem nach endlosen Diskussionen für den St Nimmerleinstag angesetzten Kommunismus warten, sondern Hand und Kopfarbeit schon hier und jetzt verbinden; die Generation der theoretischen Praktiker und der praktischen Theoretiker war geboren: Fortan wurde in den theoretischen Zirkeln der studentischen Kreise nicht nur abstrakt gedacht, sondern da wurde ganz praktisch an Gedanken gefeilt, da wurden großartige Gedankengebäude erbaut, Pläne geschmiedet oder zumindest an der richtigen Linie gezeichnet. Auch im Bereiche der Liebe ging man zur Verbindung von Hand und Kopf über und brachte seine kopflastigen Gefühle ganz einfach in handliche Beziehungskisten unter.
Vor diesem Hintergrund kann man sich den Niedergang der Studentenbewegung etwa so vorstellen: Die einen feilten so lange, bis von ihren Gedanken nurmehr ein Häuflein feinster Späne übriggeblieben war, die Gedankengebäude stürzten auf Grund der Verschärfung der statischen Gesetze bald ein ...... und lösten sich in die statisch eh unberechenbaren Luftschlösser auf; und die, die am eifrigsten die heißen Pläne geschmiedet hatten, und die, die stets unverzagt auf der richtigen Linie gegangen waren, verloren ebenfalls bald den Spaß an ihrer geistig-körperlichen Tätigkeit; zu oft hatten die Daumen unter den teilweise recht schmerzhaften Fehlschlägen gelitten, denn nicht immer trafen die in der Handarbeit ungeübten Kopfarbeiter mit ihren Ratschlägen den Nagel auf den Kopf (daher die geballte Faust mit den nach innen gebogenen [geschwollenen] Daumen als neues Durchhaltesymbol der revolutionären Kopfarbeiter- bewegung.
Die Mischung aus ernsthafter Hinterfragung und Heiterkeit macht die Würze aus. Keine staubtrockene Wortanalyse, eher Nachdenklichkeit über Worthülsen die inflationär gebraucht wurden, sich dabei abnutzen und irgendwann inhaltsleer wurden.
Nach bald dreißig Jahren könnte man eine Neuauflage erstellen.
Was durchaus bemerkenswert ist, ist das schon so lange her? Und noch bemerkenswerter scheint, wie wenig sich verändert hat, genug Zeit aus den alten Dummheiten zu lernen war ja da.
Viele der alten Schlagworte sind verschwunden, dafür entstanden andere und aktuell schwirren eine ganze Menge davon im Netz rum, über deren Sinn man heute mal nachdenken darf. Begriffen? Genau, begreifen, kapieren. Bei manchen linken Kreisen muß man immer was begriffen haben und wer nicht allen Vorurteilen zustimmt, der hat eben nichts begriffen und ist damit nicht ernstzunehmen.

Das müsste mal genauer definiert werden? Doch wer hat die Macht zu definieren?  Eben, Definitionsmacht, auch so ein Schlagwort, das auf linken Seiten rumspukt und sein Unwesen treibt. Wie man also sieht, das Thema ist nach wie vor aktuell.

XX Parteitag

Der XX. Parteitag ist für gläubige und fromme MLer, was für Christen der Sündenfall. Die Kommunistische Welt verlor ihre Unschuld. Vorher war diese Welt strahlend rot, ob Kronstadt, Stalinterror oder Schauprozesse, alles kein Thema, allenfalls imperialistische Propaganda oder bürgerliche Geschichtsschreibung. Im Netz wird dieser Unfug wieder von einzelnen Splittergruppen verbreitet bzw. von der letzten K- Gruppe, der MLPD. Hier folgt der Wikipediaeintrag zum XX.Parteitag. 1956 gab es die K Gruppen noch nicht und auch für die 68er war das noch kein vordringliches Thema. Erst mit der Parteiengründung entdeckten die Maoparteien auch den XX. Parteitag und leiteten daraus ihre Parteinahme für China und Albanien ab, einschließlich ihre Abgrenzung von der DKP und des Ostblocks, der seither als revisionistisch galt. Zwar ist die ML Sektenwelt Geschichte, in der Linken die danach das Feld bestimmte, war dies kein Thema mehr und sogar die Sowjetunion plus Warschauer Pakt sind mittlerweile Geschichte, doch es gibt einige Überreste die diesen Unsinn wieder ausgegraben haben und bis heute als Identifikationsmerkmal benötigen. Man kann diese Geschichtsklitterung vom Verrat an der reinen Lehre und der vorgeblichen Rückkehr der SU zum Kapitalismus bzw. Imperialismus heute auf den Webseiten taufrisch nachlesen, als hätte man eine Archivschachtel mit einer 40 Jahre alten Parteizeitung geöffnet.

20. Parteitag der KPdSU
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie


Der 20. Parteitag der KPdSU vom 14. bis zum 26. Februar 1956 in Moskau war ein Wendepunkt in der Geschichte der Sowjetunion. Es war der erste nationale KPdSU-Parteitag nach dem Tod des Diktators Josef Stalin am 5. März 1953. Dessen Nachfolger Nikita Chruschtschow machte dort mit einer fünfstündigen Geheimrede einige von Stalins Verbrechen, vor allem die „Säuberungen“ der 1930er Jahre an kommunistischen Parteimitgliedern, bekannt und verurteilte sie. Er wollte die KPdSU so auf eine Entstalinisierung vorbereiten und Handlungsspielraum für eine vorsichtige Reformpolitik gewinnen.

Inhaltsverzeichnis


Vorgeschichte


Die Bevölkerung der Sowjetunion hatte „Väterchen Stalin“ als den Sieger im „Großen Vaterländischen Krieg“ gegen das nationalsozialistische Deutschland stark verehrt. Zugleich war im ganzen Ostblock seit Stalins Tod Unruhe in den mit dem Kreml verbündeten Parteien eingetreten. Sie erhofften sich nun vielfach mehr Unabhängigkeit und Eigenständigkeit. Vor allem der gewaltsam niedergeschlagene Volksaufstand in der DDR vom 17. Juni 1953 hatte dem Politbüro die Notwendigkeit von Reformen deutlich gemacht, um der Gefahr einer revolutionären Absetzbewegung in den Satellitenstaaten Osteuropas zu begegnen.


