Mittwoch, 3. Juni 2015

Roter Aufbau

Rote Szene Hamburg
Für einen roten Aufbau.

So die Überschrift für eine Erklärung eines Vereins aus Hamburg, der sich umbenannt hat und dies der Netzwelt verkündet und großspurig verkündet.
Dies soll nicht nur ein Schlusstrich sein, sondern gleichzeitig ein Neuanfang, denn wir starten einen neuen Angriff auf Staat und Kapital!
Nichts weiter als ein neuer Versuch mit einer hierarchisch autoritären Parteisekte Politik zu machen und auf Deppenfang zu gehen. Nichts was man ernstnehmen oder überbewerten müßte. Dafür haben sie aber einen Schrieb zusammengetippt, der alle Fehler und Dummheiten der Vergangenheit reproduziert, als hätte es seitdem keine neuen Einsichten gegeben.

Eine Zeit lang drohten wir durch falschen Einfluss in Dogmatismus und Sektenwesen abzurutschen.

Na schau an, wer hätte das gedacht?

Wir wollten raus aus der linken Szene, haben aber unsere eigene geschaffen.

So hat s doch schon mal angefangen. Raus aus dem antiautoritären Sumpf der Studenten, 68er und Hippies. Den revolutionären Parteiaufbau vorantreiben. 45 Jahre ist das nun her. Nicht zu fassen.

Hervorzuheben ist, dass wir kein abgeschlossenes Weltbild haben……..

Wer das glaubt, wird im folgenden Text doch sehr ernüchternde Zeilen finden. Hier hab ich mal die Highlights vorgestellt.

Normalerweise müsste die revolutionäre Linke in Deutschland großen Zulauf haben, doch durch eigene Fehler hat sie sich an den Rand der Bedeutungslosigkeit manövriert.
Die verschiedenen kommunistischen Gruppen spielen sich als Hüter der wahren Linie auf und degradieren den wissenschaftlichen Sozialismus auf Phrasendrescherei und Dogmatismus. Hinzu kommt eine gewaltige Priese Sektierertum, was sogar die Zusammenarbeit von Kleinstgruppen verhindert. So wird vielleicht die gruppeninterne Linie in ihrer Reinheit gewahrt, doch es entsteht keine wirkliche Bewegung…..

Das kann man auf ihren Webseiten bestaunen, die recht museal wirken. Freilich haben wir hier den Fall, das eine Sektengruppe die anderen als Sekten kritisiert. Ist auch nicht neu und war in den 70ern der Normalfall. Hier geht’s bereits mit dem Begriff wissenschaftlicher Sozialismus los. Wer das ernst nimmt, dem scheinen die Diskussionen um die Frage entgangen zu sein, ob die Soziologie zu den exakten Wissenschaften zu rechnen ist. Oder wie kann ein politisches Programm, das erst noch realisiert werden muß, was mit Wissenschaft zu tun haben? Bekanntlich wollte Marx den Arbeitern was in die Hand geben und im 19. Jahrhundert glaubte man eben an die Wissenschaft als Allheilmittel. Nur die Dogmatiker können sich bis heute nicht von diesem Begriff trennen.

Unsere Aufgabe muss aber gerade darin bestehen, diese Bewegung aufzubauen – jedenfalls wenn wir mehr sein wollen als ein nostalgischer RentnerInnenverein oder eine StudentInnengruppe.

So verstaubt sie daherkommen, dogmatische Gruppen glauben durch das BinnneI heute szenegerecht rüberzukommen und versuchen sich anzubiedern. Es wirkt eher lachhaft.

Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind…..

Hier zitieren sie Marx und übersehen dabei, daß die sozialistische Revolution in den meisten Ländern erfolgreich war, in denen die Produktivkräfte entweder unterentwickelt oder kaum vorhanden waren. Marx lesen und Hirn abschalten, so funktioniert Dogmatismus.

So werden in manchen Regionen dieser Welt islamistische Terrorgruppen wie in Syrien aufgebaut; anderen Ortes werden faschistische Gruppen wie in der Ukraine gefördert, um Länder in ein Bürgerkrieg zu verwickeln, wenn es bestimmten imperialistischen Interessen dient.

Schön wenn man wie gehabt, die üblichen Verdächtigen für verantwortlich machen kann. Alles eine große Verschwörung der Imperialisten. Alles von denen gesteuert? Damit enthebt man die Beteiligten jeder Eigenverantwortung und unterstellt ihnen, sie wüßten nicht was sie tun oder seien unfähig zur Eigenentscheidung. Folglich kann man sie auch für nichts haftbar machen.  Das Weltbild von Leuten, die sich Politik nur als zentral gesteuerte Aktion vorstellen können. Witzigerweise wurden Kommunisten genau so von ihren Gegnern bezeichnet, als vom Osten gesteuert und völlig falsch war es ja nicht. Die APO wurde genauso diffamiert, denn die Rechten konnten sich das nicht anders denn als gesteuerte Geschichte vorstellen. Ein Weltbild das sie mit den dogmatischen Kommies teilen.

