Living
in the past
Leb ich in der Vergangenheit? Diese Frage wurd mir
schon mehrmals gestellt. Ich könnt sie so beantworten, ich habe eine
Vergangenheit, ob ich mich von dieser bestimmen lasse, steht auf einen anderen
Blatt. Einigen Schreibern hier kann ich dagegen bescheinigen, sie haben keine
Vergangenheit sonst wären sie woanders, nur nicht beim Rebell oder MLPD.
Hier müssen wir unterscheiden. Die traditionelle
Linke lebt tatsächlich in der Vergangenheit. Nicht in irgendeiner, sondern in
der angelesenen Propaganda und pfeift sich regelmäßig die Legenden aus der
Geschichte der Arbeiterbewegung rein. Das war sicher mal nicht verkehrt, dann
als in den 50igern diese Geschichte verdrängt und mit dem KPD Verbot entsorgt wurde.
In den 60zigern war es schon eine Form von Opposition, sich diese Vorgänge
wieder zu gegenwärtigen. Nur bewegte man sich auf verminten Gebiet und es fiel
nicht leicht, Fakten von Legenden zu trennen.
Darauf wurde mit der Gründung der ML Parteien endgültig
verzichtet, die Fiktion wurde zum Fakt, Dimitroffs Faschismusanalyse zum Dogma
und man pfiff sich jedes noch so unwichtige Zeug aus den heroischen Tagen der
KPD rein.
All das hatte einen Schönheitsfehler, es blieb eine
angelesene Geschichte. Keiner dieser neuen Linken war daran beteiligt, es
konnte also gar nicht die eigene Geschichte sein.
Die konnte man nur haben, wenn man selbst dran
beteiligt ist und nach 68 hatten sie eigene historische Erfahrung.
Die passte aber nicht in die Geschichte der Arbeiterbewegung
und wurde daher schnell verdrängt.
Wie eignet man sich am besten die Geschichte der
Weimarer KPD an? Na man spielt sie nach und zwar mit allem Zubehör. Nur war das
kein Spiel, die Demos auf der Gass waren kein historischer Themenpark (so würd man
s heut nennen), es war den Beteiligten bierernst. Wer das hinterher mit
halbwegs klarem Verstand ohne bleibende Schäden überstanden hatte, der hatte
Geschichte live miterlebt und die Erfahrung gemacht, wie man hier nichts
erreicht. Nun könnt man meinen, na bitte, diese Studentenparteien. Mußt ja so
kommen, diese kleinbürgerlichen Subjekte und wurzellosen Elemente. Wir dagegen,
die proletarische Einheizpartei (sorry, Humor ist....) mit unseren Führern
proletarischer Herkunft.......! Da werden genauso Legenden gesponnen und man
redet sich die Vergangenheit schön. Wer hat mehr Arbeiter? Als wenn es darauf
ankommen würde, zumal in einen Land, in dem gerade der Arbeiter von den Kommies
die Nase voll hatte. Verbreitete die DKP nicht die gleichen Legenden über die
heroische Vergangenheit? Verschwieg aber warum es scheiterte und verschwieg vor
allem, wie sich eine im Vergleich zu heute riesige Linke von den Nazis so
locker einmachen ließ.
Ist schon so n Kreuz mit der Geschichte. Sicher ist
nur die Zukunft, die Geschichte wird immer wieder neu geschrieben.
Was die 70iger angeht, das ist Geschichte und viele
haben sie mitgemacht. In den 80igern ging es weiter und etliche die noch nicht
genug hatten beteiligten sich an einigen Scherbengerichten und irgendwo wurd s
ihre Geschichte. Sie waren dran irgendwo beteiligt.
Werden das die Rebellen und Zeitungsverticker von
heut auch mal behaupten können? Fürchte nein und das aus einfachen Grund. In
solchen Parteien bist du nicht an der Geschichte beteiligt, du bist Opfer der Geschichte.
Die Partei schreibt Geschichte und du bist nur ausführendes Organ, halt ein
Rädchen im Getriebe und viele die da raus sind fühlten sich hinterher auch eher
als Opfer der Geschichte und weniger als Menschen die in Eigenentscheidung
gehandelt haben.
Wer an sozialen Bewegungen beteiligt war, ohne sich
in ner Sekte zu organisieren, wußte, daß dies von der eigenverantwortlichen
Entscheidung des Einzelnen lebt, ohne Befehl von oben zu handeln. Hier muß man
sich nicht als Opfer der Geschichte fühlen, ein Stückweit warst dran beteiligt.
Wer hier dabei war, der muß sich Geschichte nicht anlesen.
Saul 05