Mit seiner Rede verfolgte Chruschtschow zwei Hauptabsichten: Er wollte innenpolitisch die KPdSU mit Stalins Verbrechen konfrontieren, um so eine Reformpolitik einleiten zu können, und außenpolitisch als Überwinder des Stalinismus erscheinen, um die Ostblockstaaten umso stärker an Moskau zu binden und die Akzeptanz ihrer Parteiführungen und Bevölkerungen dafür zu gewinnen. Dabei setzte er gemäß der seit Lenins Fraktionsverbot eingeleiteten strukturellen Festschreibung des Demokratischen Zentralismus auf eine Parteireform durch eine vom Politbüro gesteuerte Parteidiskussion ohne wirkliche Meinungsfreiheit.


In monatelangen streng geheimen Vorbereitungen hatte Chruschtschow den KGB angewiesen, Dokumente über Stalins Verbrechen zu sammeln und darüber Berichte anzufertigen. Dabei achtete er sorgfältig darauf, dass seine eigene Verstrickung in den Stalinismus vertuscht wurde, denn er war bis zu Stalins Tod dessen treuer Gefolgsmann gewesen und verdankte dieser Haltung seinen Aufstieg in der KPdSU. Er selbst hatte dabei Parteigenossen denunziert und so dem Gulag ausgeliefert.


Chruschtschow hatte nur die engsten Vertrauten in seinen Plan eingeweiht und setzte bewusst auf eine Schocktherapie für die Delegierten. Erst nach längeren Diskussionen konnte er im Politbüro durchsetzen, dass die schon länger vorliegenden Ergebnisse einer Untersuchung der Stalinschen Verbrechen den Delegierten dargestellt werden durften. Nach seiner Auffassung war nur durch Abwendung vom Personenkult um Stalin eine politische und soziale Weiterentwicklung des Landes möglich.


Verlauf des Parteitags


Gemäß seinem Plan eröffnete Chruschtschow den Parteitag mit einer Rede, die Stalins Verdienste für die Sowjetunion hervorhob und die Kontinuität der jetzigen Politik mit seinen Zielen betonte. Am 18. Februar ließ er seinen Agrarminister in einer kritischen Rede über Stalins Personenkult die Stimmung der Delegierten testen. Diese reagierten erwartungsgemäß negativ auf die moderate und formale Kritik, ahnten nun aber, dass eine Kursänderung im Politbüro geplant sein musste.


Am 25. Februar, dem Tag vor dem Abschluss des Parteitags, ab 10:00 Uhr vormittags hielt Chruschtschow dann seine lange vorbereitete Geheimrede hinter verschlossenen Türen. Alle Journalisten und Gäste, die nicht der Partei angehörten, waren ausgeschlossen und alle Aufzeichnungen – auch die sonst üblichen Tonbandaufnahmen – streng verboten. Er belehrte die Parteimitglieder darüber, dass Stalin mit seinem ideologischen Kurs schwere „Irrtümer“ begangen habe. Er berichtete ihnen über die Massenmorde der 1930er Jahre an Kommunisten der ersten Generation, die die Oktoberrevolution mitgetragen hatten. Er kündigte an, eine Liste stalinscher Verbrechen zu veröffentlichen, die bisher von der Sowjetunion geleugnet worden waren. Von den Arbeitslagern und den weitaus größeren Massenmorden im Verlauf der Zwangskollektivierung an russischen Bauern und orthodoxen Priestern schwieg er jedoch ebenso wie von Verbrechen der Roten Armee während des Zweiten Weltkriegs und danach. Er legte besonderen Wert darauf, dass die Kritik allein auf Stalin und nicht auf das sowjetische System bezogen würde. Seine Rede legte trotz der ihm bekannten vorbereitenden Archivstudien des KGB nahe, die Hauptstoßrichtung der stalinistischen Verbrechen habe sich gegen die Eliten in Partei, Wirtschaft und Armee gerichtet. In Bezug auf die Opferzahlen waren die so genannten „Massenoperationen“ jedoch um ein Mehrfaches bedeutender. Sie richteten sich gegen Angehörige sozialer Gruppen, die als Risikofaktoren, als fremd und als feindlich galten. Hunderttausende dieser Personen wurden entweder erschossen, in der Haft umgebracht oder in die Lager des Gulag eingewiesen.


Zuhörer berichteten nach 1989, das Publikum habe die Rede in völligem Schweigen und mit lähmendem Entsetzen aufgenommen. Niemand habe gewagt, seinen Nachbarn anzublicken. Es habe keine Aussprache gegeben. Jede mündliche oder schriftliche Weitergabe des Gehörten wurde den Delegierten untersagt.


Veröffentlichung


Am 5. März entschied Chruschtschow, da die Rede allmählich durchsickerte, ihre wesentlichen Inhalte schriftlich allen sowjetischen Parteimitgliedern zugänglich zu machen. 18 Millionen Sowjetbürger erfuhren erstmals, dass ihr Idol ein Massenmörder gewesen war. Dies löste bei vielen einen tiefen Schock und auch Misstrauen gegen Chruschtschow aus. Dieser hatte sogar mit einem Putsch zu seiner Absetzung gerechnet.


Die westlichen Regierungen hatten nur vage Gerüchte über die Geheimrede gehört und bemühten sich über ihre Geheimdienste intensiv, den vollen Wortlaut zu erhalten. Dazu wurden Gerüchte über eine Belohnung von einer Million Dollar ausgestreut. Der polnische Journalist Wiktor Grajewski, der mit einer der Sekretärinnen von Edward Ochab (dem Parteichef der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PZPR)) befreundet war, erhielt von ihr das Originalmanuskript für einige Stunden und leitete eine unvollständige Kopie davon der israelischen Botschaft in Warschau zu. Der Mossad gab die Information an die CIA weiter. Nachdem diese den Redetext geprüft und als authentisch erkannt hatte, gab sie den Erhalt als ihren eigenen Erfolg aus und zahlte keine Belohnung aus. Nur der Mossad dankte Grajewski 30 Jahre später mit einer Urkunde.


