Donnerstag, 21. Juni 2012

Bewegungsmelder

Für linke Politik gilt es schon lange, man ahnt und weiß, das sich dort keinen erotisch herrschaftsfreien Beziehungen herausbilden, diese Beziehungen stattdessen über Streß, Disziplin, Alkohol und Frustration geprägt sind. Selbst autonome Gruppen zerfallen durch Rückzugstendenzen schneller als sich neue bilden. Der Anspruch politisch zu sein verdoppelt nur die Disziplinierungen und Zwänge des Alltags.
Aus der Zeitung Linke Liste von 91. Das war noch die elektronische Steinzeit und doch reibt man sich erstaunt die Augen, wie wenig sich verändert hat. Was sich doch zwangsläufig verändert hat, die Beteiligten sind älter geworden. Etwas dazugelernt? Klüger geworden? Man sollt es meinen, nur scheint das nicht für alle zutreffend zu sein.
Die gealterte Linke scheint mittlerweile selbst zu ihren eigenen Hindernis geworden. Vorbei scheint die Zeit, als links gleich jung war. Die von Linken allgemein eher ignorierte demographische Entwicklung und Überalterung der Gesellschaft trifft gerade die Linke. Politisch aktiv war stets nie die gesamte Jugend und nun wo sie weniger werden, werden auch politisch Aktive weniger. Man kann es sich an dem neuen Projekt Linkspartei ansehen. Ne Partei der alten Säcke. Daher ist sie auch imstande die Geschichte der Grünen, die damals ja etwas jünger waren, im Schnelldurchlauf durchzuziehen.
Sicher kann man sich rückblickend die Frage stellen, was trieb viele in jungen Jahren zu den Durchlauferhitzer Linke, waren es die politisch aufgeheizten Zeiten oder suchte man da Zusammenhänge, Freunde und sogar erotische Beziehungen die woanders nicht zu finden waren? Oder war es einfach die Antihaltung? Auf der Demo unter Leuten, die genauso versifft rumliefen und man konnte sich als Teil einer Bewegung fühlen, die dagegen war. Gegen diese Welt der Spießer und Angepassten? Dagegen waren wir ja sowas von alternativ, nur worin die bestand war doch etwas mager.
Was man fand, war eher Streß, Frust und wenig Anerkennung. Im Gegenteil, man erlebte wie fix man draußen war, wenn man sich nicht mehr dem Mainstream anpasste.
Aber zunächst schien es als wären wir unter uns, vom Alter gesehen. Heute dagegen können viele den Unterschied erleben, was fangen wir mit den neu dazugekommenen Kindern an? Was fangen die mit uns an? Wo treffen wir noch aufeinander? Auf traditionell gewordenen Veranstaltungen wie erster Mai oder Ostermarsch, kann man es deutlich sehen, die Jungen sind eine kleine fast schützenswerte Minderheit, die alten Säcke bestimmen das Erscheinungsbild. Auf Demos deren Teilnehmer naturgemäß jünger sind, werden Altlinke schon durch ihr Erscheinungsbild zu Exoten, sollten sie sich da zufällig verirren.
Aber da die Zeiten elektronischer wurden, gibt es einen Ort, wo wir aufeinandertreffen. Natürlich das Internet und da können wir aneinander vorbeireden. Was haben wir den jungen Mattbirnen zu sagen? Sicher nicht unsere Heldenlegenden aus heroischen Kampfzeiten. Oder etwa Geschichten des Scheiterns, mit denen wir nerven, bevor sie noch angefangen haben? Sinnvoller wäre es zu vermitteln, warum gerade uns ihre zur Schau getragene Radikalität sowenig beeindruckt. Anders als der Normalbürger damals, der uns wenigstens noch mit dem berühmten "geht doch rüber" bedachte, wir scheinen der heutigen Politgeneration nur wenig zu sagen zu haben.