Im Kapitalismus haben sich verschiedene Industrien herausgebildet, die Menschen von den realen Verhältnissen ablenken und sie betäuben. Die Kulturindustrie, aber auch die Medien und die Werbung sind Mittel, um das objektiv notwendige und zugleich falsche Bewusstsein, also Ideologie, zu produzieren. In diesem System ist es notwendig, die Menschen von den realen Ausbeutungsverhältnissen abzulenken…..

Diese Kritikform ist auch nicht gerade neu. Kann man bereits bei den K Gruppen der 70er Jahre nachlesen und dies in ziemlich genauer Wortwahl. Witzigerweise benötigte sogar die DDR einige Exemplare an Ablenkung von der drögen Parteipolitik und bis heute gelten sie als legendäre Produkte in der Zone. Eulenspiegel, Das Magazin u.a. Genießen noch heute Kultstatus, auch wenn die aktuellen Ausgaben schon langen nichts Außergewöhnliches mehr darstellen.  Sogar im Realsozialismus wurden Produkte geduldet (gezwungenermaßen) welche die Menschen von ihren realen Verhältnissen (im Sozialismus!) ablenkten.
Tia, die Kommunisten. Zeitungen die den Lesern den ganzen Tag einhämmern, der Kapitalismus ist schlecht, verkaufen sich eben nicht so gut. Das erkannte schon Münzenberg und produzierte die Arbeiterillustrierte. Zum Dank wurde er später aus der bereits verbotenen KPD ausgeschlossen.

Faschismus ist die autoritärste Form der Diktatur des Kapitals. Der Faschismus setzt dabei jedoch nicht bloß auf nackte Gewalt, sondern auch auf eine Massenbewegung innerhalb der Bevölkerung.

Wieder mal Dimitrovs Faschismustheorie. Aber woher kommt dann die Massenbewegung? Alles Kleinbürger, wie es uns die Kommunisten bis heute verkaufen wollen? Dazu lesen wir auf Wikipedia:
Von Kritikern wie dem deutschen Historiker Gerd Koenen und dem amerikanischen Politologen Daniel Pipes wird die Agententheorie aufgrund ihrer monokausalen, personalisierenden und moralisierenden Erklärung eines komplexen Geschehens als Verschwörungstheorie bezeichnet.

Der deutsche Faschismus war wohl bisher der aggressivste seiner Art. Nicht nur, dass er die Welt in den bisher blutigsten Krieg stürzte. Auch hat er mit seinem Vernichtungsantisemitismus den industrialisierten Massenmord an den europäischen Jüdinnen und Juden begangen und somit den absoluten Tiefpunkt menschlicher Zivilisation erreicht. Mit nur rationalen Argumenten ist er historisch nicht mehr fassbar, denn die antisemitische Vernichtungsideologie hat u.a. wichtige Kriegslogistik für den Holocaust genutzt, obwohl sie an der Front benötigt wurde.

Na  sowas. Sogar Kommunisten lesen Webseiten? Ist es sogar bei denen angekommen, daß sich der Nationalsozialismus nicht einfach rational als Weg zur Gewinnmaximierung erklären lässt? Na fein, wenn die historischen Forschungsergebnisse doch nicht völlig spurlos an euch vorbeigegangen sind.

„Ihr könnt keinen Kapitalismus ohne Rassismus haben“
…….Für den Kapitalismus ist dieser Umstand äußerst nützlich. Der Rassismus als eine Form der vermehrten Konkurrenz innerhalb der Arbeiterklasse vergrößert dessen Spaltung…….

Die alte Story, weil die Kapitalisten von Rassismus profitieren, sind sie auch dessen Urheber. Dies verkürzt ein komplexes Phänomen auf einen Schuldigen, der für alles Übel verantwortlich ist. Wie bekannt, in der DDR gab es keinen Rassismus, weil es diesen nicht geben durfte.  Umso offener brach er nach der Wende hervor, nicht nur da, auch in anderen Ländern Osteuropas. Das Rassismus für den Kapitalismus sogar störend sein kann, zeigte sich daran, das sich große Firmen gegen Fremdenhass positionierten, da in ihrem Hause viele Volksgruppen zusammenarbeiten müssen. Da ist Fremdenfeindlichkeit eher ein Störfaktor. Auch das gibt es, ganz so einfach ist die Welt auch nicht.

Demnach muss eine emanzipatorische und revolutionäre Bewegung sich immer noch in der Arbeiterklasse verankern. Nicht irgendwelche KleinkünstlerInnen oder SoziologInnen sind die Motoren der Veränderung im Kapitalismus. Sie können an Bewegungen teilnehmen, aber Bewegungen können nur Erfolg haben, wenn sie die Produktion erheblich sabotieren oder still legen können.