Im damaligen Stadium des Kalten Krieges versuchte die US-Regierung dann, aus ihrer Kenntnis möglichst große Vorteile zu ziehen. Man beriet, ob man den erhaltenen Text ganz oder nur teilweise mit bewusst manipulativen Auszügen veröffentlichen solle, um die osteuropäischen Kommunisten zu verunsichern und die sowjetische Führung zu destabilisieren. US-Präsident Dwight D. Eisenhower entschied sich für eine volle Bekanntgabe. Diese erfolgte zuerst in der New York Times, dann von westlichen Sendern aus auch in den Ostblock, darunter dem Sender Freies Berlin, am 21. Juni 1956. Obwohl der komplette Text erst 1989 veröffentlicht wurde, hatte die Bekanntmachung 1956 gravierende Folgen, vor allem für Polen und Ungarn.


Wirkungen


Die von Chruschtschow selbst veröffentlichten Redeinhalte leiteten in der Sowjetunion zunächst eine Teilamnestie für unter Stalin als Zwangsarbeiter inhaftierte ehemalige KPdSU-Mitglieder ein. Sie wurden entlassen mit der strengen Auflage des KGB, nichts über ihre Erlebnisse zu berichten. Viele von den traumatisierten Häftlingen der Gulags, die sich vergeblich eine neue Zuwendung und Offenheit erhofft hatten, erhielten keine staatliche Unterstützung und fanden nicht ins gesellschaftliche Leben zurück. Vielen Parteikommunisten wiederum galt der 20. Parteitag als Beginn eines Revisionismus, also einer Abkehr von den Grundprinzipien des Marxismus-Leninismus und damit als Beginn des allmählichen Zerfalls des Realsozialismus.


In den Ostblockstaaten kam es nach der Bekanntmachung der Rede durch westliche Radiosender zunächst zur sogenannten Tauwetter-Periode. Die Reformflügel der Kommunistischen Ostblockparteien sahen sich ermutigt, ihre Vorstellungen offener zu vertreten.


In der DDR distanzierte sich auch Walter Ulbricht nach seiner Rückkehr aus Moskau im März 1956 von Stalin. Im Neuen Deutschland erklärte er: „Zu den Klassikern des Marxismus kann man Stalin nicht rechnen.“ Er betonte nun, die SED brauche keine Entstalinisierung, da ihre Mitglieder ohnehin keine Stalinisten seien. Obwohl Ulbricht in der DDR und in Moskau unbeliebt war, stützte Chruschtschow ihn weiter, da er bei einer Destabilisierung der Parteiführung einen erneuten Volksaufstand wie den vom 17. Juni 1953 fürchtete. Trotzdem diskutierte man in der SED intern über die Bedeutung der Rede für ihren Kurs. Für jüngere Parteimitglieder wie Gustav Just, die nach 1945 durch die stalinistische Form der Entnazifizierung Kommunisten geworden waren, bedeutete dies eine erneute Identitätskrise: Nach Hitler sei ein weiterer „falscher Götze“ entthront worden. Weitergehende Reformbewegungen, wie die der Gruppe Harich, wurden zerschlagen, die Beteiligten zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt.


In Polen kam es nach dem Tod von Parteichef Boleslaw Bierut am 12. März 1956 zu einer offenen Diskussion über Stalins Verbrechen: auch über die, die Chruschtschow ausgespart hatte, z.B. das Massaker von Katyn, das für die Polen ein nationales Trauma war. Eben daran war Chruschtschow mitschuldig gewesen. Die Stimmung der Bevölkerung war zudem aufgeheizt, weil ständige verordnete Preiserhöhungen mit Lohnkürzungen einhergingen. So streikten Ende Juli die Arbeiter im Eisenbahnwerk Poznan (Posener Aufstand) und sammelten sich zu Hunderttausenden auf dem Stalinplatz, skandierten „Nieder mit den Russen! Freiheit und Brot!“ und marschierten dann zum Gebäude der polnischen Überwachungsbehörde. Dort warfen einige Molotowcocktails auf das Gebäude und versuchten, es in Brand zu setzen. Daraufhin ließ die Warschauer Regierung Panzer auffahren und die Revolte niederschlagen: Es gab um die 90 Tote und 900 Verletzte. Als Rädelsführer angesehene Beteiligte wurden danach in Schauprozessen verurteilt. Dadurch wuchs die antisowjetische Stimmung in der Bevölkerung enorm.


Im Oktober wurde Władysław Gomułka nach vier Jahren stalinistischer Haft entlassen und zum neuen Parteichef ernannt. Er galt den Polen, auch vielen polnischen Kommunisten, als Hoffnungsträger für Reformen und mehr Unabhängigkeit von Moskau. Als Chruschtschow von seiner Ernennung erfuhr, flog er unangemeldet nach Warschau und drohte der Parteiführung dort mit einem Einmarsch der sowjetischen Armee. Im Gegenzug drohte Gomulka darauf mit einer Volksbewaffnung: Polen werde kämpfen, Armee und Volk würden gegen eine sowjetische Besetzung zusammenstehen. Daraufhin lenkte Chruschtschow ein, um kein Blutbad zu riskieren, und befahl den russischen Panzern den Rückzug von der polnischen Grenze. Gomulka versprach ihm dafür Bündnistreue, verkündete aber nach Chruschtschows Abflug am 21. Oktober vor einer Million Polen seinen Verhandlungserfolg und Polens Souveränität. Auch im Warschauer Pakt setzte er seinen Unabhängigkeitskurs durch und gewann damit noch an Popularität hinzu.


Am 23. Oktober sammelten sich in Budapest zehntausende Studenten, die von dem polnischen Triumph gehört hatten, am Stalindenkmal, stürzten dieses um und zerschlugen es. Damit brach sich anders als in Polen ein Hass auf die eigene kommunistische Regierung Bahn. Ungarn hatte lange unter einem stalinistischen Regime gelitten. Dieses forderte nun sowjetische Hilfe an. Am 24. Oktober erreichten die russischen Panzer Budapest, konnten die Situation aber nicht beruhigen. Der Reformkommunist Imre Nagy, der die Sympathien der Bevölkerung genoss, erreichte jedoch am 30. Oktober den Abzug der Panzer. Bei den Siegesfeiern kam es zu Ausschreitungen gegen die ungarischen Stasimitglieder, zu Menschenjagd und Lynchjustiz. Nachdem Nagy den Austritt Ungarns aus dem Warschauer Pakt verkündete, ließ Chruschtschow die Rote Armee am 4. November erneut einmarschieren, um ein Auseinanderbrechen des Ostblocks zu verhindern. Bis zum 15. November dauerten die Kämpfe, bei denen 5000 Menschen ihr Leben verloren (siehe Ungarischer Volksaufstand).


