Samstag, 23. Juni 2012

Politsatire

Grenzen der Kritik

Sicher kann man die verbliebenen Parteisekten in vielfältiger Form kritisieren und die MLPD ist ja nur ein Auswuchs davon. Man kann es in ernsthafter Form versuchen, was eher unergiebig ist, denn an den Adressaten prallt sowas wirkungslos ab. Will man sie ärgern, greift man zur Satire, denn das mögen sie nicht. Fühlen sie sich bei ernsthaft vorgetragener Kritik noch ernst genommen, so sehen sie, das die Satire sie überhaupt nicht für voll nimmt und das bringt sie naturgemäß auf die Palme.

Der Grund, weshalb ernsthafte Auseinandersetzung nichts bewirkt ist denkbar einfach. Diese Sekten haben sich ihre eigene Wahnwelt geschaffen und filtern die Infos der Außenwelt. Alles was ihr Weltbild bestätigt, wird freudig aufgenommen, was ihren Weltbild widerspricht oder nicht reinpasst, wird als antikommunistische Hetze oder Verfassungsschutz zurückgewiesen.

Wie soll man sich also mit Menschen auseinandersetzen die man auch als Gläubige betrachten kann? Man kann mit ihnen über vieles reden, nicht aber über ihre geheiligten Güter.

Die Auseinandersetzung wird auch deswegen sinnlos, weil man von ihnen keineswegs als gleichwertiger Diskussionspartner betrachtet wird. Sie sind es ja, die wissen wo es lang geht, sie kennen die Wahrheit und alle anderen sind eben noch nicht soweit und müssen bekehrt werden.

Daher sollt man nicht in die Falle tappen, sich mit ihnen auf der Ebene ihrer Ideologie auseinanderzusetzen. Hier landet man nur im Gestrüpp theologischer Debatten und findet kein Ende. Die entscheidende Denkfalle ist dabei, diese Ideologie als Autorität zu akzeptieren und so den eigenen Gedanken zu entwerten. Dies ist nicht nur auf den Marxismus/Leninismus beschränkt, das trifft auf alle Glaubensgemeinschaften zu. Kritisiere die Kirche nie mit Bibelzitaten, da hast schon verloren. Zeige einen Zeugen Jehovas nicht die Bibel, zeig ihm den Mittelfinger oder besser noch den Spiegel. Soll heißen, schau dich doch an, macht Sektierertum alt und häßlich? Du selbst bist doch die beste Antiwerbung.

Leiten wir von den Zeugen Jehovas über zur MLPD. Warum gerade die? Na klar, die tretmühlenartige Aktivität der MLPD Mitglieder erinnert doch an die Wachturmdealer die genauso erfolgreich in der Fußgängerzone rumstehen.


Forumsbeitrag
Verfasst am: 21.10.04 
Begriffsstutzig?   
Vermutlich wollen unsere Gläubigen nix kapieren und das ist mir gut vertraut. Mit Ideologiegläubigen kannst nicht reden, sie sind keinen Argumenten zugänglich. Genau so gut kannst einen Katholiken die Unlogik der Jungfrau Maria auseinandersetzen. Der braucht keine Logik, wozu auch? Ist eben ein Bestandteil des Glaubens. Mit den Kommunisten sieht es genauso aus, sie glauben eben an die Revo, die Arbeiterklasse und die führende Rolle der Partei weil sie dran glauben wollen und auch dran glauben müssen. Anders wären die Nachrichten der letzten 15 Jahre ja nicht auszuhalten gewesen ohne die Blauen Bände in de Maa zu schmeißen und gleich hinterher zu hüppe. Muß man Verständnis für haben. *g* In den 70igern gab s viele Gläubige und der Sprachgebrauch, in dem es von Sektierern, Renegaten, Ketzern und Abweichlern nur so wimmelte, war ja auch original von der Theologie geklaut. Viele ansonsten durchaus helle Köpfe verbogen sich das Hirn um Sachen zu rechtfertigen und fragten sich im Hinterkopp, ob sie eigentlich selbst dran glaubten. So beeindruckend sie die hiesigen Verhältnisse kritisieren konnten, noch mehr Hirnschmalz verwendeten sie dafür, die gleichen Verhältnisse zu rechtfertigen wenn sie statt in der BRD in der DDR, UDSSR oder China liefen. Je nach Ausrichtung. Wer will mir da weißmachen, die MLPD sei anders? Es ist ja die gleiche Ideologie die sie vertreten. Und komm nun niemand mit dem Quatsch von kleinbürgerlich und proletarisch. Kleinbürgerlich, dieses Schimpfwort schlugen sich die Sekten schon damals gegenseitig um die Ohren. Einen Unterschied zur MLPD gibt es. Allein die drei Parteien KPD, KPD/ML und KBW hatten zusammengenommen ein Umfeld von 50000 und brachten sogar mal ne Demo in Bonn von 20000 zustande. Dagegen ist die MLPD eher n Kleintierzüchterverein. Trotzdem zerfielen diese Sekten um 80 zur Bedeutungslosigkeit. Die MLPD wird s besser machen? Wer s glaubt..... aber wie gesagt, man muß eben dran glauben.

