Linke
Wahnwelten
Wenn dir die eine Welt nicht passt, such dir ne andere.
Oder schaff dir ne eigene Welt. Das hat ich ca 89 bereits getan und hier ging
es um Farbe.
Da findest in ner ehemals linken Zeitung die
passende Vorlage als Werbeanzeige und daraus schneidest ein Papierteil. Na an
die Wand damit, nichts weiter als ne graphisch stilisierte Frau. Das in
Bockenheim an die Wand gesprüht und kurz drauf wurd s mit n Verbotszeichen
übersprüht. Da hat der selbsternannte Kiezwart zugeschlagen, das ist offenbar
sexistisch und sowas hat im linken Freiraum Bockenheim nichts zu suchen.
Das war einer der letzten Versuche der Altlinken ihr
Revier an der Wand zu verteidigen. Mittlerweile hatten sich die Writer
breitgemacht und diesen Gestörten hatte der altgediente Politparolenmaler
nichts mehr entgegenzusetzen. Jedenfalls bin ich hier noch einmal mit der alten
Welt der Linken zusammengestoßen auch wenn ich mich von denen schon lang
verabschiedet habe. Diese Zensurform an der Wand blieb ein Einzelfall, künftig
machten wir an der Wand was wir wollten, das war nun unser Revier und die Linken
rafften nicht mal was das sollte.
Der nächste Zusammenstoß erfolgte erst Jahre später,
aber das war mein Problem. Was hatt ich auch im Internet verloren? Zwar noch
keine Ahnung von der Technik, also machst deine ersten Gehversuche in nen
Guestbook und mißbrauchst es als Forum. Ein paar satirische Bemerkungen und
schon wirst zur Zielscheibe von Linken mit geschlossenen Weltbild, die es
offenbar nicht aushalten, wenn jemand ihren angelesenen Schrott nicht
bedingungslos zustimmt.
Dies wiederholt sich auf einen weiteren Forum das
auch nicht mehr online ist, womit ich freilich nichts zu tun habe. Seitdem bin
ich ein Sexist und Mackerschwein und was noch alles.
Nur Bleiwüsten zu verfassen wird langweilig und so
landest bei Indymedia. Hier kannst auch Bildchen veröffentlichen und das macht
mehr Laune. Geht es da freilich um das Thema Feminismus, dann sieht es da nicht
anders aus, man zieht schnell den Hass von Leuten auf sich, die gegen eine
übermächtige Welt kämpfen, die sich allerdings recht unbeeindruckt zeigt und
umso mehr kommt der Hass gegen Abweichler auf der "eigenen" Seite
hoch.
Wir können über alles reden, nicht aber über linke
Gewissheiten und ewige Wahrheiten. Die hat niemand in Frage zu stellen der zu
uns gehören will. Aber wer ist "uns" und wozu will ich dazugehören?
Die Möglichkeit auf Indymedia unveröffentlichtes Bildmaterial zu posten lass
ich mir nicht verbieten und das hielt mich wohl da, sonst hätt ich früher oder
später diese Gläubigen sich selbst überlassen, zumal ich oft genug zensiert wurde.
In einen Posting so oft, daß der Inhalt nicht mehr nachvollziehbar ist. Das
Internet ist groß genug und die Mehrheit der Seiten wirst ohnehin nie besuchen
können. Nachdem ich es dann zur eigenen Seite gebracht hab, hat ich ohnehin
einen Bereich, wo mich niemand stört, dafür aber nach Anklick als Drecksexist
bezeichnet wurde. Der Bezeichnung stimme ich sogar zu.
Worin besteht der Unterschied? Früher in der guten
alten Offlinezeit fand die "Kommunikation" über Flugis, Kleinpresse
und der TAZ statt. Wenn man da von Kommunikation reden kann, eher ne
Einwegkommunikation. Ich schreibe, du darfst lesen und die Klappe halten. Auch
das Medium Kleinpresse war ja nie so offen, das es jeden zur Verfügung stand.
Ich tat also das, was die Mehrheit auch tat. Klappe
halten und das linke Graupapier irgendwann sich selbst überlassen, zumal ich
irgendwann nach der ID Zeit nicht mal Archivmäßig damit zu tun hatte.
Immer der gleiche Schrott, immer das ewige Gejammer,
ich konnt s nicht mehr sehen. War hier nicht der einzige Verrückte unter lauter
Normalen.
Die Vielfalt linker Presse war mir aus ID
Archivzeiten noch gut vertraut. Nur stieg weder ihre Auflage, noch konnten sie
langfristig überleben. Ihre eigene Leserschaft, selbst da wo sie noch aus
Solidarität ohne großes Interesse das Zeug gekauft hatten, ließ es irgendwann
sein und die Blätter verschwanden aus der Druckwelt. In der Druckwelt kann man
schlecht widersprechen also steht da der Mist und man meint, es sei
allgemeinverbindlich. So entstehen eben Dogmen, Vorurteile und geschlossenen
Wahnwelten. Einige lassen sich hier anführen, die Liste ist sicher nicht
vollständig.
Die Welt könnte so schön sein und es gäbe keine
Probleme, gäbe es nicht Kapitalismus, Imperialismus, Amis, Zionisten, Sexismus, Patriarchat und
weitere Plagegeister die dem Durchschnittslinken den Tag versauen.