Mit der Verhaftung von 60.000 Ungarn, der Deportation der gesamten ungarischen Regierung, geheimen Schauprozessen und Todesurteilen gegen Nagy u.a. kehrte Chruschtschow zu den stalinistischen Herrschaftsmethoden zurück. Damit war sein Entstalinisierungsversuch praktisch beendet. Die Glaubwürdigkeit der KPdSU sollte sich nie mehr von diesem Rückschlag erholen.

Links

Texte zum Thema.
Eine zwar staatsnahe Einrichtung plus Webauftritt, nur sollten wir drüber hinaus sein, nur engstirnig die eigene Propaganda zu lesen. Auch hier lässt sich was dazulernen. Über Linksextremismus gibt es auch was zu lesen. Witzigerweise könnte man diesen Begriff eine neue Bedeutung zumessen. Links Extremismus? ;-))


Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb)


Linksextremismus
Extremismus - Linksextremismus
Antifaschismus
Links- extremismus im vereinten Deutschland
Trotzkisten
DKP
Antideutsche und Antiimperialisten
MLPD
Medien
Autonome
Antisemitismus von links









Linke Utopien

Utopien sind eigentlich Vorstellungen von einer Welt oder Gesellschaftsform, die zumeist in die Zukunft verlegt werden. Zu Zeiten der sozialistischen Klassiker mußte der Sozialismus oder Kommunismus erst noch erkämpft werden.
Retroutopien gab es freilich schon früher. In der Weimarer Republik war die "Gute Alte Zeit" der Zustand, den viele wieder anstrebten. Soll heißen, es gab einen Kaiser, Kolonien und Deutschland war noch groß.
Doch wie sieht es heute aus, nachdem die Zukunft bereits Vergangenheit zu sein scheint?
Seit einiger Zeit ist die Linke etwas zerfasert und hier lässt sich feststellen, das etliche der Gruppen oder Sekten, zwar ihre Utopien pflegen, diese aber in der Vergangenheit liegen.
Trotzkistengruppen haben ihren utopischen Zustand in die Sowjetunion zur Zeit Lenins verlegt. Was nach Trotzki kam war für sie nur noch ungenießbar. Diesen Zustand wiederherzustellen ist ihr Fernziel. Das Trotzki nicht weniger bedenkenlos die Machtmittel nutzte als Stalin, ignorieren sie dabei.
Maoistisch Stalinistische Sekten wie die MLPD haben ihre Utopien in die Zeit der Sowjetunion unter Lenin/Stalin und in China unter Mao verlegt. Danach kam nur noch Revisionismus und Verrat an der reinen Lehre bzw. Restauration des Kapitalismus. Ihr Ziel ist daher, den Zustand dieser Zeit zu rekonstruieren.
Einige Stalinistengruppen die vorwiegend im Internet präsent sind, haben ihre Utopie u.a. nach Albanien verlegt. Ihre Utopie zerbrach mit den Umbruch dieses Systems.
Was sie dabei gemeinsam haben, ihre Retroutopie ist eine reine Buchstabenwelt, selbst haben sie diese Gesellschaftsformen in der Praxis nie erlebt. Einzige Ausnahme sind die DDR Traditionalisten, die diese noch erlebt haben und sauer sind, das ihr ganzes Leben nichts mehr gelten soll. So denken zwar viele, ohne deswegen der DDR nachzutrauern, dies ist vor allem Sache der Ostkommunisten.
Die DKP und traditionell denkende Kommunisten haben ihre Utopiebasis in der untergegangenen DDR und in den Staaten des Warschauer Paktes bis zu den Veränderungen unter Gorbatschow. Für diese befand sich Utopia hinter der Mauer, bis diese zerlegt wurde. Die Tragik dieser Form utopischen Denkens besteht darin, das die betroffenen Völker für den real existierenden Sozialismus vermutlich zu ihren Lebzeiten nicht mehr zu gewinnen sein werden.
Anarchisten haben es dagegen etwas schwerer, ihnen fehlt die Machtbasis der Vergangenheit. Daher bevorzugen sie Versuche, in denen Anarchie zeitweise einen realen Einfluß hatte, so etwa in der spanischen Republik oder kurzfristig in Kronstadt. Daraus leiten sie ihr Fernziel ab.
Feministen haben ebenfalls ihre Retroutopie. Sie verlegen ihr Wunschland in eine ferne mythische Vergangenheit, in der es ein Matriarchat gegeben haben soll, unabhängig davon, das dieses sicher nicht ihren Vorstellungen entsprach, da wo es etwas von Vergleich gegeben hat. Für die Zukunft  freilich schwebt ihnen eine Welt vor, in der Männer überflüssig sind. Eine Utopie, an die nur jemand glauben kann, der die Konsequenzen ignoriert.
Zu erwähnen wären dann noch die Utopien der Altlinken, die wahlweise 68 heißen oder Woodstock. Soll heißen, die Zeit, als sie jung waren und noch was abging. Das trifft auch auf einige Altlinke zu, deren Utopia in den 80igern im besetzen Haus oder in der Bewegung liegt, als sie noch jünger waren und sich was bewegte. Im Gegensatz zu heute, wo  sich vorgeblich nichts mehr bewegt. Jedenfalls sind sie selbst daran nicht mehr aktiv beteiligt. Die Tragik dieser Retroutopie besteht darin, das zum einen die Erfindung der Zeitmaschine noch auf sich warten lässt, zum anderen sie ja nicht wieder zu Bewegungsjugendlichen werden und folglich keine Möglichkeit finden werden, den utopischen Zustand von früher wiederherzustellen.