Sammlung kleiner Gemeinheiten aus dem Gästebuch Erwin Scholz

Komm in die Partei, da findest auch Freunde. Wir sind doch alle an einen gemeinsamen Projekt beteiligt. Nun haben einige damit so ihre Erfahrungen gemacht.

Wer es wissen wollte, hat davon gelesen. Als in Stalins Reich viele in Ungnade fielen, auch deutsche Kommunisten im Exil, war es lebensbedrohend mit ihnen was zu tun gehabt zu haben. Schnell distanzierte man sich von denen. Man wollte nicht da mit hineingezogen werden um auch noch abgeholt zu werden. Herbert Wehner hat darüber geschrieben.

Nachdem die Parteien in den 70igern das Feld bestimmten, waren auch viele dabei und fanden auch da drin Freunde, glaubten sie. In Aussteigerberichten ist auch immer wieder der Vorgang zu finden, wenn jemand mit dem Verein Ärger bekam und die politische Chemie nicht mehr stimmte, oder sogar sich vom Verein trennte, auf einmal hattest keine Freunde mehr. Mit dem (der) wollte niemand mehr was zu tun haben. Auf einmal stellten die Betroffenen fest, das waren keine Freunde. Mehr als die gemeinsame Parteiarbeit verband sie kaum und wenn Zusammenhalt nur von dem gemeinsamen Ideologiebekenntnis abhängt, dann kann man darauf besser verzichten. Wenigstens war das nicht lebensbedrohend, aber trotzdem für viele eine Lebenserfahrung die mehr einschlug als 1000 Flugblätter.

Das dürfen sich die Mitglieder der MLPD oder sonstiger Vereine mal hinter die Ohren schreiben. Es könnte ihnen mal genauso gehen.

Die vom Verfassungsschutz gesteuerte Schmutzkampagne gegen die MLPD und ihre führenden Repräsentanten zeigt inzwischen Wirkung - allerdings ganz anders, als ihre Urheber sich das gedacht haben. Die Homepage des fiktiven Erwin Scholz, die eine Drehscheibe der Hetze war, ist inzwischen aus dem Internet verschwunden auf Grund der juristischen Schritte der MLPD. Bereits vorher mussten zwei Internet-Gästebücher des ,,Erwin Scholz" stillgelegt werden.

,,Hiermit möchte ich meine Entrüstung zum Ausdruck bringen über die Verleumdungen

Es war sofort klar, dass wir uns mit euch solidarisch erklären und wir weisen diese Verleumdungen bzw. Angriffe entschieden zurück ...

Woran erinnert uns das? Irgendwie doch an die gesteuerten vorgefertigten Beschuldigungen wie sie zur Zeit der großen proletarischen Kulturrevolution in China alltäglich waren.

Guestbookeintrag
Die Begriffe auf ihre Bedeutung zurückführen? Und die finden wir bei Marx und Engels, wo auch sonst. Ist mir ohnehin unbegreiflich, wie die Menschheit vor diesen Meisterdenkern überhaupt irgendeinen sinnvollen Satz zu Papier bringen konnte.

So und nun ernsthafter? Es juckt mich nicht die Bohne, wovor der Kleinbürger Schiß hat, ins Proletariat abzusinken und so, darum geht s hier nicht. Es geht um den Kampfbegriff Kleinbürger und den Mißbrauch der Jahrelang damit getrieben wurde. Das von der Parteiführung Leut in die Betriebe geschickt wurden um in der Produktion ihre kleinbürgerliche Denkweise zu überwinden, ist heute noch lachhaft. Was haben die denn als Hilfsarbeiter produziert? Da trafen sie auf andere Arbeiter, denen brauchten sie nix von proletarischer Denkweise zu erzählen, die hätten da nur gefragt, willst mich verscheißern? Denkweise? Wir sind Arbeiter und zu Tarifzeiten wolln wir das die Gewerkschaft n paar Mark mehr raushaut. Das war für sie proletarische Denkweise, nur nannte das niemand so. Etwa der freiwillige Lohnverzicht wie er in Parteikreisen üblich war (später wurde dies bei den Grünen zeitweilig fortgesetzt), sollte die Kleinbürger dem Proletariat annähern. Weest was die Malocher zu sowas gesagt hätten? Biste blöd? Freiwillig auf Geld verzichten das du bekommen kannst? Also ich tät mitnehmen was ich kriegen kann, ich glaub du spinnst. Soviel zur berühmten proletarischen Denkweise.

Da aber niemand so recht wußte was proletarische und bürgerliche Denkweise so sein sollten, genau festgelegt waren sie nicht (und komm mir nun niemand mit Marxzitaten angeschissen, es gab keinen eindeutige Definition, oder ich muß damals in einer Parallelwelt gelebt haben), eigneten sie sich zu einen hervorragenden Druckmittel um Parteimitglieder auf Linie zu bringen. Der KBW brachte es darin zur wahren Meisterschaft und die psychischen Dramen die sich abspielten, einige haben es nach langen Jahren endlich geschafft, darüber im www zu schreiben. Muß echt der reinste Horror gewesen sein.

Auch deswegen bekomm ich n Brechreiz, wenn ich heut wieder diesen Scheißdreck von bürgerlicher und proletarischer Denkweise zu lesen bekomme. Wer das noch ernst nimmt, nun der muß die letzten 30 Jahre fernab von Zeitung, Radio und Internet verbracht haben.

Saul 2005