Wär auch etwas viel verlangt. Hat das überhaupt jemand behauptet? Mit Kleinkunst schafft man den Kapitalismus sicher nicht ab, aber auch nicht, wenn man versucht sich in der Arbeiterklasse zu verankern ohne zu wissen, wer das überhaupt ist, was sie will und ob sie überhaupt als Ankerplatz für irgendwelche emanzipatorische Bewegungen fungieren will. Sind wir etwa der Hafen für jeden dahergeschwommenen Seelenverkäufer?
Schon diese Pfeife Sartre sagte, der Intellektuelle muß seinen Platz im Volk einnehmen, den Platz der ihn dort erwartet.  Darauf folgte die Antwort etwa so. Aber in den USA hat das Volk Nixon und den Vietnamkrieg gewählt, sie hasst alles was links und intellektuell ist und ihre Sprache und Einstellung reflektieren diese Haltung.

Uns ist aber auch klar, dass die Werktätigen nicht alleine solch eine Bewegung aufbauen können, sie benötigen auch andere Klassen und Schichten als Verbündete. So müssen KommunistInnen auch auf jegliche sozialen, politischen und kulturellen Bewegungen Einfluss nehmen, die Interessen der Werktätigen vertreten und sie schließlich zu einer revolutionären Bewegung bündeln. Auch wenn die kommunistische Bewegung aktuell eher aus AkademikerInnen und Wohlstandslinken besteht…..

Wohlstandslinke!!! Der war gut. Geht das wieder los? Die Intellektuellen als Studenten und damit Privilegierte werden von der Partei in die Pflicht genommen dem Volke zu dienen. Na das hatten wir doch schon mal. Was habt ihr mit den Wohlstandslinken vor? Auf den Rübenacker wie in China? Damit sie das gesunde Landleben kennenlernen? Oder wieder ab in die Fischmehlfabrik? Gibt’s die in Cuxhafen noch oder ist sie längst pleite und ein Lost Place? Axo, die sollen nur zu einer revolutionären Bewegung gebündelt werden. Und daher muß man auf die Bewegungen Einfluß nehmen und den Standpunkt der Arbeiterklasse vertreten? Ich glaub fast ich les gerade die KVZ. Schon seltsam, das den Leuten auch nichts Neues mehr einfällt.

….so können wir unsere Aufgaben nur erfüllen, wenn wir Einfluss auf die Arbeiterklasse und Unterschichten entwickeln. Jenseits von Arbeiterfetisch und romantischen Vorstellungen von der Arbeiterklasse….

Wie Einfluß auf die Unterschichten nehmen? Dazu könnte man sich ja die Assis bei RTL reinpfeifen, einschließlich ihrer Ausdrucksweise, um die Assos da abzuholen, wo sie stehen. Nein, das war kein ernstgemeinter Vorschlag. Nicht das ihr das wirklich macht und ich war s gewesen.
Na schau an, aber die Arbeit auf s Podest stellen, etwa Arbeit adelt oder ehrliche Arbeit und die ganze Heroisierung der Maloche? Auch bei euch angekommen, daß dies auch nur Ideologie ist die markanter Weise vom Faschismus mißbraucht wurde und der man schon deswegen misstrauen sollte? Und was die romantischen Vorstellungen von der Arbeiterklasse angeht, das nannte man in den 70er den Proletenkult der K Gruppen. Doch nicht alles vergessen? Na wunderbar, dann besteht ja noch Hoffnung.

Der nächste Schritt ist die Erlangung der Hegemonie in Kultur, Wissenschaft, Betrieb und auf der Straße. Dies klingt etwas größenwahnsinnig, aber wenn wir erst mal anfangen kontinuierlich Stück für Stück mehr Relevanz in der Gesellschaft zu entwickeln, dann ist dies gerade der Kampf um Hegemonie. Erst wenn unsere Gruppe eine relevante Arbeit in Hamburg entwickelt hat, kann man sich über eine bundesweite Vernetzung mit anderen revolutionären Gruppen zusammen setzen…


Hamburg zieh dich warm an, der rote Aufbau will die Hegemonie erlangen. Na halb so wild. Die Praxis wird wieder mal darin bestehen, auf diversen Demos die eigenen Transpis vorzuweisen und diese dann propagandagerecht im Blog damit anzugeben. Wir bestimmen das Erscheinungsbild, wir sind die Avantgarde, wir haben ergebnisorientierte Jugendliche. Die werden auch älter. Das hatten wir alles schon mal, nur ohne Internet.

PS: Bibliographie zur Linkssxtremismusforschung hat diesen Beitrag verlinkt. Kann ich mir nicht aussuchen und politisch hab ich nichts mit denen zu tun. Das ich mit diesem Blog ab und an Beifall von der falschen Seite bekomme, kann schon mal vorkommen, ist aber noch lange kein Nachweis, das ich deswegen falsch liege. Früher sahen Dogmatiker und Primitivlinke das als Beweis an, das man nur dem Feind nützt. Weil man nicht länger bereit ist, eigene Mißstände im Interesse der Sache zu verschweigen. Die Zeit sollte vorbei sein, das sich Kritiker so leicht zum Schweigen bringen lassen.

Siehe auch: 
Sozialistische Linke
Die Tageszeitung
Wir wollen keine Polit-Sekte sein.