Partei Kaputt

Karl Schlögel, Willi Jasper, Bernd Ziesemer: Partei kaputt. Das Scheitern der KPD und die Krise der Linken. Berlin: Edition VielFalt bei Olle und Wolter, 1981

Als dieses Buch 81 erschien, bewegte sich einiges in der Politlandschaft. Ob Startbahn, Hausbesetzung oder außer Kontrolle geratene Demos, es war eine für viele unruhige Zeit und sicher auch für nicht wenige, ihre ersten Erfahrungen in der Politik. Für andere dagegen, war eine lange politische Phase beendet. Eben die K Gruppenphase der 70iger Jahre und deren Organisationsformen aufgelöst oder zerfallen. Eine davon war die KPD/AO plus Nebenorganisationen. In diesem Buch äußern sich nicht einfache Mitglieder dieses Vereins, sondern die Hauptverantwortlichen, wenn man so will. Diejenigen, die an führender Stelle dieses Vereins standen und nach der Auflösung selbstkritisch Auskunft über ihrer politische Arbeit geben. Der politische Hintergrund ist auf die 70iger Jahre zeitbezogen, daher nicht einfach nachzuvollziehen, dafür ein beachtliches Zeitdokument, in dem ehemalige Sektierer selbst über ihre Politik und den Veränderungen im Denken Auskunft geben, das schließlich zur Parteiauflösung führte. Das Buch enthält Aussagen, die seinerzeit zum Parteiausschluß geführt hätten oder in der SU zur Zeit Stalins lebensbedrohend gewesen wären.
Das Buch besteht aus Aufsätzen der Beteiligten und der Wiedergabe einer Diskussion zum Thema.

Nach der Parteiauflösung die Feststellung, das für die einen ein fixer Punkt aus ihrem Freund/Feind Weltbild verschwunden ist, für andere zeigte sich eine Selbstreflektion, die sie den Sektierern nicht mehr zugetraut hätten.
Zehn Jahre intensiver, opferreicher politischer Praxis umsonst? Diese Frage wird hier gestellt und dies ist eine Frage, die sich viele die an solchen Projekten beteiligt waren, stellen mußten. Was hat sich in dieser Zeit abgespielt? Etwa beim KSV, der Studentenorganisation dieser Partei? Darüber lesen wir, ...das sie als privilegierte, so wurde gemeinhin das Studium verstanden, jederzeit einsatzfähig zu sein hatten. Der KSV ein Ort permanenten schlechten Gewissens. Wo es keine proletarische Avantgarde gibt, brauchen Studenten sich auch nichts von ihr sagen zu lassen. Freilich war dieses Verhältnis der Unterordnung nicht erzwungen, sondern freiwillig eingegangen. Unsere Organisation kam durch freien Entschluß zustande, niemand wurde zu irgendwas gezwungen oder manipuliert, diejenigen die sich für sie entschieden, taten dies, weil sie darin ein gewisses Maß an Selbstverwirklichung im kollektiven Rahmen erwarteten, weil sie Formen der Mitsprache und Anerkennung suchten, die ihnen in der Gesellschaft oder in anderen Organisationsformen verwehrt waren, weil sie Solidarität erhofften. Nur deshalb bringt man auch Opfer.
Warum machen Menschen diese Politikform über Jahre mit? Hier haben wir einen Erklärungsversuch vorliegen.
Vom veränderten Politikverständnis ist vielfach die Rede, was sich hier wiedergeben lässt.
.....endgültige Verabschiedung von einer Gesellschaftskritik bzw. Revisionismuskritik, welche die osteuropäische Entwicklung als Verrat am wahren Marxismus zu fassen versucht hatte.
Hier haben wir von den Beteiligten selbst die Einsicht vorliegen, das die maoistischen ML Parteien ein (so würde man es heute nennen) fundamentalistisches Weltbild vertraten. Verrat an der reinen Lehre, dies war der Hauptinhalt des Maoismus, mit der die Kommunistische Kirchenspaltung von Mao begründet wurde und im Westen zur Neugründung von Maoistischen Parteien führte, von denen die KPD/AO nur eine war. Wer in dieser Weltsicht drinsteckte, brauchte lange, um sich von diesem Wahn zu lösen und zu begreifen, das dies auf alle Utopien (politisch oder religiös) zutrifft. Wenn es in der Praxis nicht wie gewünscht läuft, dann werden oft Verräter an den Grundlagen gesucht und für das Scheitern verantwortlich gemacht, das erspart die Einsicht, das Utopien zwar auf dem Papier bestens funktionieren, aber letztlich nicht von Büchern sondern von Menschen realisiert werden müssen und Menschen sind weder perfekt, noch lassen sich ihre Bedürfnisse in zwei Buchdeckeln pressen.

Gerade als gebranntes Kind sollte man darauf verzichten,sich eilig einem neuen unreifen Totalitätsanspruch gesamtgesellschaftlicher Krisenlösung zu unterwerfen, gleich aus welcher Richtung er kommt.
Dies als Hinweis auf viele Exmitglieder, die bei den Grünen eine neue Heimat fanden.