Frauen sind die besseren Menschen und Männer sind grundsätzlich schlecht,
weil Sexisten und potentielle Vergewaltiger, jedenfalls können wir ihnen nicht
trauen. Wenn in der Dritten
Welt die "Völker" gegen Imperialismus und Zionismus kämpfen ist das
grundsätzlich gut. Wer genauer hinschaut ist ein Verräter und Kameradenschwein.
Migranten sind grundsätzlich gut und über jeden
Zweifel erhaben, wer das etwa wegen deren Umgang mit den eigenen Töchtern thematisiert
ist ein Rassist.
Je dunkler die Hautfarbe, desto höher die
Wertschätzung, afrikanische Diktatoren und Kriege mit Kindersoldaten stören nur
das Bild vom edlen Wilden.
Als linker Mann, zudem weiß, in Europa lebend und
"reich" was heißt, das man nicht unter der Brücke wohnt, hat man sich
für alles Elend der Welt verantwortlich zu fühlen und dafür mit Politarbeit
Buße zu leisten.
Als linker Mann hat man sich für 10 000 Jahre
Frauenunterdrückung schuldig zu fühlen und diese Last bereitwillig auf seinen
Schultern zu laden.
Feminismus ist gut und über alle Zweifel erhaben,
wer das anders sieht, ist ein Drecksexist.
Sprache ist sexistisch, als Linker hat man das
BinnenI zu beachten, Mann/Frau oder Mensch zu schreiben und die Sprache zu
verunstalten.
In linken Flugis und Blättchen steht stets die
Wahrheit und der Inhalt ist über jeden Zweifel erhaben. Er muß nur noch an die
doofe Masse verteilt werden.
Die Liste ist keineswegs vollständig dafür artet sie
schon jetzt in blanker Satire aus.
Sex steht unter Generalverdacht, jedenfalls wenn er
anatomischen Unterschieden folgt.
Frauenbilder sind grundsätzlich sexistisch und
machen die Frau zur verfügbaren Ware, daher pfui.
Die Arbeiterklasse ist grundsätzlich gut, auch wenn
sie auf unsere Patentlösungen scheißt und stattdessen mehr Geld oder wenigstens
einen sicheren Arbeitsplatz will.
Minderheiten sind immer zu unterstützen, schon das
sie eine Minderheit sind macht sie über alle Kritik erhaben.
Linke Freiräume sind grundsätzlich gut, das die
soziale Kontrolle da oft schlimmer als im Kloster ist, sollte nicht weiter
thematisiert werden.
Linke Zusammenhänge sind unsere Kuschelecke und
unser Rückzugsgebiet gegen die Widrigkeiten der bösen Welt, daher unser
stärkstes Druckmittel um alle rauszuschmeißen die sich danebenbenehmen.
Auf Demos wird nicht fotografiert, wer das macht ist
n Spitzel. Sollte es doch einmal Demobilder geben, dann sind grundsätzlich alle
Gesichter unkenntlich zu machen, wer nach Sinn und Grund fragt hat bei uns
nichts zu suchen.
So könnt es problemlos weitergehen, schaut man sich
in diesen Wahnwelten um, dann fragt man sich, was tun wenn die Gestörten
wirklich die Macht hätten? Flüchten?
Das Internet macht es möglich, man kann sich zu Wort
melden und dem gedruckten Irrsinn widersprechen. Die interaktive Beteiligung
ist das Neue an diesen Medium und so muß man nicht jeden Unsinn einfach
schlucken. Es geht nicht darum, ob man von vielen zur Kenntnis genommen wird,
es reicht, daß man sich erstmal einmischt. Wenn das genügend User tun, dann
können sie extreme und durchgeknallte Ansichten sehr schnell der Lächerlichkeit
preisgeben.
Und dann kommt der Hass hoch, dann erlebst schnell
wie die Nerven blank liegen und wirst zur Zielscheibe. Dann wird nicht mehr
argumentiert, dann zeigt sich, wie wenig Argumente sie haben und es bleiben nur
noch unsachliche Wertschätzungen. Klar verlierst dann selbst die Geduld und auf
dieser Ebene kann ich s auch, sogar besser. Dankenswerterweise findst dann die
eigenen sprachlichen Glanzleistungen im www als Zitat wieder. Das lief ja
besser als erwartet, soviel Aufmerksamkeit hast gar nicht erwartet. Das muß man
eben wegstecken können. Es bestätigt nur, daß man nicht so danebenliegen kann.
Was man hier erlebt, diese aus Regalmetern von Bleiwüsten, frei von jeder
Realität zusammengebauten Wahnwelten sind so instabil, daß sie mit Hass uns Wut
gegen jede noch so kleine Abweichung verteidigt werden müssen, sonst droht das
ganze Kartenhaus zusammenzukrachen.
Bleibt noch die Frage, warum tust dir das an? Lass
diese Irren doch einfach im eigenen Saft schmoren. Ist s nur diese
Scheißvergangenheit die dich nicht loslässt? Mal zuviel reingesteckt um sich
einfach sang und klanglos zu verpissen? Wer dabei war darf sich zu Wort melden,
sonst glaubt dieser überhebliche Haufen immer noch, sie haben die Wahrheit für
sich gepachtet.