In der Rückschau geht es auch um das Verhältnis der Partei zu den Protesten gegen Atomkraft. Der Kontakt der Mitglieder mit der Anti AKW Bewegung hatte zwar zunächst die übliche Absicht, die Partei zu vergrößern, was aber nicht vorgesehen war, die Beteiligten lernten eine andere Protestkultur kennen und verließen erstmals den eigenen begrenzten Politikhorizont. Dies ist hier wie folgt zu lesen.
Als die KPD Führung im Rahmen ihrer Ausrichtung auf eine einseitige Politik gegen die Sowjetunion sogar die Anti AKW Bewegung darauf verpflichten wollte, "zur Stärkung der nationalen Unabhängigkeit," für das deutsch/brasilianische Atomgeschäft einzutreten, war dies eine Folge einer hausgamachten Logik und Äußerlichkeit gegenüber realen Bewegungen. Ist erstmal die "Verschärfung der Kämpfe" mit der Rolle der KPD gleichgesetzt, ergibt sich umgekehrt, das an Auseinandersetzungen die ohne die KPD oder zumindest nicht an den von ihr prognostizierten "Widersprüchen" ausbrechen, etwas faul sein muß.
....das nicht der unmittelbare Erfolg der verschidenen Kämpfe, sondern einzig und allein, die Stärkung der höchsten Klassenorganisation des Proletariats, der Kommunistischen Partei, eigentlicher Sinn und Zweck aller Bemühungen zu sein habe.
Das war die Denkweise in solchen Organisationen und ist es heute noch, soweit solche Vereine überlebt haben. Wenn heute etwa die MLPD die Atomproteste notorisch als kleinbürgerlich diffamiert, dann zeigt sich, das dieses Buch selbst nach dreißig Jahren nicht veraltet ist.
Die KPD sah sich in ihrer ganzen Entwicklung mit der Tatsache konfrontiert, das ihre prognostischen Fähigkeiten gegenüber sozialen Bewegungen, stets neben der realen Entwicklung lagen. Während man auf der einen Seite versuchte durch eigenen Kraftanstrengungen neue Bewegungen zu schaffen, allzuoft in der Form säuberlich konstruierter "Massenorganisationen," stand man den tatsächlich vorhandenen Bewegungen skeptisch gegenüber.
Hier haben wir die typisch stalinistische Denkweise. Alles was die Partei nicht im Griff hat, ist verdächtig. Hier zeigen sich Kommunistische Parteien stets als Kopie des Staates und der Gesellschaft die sie vorgeblich umwälzen wollen. Autoritär und hierarchisch hat alles abzulaufen und was außerhalb dieses engen Rahmens abläuft, ist verdächtig, kleinbürgerlich, jedenfalls dient es weder den Parteizielen noch der Revolution. Solche Einstellungen haben bis heute bei einigen Kleingruppen überlebt und es ins Internet geschafft.

Zehn Jahre Parteigeschichte ist aber auch widersprüchlich. Die Partei plus Umfeld mag autoritär gewesen sein, doch offenbar flüchteten einige von einer Form der Autorität in die Nächste.
Was sich so liest. ....das viele innerhalb der KPD und vor allem im KSV für sich persönlich eine Emanzipation von den alten Autoritäten der APO gesehen haben. Es war ja nicht unbemerkt geblieben, das die SDS Veranstaltungen alles andere als antiautoritär waren. Mit Recht hat damals eine Reihe jüngerer Studenten eine innere Genugtuung empfunden, als sie mit Rückendeckung des KSV den 68ger Autoritäten auch mal das Wort entziehen konnten.
Es ist eben deprimierend festzustellen, wenn sich manche Beteiligte nur gegen autoritäre Anmaßung mit neuer autoritärer Organisationsform wehren können und dies auch noch als Fortschritt betrachten. Dies war eben eine Zeit, in der man ohne Organisation nicht ernst genommen wurde, in der Einzelmeinungen nichts galten und nur Gruppen die Möglichkeit hatten, sich öffentlich zu Wort zu melden. Es gab eben noch nicht die Möglichkeiten des Internets. Hier ist es sogar einer kleinen Gruppe von Usern, die sich nicht mal kennen müssen, verstreut leben und sich nie gesehen haben, möglich, eine Kleinpartei zur Weißglut zu reizen. Alles was sie dafür brauchten, war ein Rechner und ein zum Forum zweckentfremdetes Guestbook.

In der Schlußphase der Parteigeschichte wurde auch in der Parteizeitung die Debatte offener geführt. Es ließ sich nicht mehr intern abhandeln, zuviel hatte sich an Zweifeln und Kritik aufgestaut. Immer mehr Beteiligte begannen aus ihrer ideologischen Scheinwelt aufzuwachen. Dies liest sich dann so.
Interessant ist ja, das gegen Ende der Parteidiskussion - also im Laufe 79 -eine Situation eintrat, in der Dinge gesagt werden konnten, für die man vorher ausgeschlossen worden wäre. weil sie mit einem gewissen doktrinären Konsens nicht vereinbar waren. Es gibt kein Gesetz, demzufolge eine Avantgarde aufgebaut werden muß. Das wir uns angemaßt haben, die Führung der Arbeiterklasse sein zu wollen, dafür gibt es keine Logik.
Mit so einer Aussage stellt man die Basis des Marxismus Leninismus in Frage. Dafür wäre man aus jeder Kommunistischen Partei achtkantig rausgeflogen. Wenn diese Erkenntnis bei der Parteiführung selbst angekommen ist, dann ist die Beendigung des Projekts nur konsequent und war immer noch die bessere Alternative als dem langsamen Zerfall abzuwarten, was genau mit den Konkurrenzsekten passierte, die sich 80 zunächst schadenfroh die Hände rieben. So heißt es dann auch rückschauend über die Parteiauflösung, sie ist gesprengt worden und nicht verrottet, die Zeit stellt einen furchtbaren Umweg dar, aber von geraubten Leben zu sprechen, finde ich absurd und idealistisch.
Doch, es stimmt schon, viele in solchen Vereinen sahen diese Zeit als vergeudete Jahre ihres Lebens an, in der sie sich abgemüht hatten und davon politisch kein greifbares Ergebnis sahen und sich hinterher fragten, für was eigentlich die ganzen Anstrengungen.

Erster Mai in Frankfurt

Auch in Frankfurt fand wieder die Maidemo auf dem Römer statt, ca 4000 dürftens gewesen sein. Gut, runden wir auf 5000 auf, hier wieder ein Bildbericht. Indymedia
Das Wetter meinte es gut, was will man mehr?

 Erster Mai ist DGB Demo und diesmal ein recht entspannter Erster Mai. Das lag natürlich daran, das die Jungen und die Schwarzkapuzen in Mainz beschäftigt waren. Daher ist der Altersdurchschnitt der Demo jenseits der 40. Römer ist natürlich auch stets ne linke Messe der diversen Vereine. Diesmal sind die Migrantengruppen gut vertreten, beim Ostermarsch hatten sie sich ja rar gemacht. Am aktivsten toben die Tamilen. Die Parole versteht zwar niemand, dafür machen sie Streetparty oder so. Das geht über ne Stunde so, ihre Power scheint keine Grenze zu kennen, na sind ja auch viele Jüngere drunter.
Na fein, schauen wir uns mal die Politlandschaft an. Die Aufbaukommis wieder mit fetten Transpi, wenn auch nicht ganz so überdimensioniert, vermute das Teil braucht die Ortsgruppe im Ruhrpott. MLPD sammelt Unterschriften für die Wahl und ist wieder mit naiver Malerei vertreten. Die Tanten vom Tarnverein Courage haben nen eigenen Stand, auch nicht beeindruckender. Hier kannst live sehen, wer hinter den diversen Webauftritten steht. Im www siehst ja meist nix davon.
Beim Kaffee sitzt die Gruppe, die bedingungsloses Grundeinkommen fordert und führt entspannt vor, wie das dann aussehen soll. Entspannt und entschleunigt. Eben, renn der Kohle nicht hinterher, die ist eh schneller.
Klar ist die Linke vertreten, dafür zeigt auch die SPD Höchst Flagge, die Frankfurter SPD traut sich schon nicht mehr her? ;-))) Frag ja nur.
MLPD und Trotzkisekte PSG scheinen sich Ständer vom Supermarkt ausgeliehen zu haben, doch statt für Gemüse wird hier für der echte Sozialismus, bzw. die Perspektive des Sozialismus verkauft. An Lesefutter mangelt es nicht und Marx und Engels hätten sich sicher nicht träumen lassen, das sie nun auch von "AnfängerInnen" gelesen werden. Daneben wartet die Schrift "Von Flammen und Dampfkesseln" geduldig auf einen Interessenten für Technikgeschichte und historische Industriekultur.
Von der Bühne werden wir freundlicherweise über den aktuellen Stand in Mainz informiert, nun das die Nazis nicht aus dem Bahnhof rauskommen, das hört man hier sicher gern.
Papier sammeln kannst hier auch, die Junge Welt gibts kostenlos, die UZ dagegen kost was, dafür bekomm ich eine ältere Ausgabe. Diesmal ist niemand weggestorben, dafür wird in dieser Ausgabe einigen verdienten Genossen und Genossinnen zum 80sten bzw. 60sten Geburtstag gratuliert. Na herzlichen Glückwunsch, dem schließen wir uns doch gerne an.
Hartz 4 heißt Mangelernährung, so in einen gemeinsamen Flugblatt der Erwerbsloseninis. Da kannst mal wenigstens was lesen. 3,85€/Tag für Essen und Trinken? Reicht ihnen das? Damit bekommst in Obervolta sicher ne Großfamilie satt und in Angola kannst damit den halben Marktstand leerkaufen. Wenn nur der Flug etwas günstiger wäre und wegen der Gewichtsbegrenzung mußt den halben Einkauf zurücklassen. Ok, Humor ist, wenn keiner lacht.
Wie üblich gibt s dann noch Kulturprogramm, da hat das Demovolk freilich schon sein Soll erfüllt. Wer etwas Geduld mitbringt, bekommt dafür noch Coverrock live, umsonst und draußen zu hören.


PS 2: Wer auf Kriegsberichterstattung steht, besucht die Seiten der traditionspflegenden Kleinvereine, mit ihren objektiven Demoberichten, die von allen subjektiven Ansichten leer gefegt sind, wo sauber und rein nur noch Massen, Klassen und richtige Forderungen übrig bleiben. Da sind die Beteiligten nur ausführende Organe und werden in einer antiseptischen Automatensprache abgehandelt, wie man man schon vor 30 Jahren lesen konnte.

Linker Pressespiegel
Hier nun einige Fundstücke aus dem Netz zum Thema.

Das schreibt Arbeit Zukunft.
Stuttgart
Wir verteilten „Arbeit Zukunft“ mit dem gemeinsamen 1.Mai-Aufruf. Am Ende hatten wir alle 400 Exemplare weg und 30 Euro Spenden.

Köln
Wir verteilten den gemeinsamen Aufruf zum 1.Mai von KPD, KPD/ML und uns, sowie „Arbeit Zukunft“. Wir führten viele interessante Gespräche, auch über die vielen K-Gruppen, die alle ihre Flugblätter verteilten und für viel Verwirrung bei den Arbeitern sorgten. Auch hier stellte sich heraus, dass der Aufbau einer starken Kommunistischen Partei in Deutschland notwendig ist, um diese Verworrenheit aufzulösen.

Diese vielen K Gruppen, immer diese Konkurrenz. ;-)))

Und dies lesen wir bei der Partei für Soziale Gleichheit (4. Internationale)
Die einzige Partei, die heute das Ideal des Ersten Mai hochhält, ist das Internationale Komitee der Vierten Internationale (IKVI). In seiner langen Geschichte hat das IKVI einen prinzipienfesten Kampf gegen alle politischen Tendenzen geführt, die sich an Nationalismus, Stalinismus und das kapitalistische System angepasst haben. Das IKVI sieht mit großer Zuversicht dem Anwachsen internationaler Arbeiterkämpfe entgegen und vertraut darauf, dass die Perspektive der sozialistischen Weltrevolution wieder aufleben wird.

Wie sind die einzig wahre Partei, wer sonst? Die Christensekten behaupten das ebenfalls, nur unsere Leut kommen in den Himmel.

Das Schönste kommt zum Schluß. Hier in voller Länge, der Aufruf des Genossen Eggers. Ein echter Lesegenuß.

Wir marschieren für die

WELTREVOLUTION !

Aufruf des Vorsitzenden der KPD / ML – Wolfgang Eggers

Seit 40 Jahren rufen wir den Kolleginnen und Kollegen in Deutschland zu : „Heraus zum Roten 1. Mai !“

Diesmal rufen wir euch zum ersten Mal in der Geschichte der KPD / ML direkt dazu auf,

unter dem internationalistischen Banner der heranreifenden proletarischen Weltrevolution zu marschieren !

Warum ?

Die KPD / ML stellt an euch die Frage, ob es heute noch ausreicht, sich mit den Kollegen und Kolleginnen in der ganzen Welt solidarisch zu erklären und sich am 1. Mai mit ihnen verbunden zu fühlen ? Allein auf sich gestellt und isoliert können die Arbeiter eines jeden Landes gegen die globale Übermacht des Kapitals nichts ausrichten. Jetzt, wo der Kapitalismus am Boden liegt, müssen wir uns zur Weltrevolution erheben: Wenn er wieder Kraft gewinnt, wird er uns nach enger an seine Ketten schmieden ! Darum reicht heute die alte Losung: „Proletarier aller Länder – vereinigt euch!“ nicht mehr aus. Sie muss durch eine neue, bahnbrechende Losung ergänzt werden: „Weltproletariat – vereinige alle Länder!“ Was ist darunter zu verstehen?

Das Weltproletariat hat sich im Weltmaßstab zentral organisiert, und vereinigt seine Kampfabteilungen in allen Ländern unter zentraler Führung. So können die Arbeiter der verschiedenen Länder ihren gemeinsamen Willen in gemeinsames Handeln verwandeln, können sie erstmals in geschlossener Formation auf die Weltbühne der Geschichte treten und in ihrer so gewonnenen, unbesiegbaren Welteinheit endlich mit der Weltherrschaft des Kapitalismus Schluss machen. Wir bilden hier in Deutschland also einen Frontabschnitt an einer gemeinsamen, zentral gesteuerten globalen Arbeiterfront gegen das globale Kapital. Das ist der einzige Weg, um zu verhindern, dass wir das morsche Gebäude des Weltimperialismus gegen unseren Willen wieder in jedem Land aufrichten müssen. Das ist der einzige Weg, um zu verhindern, dass es beim nächsten und übernächsten Mal wieder über alle Länder zusammenbricht und uns begräbt. Und das heißt, dass wir mit global gebündelter Kraft selber dafür sorgen müssen, dass sich der Weltkapitalismus nicht wieder erholen und uns erneut versklaven kann, dass wir über ihn die Weltmacht der Arbeiter errichten müssen..

Unsere Tradition des 1. Mai ist nunmehr 120 Jahre alt. Das ist eine stolze Zeit, in der wir viele Siege und Niederlagen erlebt haben und wir fragen euch Kollegen und Kolleginnen, was habt ihr gelernt aus diesen 120 Jahren ? Wollt ihr die nächsten 120 Jahre weiter für die Profite der Reichen schuften oder aufs Abstellgleis geschoben werden oder sollen sich etwa die Kolleginnen und Kollegen in aller Welt zum zigsten Male für die räuberischen Kriegsgewinnler auf den Schlachtfeldern gegenseitig abschlachten ?

Hat es in diesen 120 Jahren jemals einen solchen 1. Mai wie diesen gegeben, wo das ganze kapitalistische Weltsystem vor unseren Augen zusammengestürzt ist, um die Existenz von Milliarden Menschen unter sich zu begraben ?

Hat es jemals einen 1. Mai wie diesen gegeben, wo die Menschen auf dem ganzen Erdball in dramatischsten Situationen um ihr nacktes Überleben kämpfen ?

Hat es jemals einen 1. Mai wie diesen gegeben, wo das gesamte Weltproletariat noch schlimmer unter Arbeitslosigkeit, Lohnsklaverei und Menschenverachtung, weiter zunehmender Armut und bitterer Not zu leiden hatte ?

Hat es jemals einen 1. Mai wie diesen gegeben, wo die politische Überwachung und Unterdrückung sich dermaßen verschärft hat, dass die Freiheit der Menschheit in der Finsternis des Weltfaschismus, der Weltreaktion untergeht ?

Hat es jemals einen 1. Mai wie diesen gegeben, wo die Widersprüche unter den Großmächten sich durch die Weltkrise dermaßen verschärft haben, dass ein noch größerer Weltkrieg unvermeidlich vor der Tür steht ?

Was ist das für eine Zeit, in der wir jetzt leben ? Es ist eine Zeit, wo das Weltproletariat vor seiner größten und schwersten Prüfung steht. Es ist eine Zeit, die ihm die größten Opfer abverlangt, ihm aber auch die große Chance bietet, eine neue Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung zu schaffen. Es ist die Zeit, auf die die Arbeiter auf der ganzen Welt so lange gewartet , die sie seit langem herbeigesehnt haben – die Zeit ihrer Befreiung, die Zeit der Weltrevolution ! Die weltrevolutionäre Situation ist endlich da. Woran erkennen wir das ?

Die überwiegende Mehrheit der Weltbevölkerung will nicht so weiter dahin vegetieren wie bisher. Es ist für sie eine verschärfte, ja unerträgliche Lage eingetreten, die sie im Überlebenskampf unvermeidlich zum Widerstand, zum politischen Handeln zwingt. Und die Herrscher der Welt, die internationalen Monopolisten, sie können nicht mehr so wirtschaften und regieren wie früher, da sie in allen Ländern in ihre tiefste Krise geraten sind. Diese beiden Faktoren der weltrevolutionären Situation sind eingetreten und machen die politische Weltkrise, das Auslösen der revolutionären Massenbewegungen auf der ganzen Welt deutlich sichtbar. Die „zivilisierte“ Weltordnung ist in ihrem Fundament erschüttert, ihre Grundpfeiler wanken. Die Konterrevolution ist angesichts der katastrophalen Lage und der aufständischen Massen zur schärfsten Gangart gezwungen, und errichtet den Weltfaschismus, was den Widerstand nur noch weiter ansteigen lässt und die Weltrevolution unvermeidlich beschleunigt, bis sie die schwächste Stelle des Weltimperialismus durchbricht und sich unaufhaltsam über die ganze Welt ausbreitet. Jetzt bereiten sich das Weltproletariat und die Weltbourgeoisie auf ihre Entscheidungsschlacht vor. Wer – wen ? Wenn die Weltrevolution den Weltkrieg nicht verhindert, wird der Weltkrieg die Weltrevolution herbeiführen – auf jeden Fall bedeutet dies das Ende des Weltkapitalismus und den Beginn des Weltsozialismus, den keine Macht der Welt den Arbeitern wieder wegnehmen kann !

Es lebe der Rote 1. Mai 2009 !

Proletarier aller Länder – vereinigt euch ! Weltproletariat - vereinige alle Länder !

Es lebe der proletarische Internationalismus !

Es lebe die Große Sozialistische Weltrevolution !

Wer sich mit unserem weltrevolutionären, proletarischen Standpunkt genauer beschäftigen möchte, der ist auf unser Homepage der KPD/ML und der Homepage der Komintern / ML herzlich willkommen: