Die Linke hat s doch nicht mit der Religion, so sollt man meinen. Von der Ideologie her richtet sie sich gegen den Glauben. Religion ist Opium für s Volk, so steht s bereits bei Marx.
Das sollten wir uns mal etwas genauer ansehen.
Mit der Wiederentdeckung der Ideologie und den entsprechenden Parteigründungen kam auch das Kopfbanner in die Parteipresse. Die Heiligen oder auch Gründungsväter. Oft wurden sie genauso gesehen, als Heilige und Urheber der geheiligten Schriften. Diese Schriften, über jede Diskussion und jeden Zweifel erhaben, wurden zu Dogmen erhoben und zum Zitatenbaukasten, ein unwiderlegbares Argument in jeder Debatte. Wer abweichend dachte, wurde schnell zum Renegaten, Revisionisten und Verräter an der reinen Lehre.
Was original aus der Theologie kam, wurde auch genauso benutzt. Der Marxismus plus weiterer Schriften der Heiligen wurde zur Buchreligion. Hier entstanden die linken Theologen, die ausgestattet mit dem Buchwissen über die Reinhaltung der Lehre wachten und jeden verdammten der ungehörige Fragen stellte. Ausgerüstet mit den Blauen Bänden, wurde geurteilt, wer überhaupt dazugehörte, wer dazugehören durfte und wer ein wahrer Marxist Leninist war. Zu den Selbstreinigungsritualen in diesen Sekten gehörte auch die ständige Kontrolle ob man auf Parteilinie ist oder man noch irgendwelchen kleinbürgerlichen Gedanken anhängt. Das Parteimitglied mußte hier regelmäßig seine Gedanken reinhalten.
Ferne seltsame Vergangenheit? Seit der Unsinn online wieder hoch kommt, finden sich auch solche seltsamen Auffassungen im Netz wieder. Da wird der Mlpd Sekte von einer anderen Sekte das Recht abgesprochen sich als marxistisch leninistisch zu bezeichnen. Als wenn das noch wen interessieren würde. Na einige haben offenbar nichts besseres zu tun.
Schauen wir genauer hin, wir finden erstaunliche Parallelen zur Religion. Seinerzeit mußten Parteimitglieder überschüssiges Geld an die Partei abführen, sie sollten nur vom Durchschnittsgehalt der Arbeiterklasse leben. Erinnert irgendwo an das Armutsgelübde der Mönche und viele lebten auch wie diese. Nur statt beten und arbeiten hieß es, agitieren und MEW studieren.
Bekanntlich muß sich der Gläubige für seine Sünden reinigen, das mußten die frisch in die Partei gekommenen Studies auch. Sie mußten für ihre "bürgerliche Klassenherkunft" mit Parteiarbeit und Arbeit im Betrieb büßen und sich so von allen kleinbürgerlichen Sünden reinigen. Die Zielgruppe für die all diese Opfer gebracht wurden, strafte diese Bemühungen mit dem berühmten Ausspruch; "geh doch rüber" ab. Oder mit Desinteresse, stört ja nur beim lesen der Bild. Das sieht man ja auch beim Glauben. Die jeweiligen Götter strafen die Gebete und Opfer ihrer Gläubigen mit absoluten Desinteresse.
Als um 80 rum diese Parteien verschwanden schien das abgehakt. Zumal es ja Alternativen gab. Na auch die könnte man sich mal genauer anschauen. Was bei den sogenannten Ökos hochkam, erinnerte ebenso an Reinigungsrituale der Gläubigen. Es schien, als wollte der alternative Körnerfresser seinen Körper von allen Unrat der kapitalistischen Gesellschaft reinigen, wenn schon nicht die Welt gereinigt werden kann, dann erstmal sich selbst. Die Landflucht einiger Hippies könnt man auch unter diesem Gesichtspunkt betrachten. Weg von der schmutzigen unreinen Stadt wo die Sünde regiert. Gab s ja schon mal in der Geschichte.
Für Gläubige war die Stadt schon immer der Ort der Sünde und des Verfalls der Sitten.
Die Welt nicht zumüllen scheint ja erstmal sinnvoll, aber was sich bei Mülltrennung an rigiden Auswüchsen breitmachte, erinnerte irgendwo an die strengen Regeln einer Glaubenssekte die mit einer Sammlung streng zu befolgender Regeln den gesamten Tagesablauf ihrer Schäfchen lenkt, könnten ja sonst auf sündige Gedanken kommen.
Anhand der seinerzeit verbreiteten Unsitte, die Sprache zu verunstalten lässt sich das ebenfalls feststellen. Das BinnenI und weitere sprachliche Glanzleistungen die heute eher unter Satire fallen, dienten in ihren rigiden Gebrauch dazu, die Gedanken von allem patriarchalischen Unrat zu reinigen und die Befolgung dieser Regeln wurde mit unbarmherziger Strenge überwacht. Heute haben sich sogar einige übrig gebliebene Bekloppte ins Netz verirrt und nerven gelegentlich rum.
Der Gläubige hat seine geheiligten Räume, diese dürfen bekanntlich nicht durch Ungläubige entweiht werden. Der Katholik will in seiner Kirche keine Protestanten sehen, in ihren geheiligten Räumen wollen die Gläubigen unter sich sein und die übrige unreine Welt aussperren.
Bei einer Bauplatzbesetzung durften so keine Fahrzeuge auf den Platz, die auf Verbrennungsbasis arbeiten. Motoren sind Sünde und die wollen wir hier nicht sehen. Auch wenn nicht alle mit dem Fahrrad hergekommen sind, Autos müssen draußenbleiben.
Genauso bei den Frauenterminen in linken Läden, wo die bösen Männer draußenbleiben müssen. Hier wird der unreine Sexismus ausgesperrt und unser Freiraum bleibt sauber.
Linke Freiräume sind ohnehin ein Ort der Reinheit. Alle die nicht die Szeneregeln befolgen haben keinen Zutritt, die Gläubigen wollen hier nicht mit der bösen Außenwelt konfrontiert werden. Könnte ja die Zusammenhänge stören oder überhaupt zeigen, wie brüchig diese Scheinharmonie ist. Wie bei fundamentalistischen Sekten eben. Je strenger und bescheuerter der Glaubensinhalt, desto mehr müssen die Gläubigen von der Außenwelt abgeschottet werden.
Saul 2006
Das sollten wir uns mal etwas genauer ansehen.
Mit der Wiederentdeckung der Ideologie und den entsprechenden Parteigründungen kam auch das Kopfbanner in die Parteipresse. Die Heiligen oder auch Gründungsväter. Oft wurden sie genauso gesehen, als Heilige und Urheber der geheiligten Schriften. Diese Schriften, über jede Diskussion und jeden Zweifel erhaben, wurden zu Dogmen erhoben und zum Zitatenbaukasten, ein unwiderlegbares Argument in jeder Debatte. Wer abweichend dachte, wurde schnell zum Renegaten, Revisionisten und Verräter an der reinen Lehre.
Was original aus der Theologie kam, wurde auch genauso benutzt. Der Marxismus plus weiterer Schriften der Heiligen wurde zur Buchreligion. Hier entstanden die linken Theologen, die ausgestattet mit dem Buchwissen über die Reinhaltung der Lehre wachten und jeden verdammten der ungehörige Fragen stellte. Ausgerüstet mit den Blauen Bänden, wurde geurteilt, wer überhaupt dazugehörte, wer dazugehören durfte und wer ein wahrer Marxist Leninist war. Zu den Selbstreinigungsritualen in diesen Sekten gehörte auch die ständige Kontrolle ob man auf Parteilinie ist oder man noch irgendwelchen kleinbürgerlichen Gedanken anhängt. Das Parteimitglied mußte hier regelmäßig seine Gedanken reinhalten.
Ferne seltsame Vergangenheit? Seit der Unsinn online wieder hoch kommt, finden sich auch solche seltsamen Auffassungen im Netz wieder. Da wird der Mlpd Sekte von einer anderen Sekte das Recht abgesprochen sich als marxistisch leninistisch zu bezeichnen. Als wenn das noch wen interessieren würde. Na einige haben offenbar nichts besseres zu tun.
Schauen wir genauer hin, wir finden erstaunliche Parallelen zur Religion. Seinerzeit mußten Parteimitglieder überschüssiges Geld an die Partei abführen, sie sollten nur vom Durchschnittsgehalt der Arbeiterklasse leben. Erinnert irgendwo an das Armutsgelübde der Mönche und viele lebten auch wie diese. Nur statt beten und arbeiten hieß es, agitieren und MEW studieren.
Bekanntlich muß sich der Gläubige für seine Sünden reinigen, das mußten die frisch in die Partei gekommenen Studies auch. Sie mußten für ihre "bürgerliche Klassenherkunft" mit Parteiarbeit und Arbeit im Betrieb büßen und sich so von allen kleinbürgerlichen Sünden reinigen. Die Zielgruppe für die all diese Opfer gebracht wurden, strafte diese Bemühungen mit dem berühmten Ausspruch; "geh doch rüber" ab. Oder mit Desinteresse, stört ja nur beim lesen der Bild. Das sieht man ja auch beim Glauben. Die jeweiligen Götter strafen die Gebete und Opfer ihrer Gläubigen mit absoluten Desinteresse.
Als um 80 rum diese Parteien verschwanden schien das abgehakt. Zumal es ja Alternativen gab. Na auch die könnte man sich mal genauer anschauen. Was bei den sogenannten Ökos hochkam, erinnerte ebenso an Reinigungsrituale der Gläubigen. Es schien, als wollte der alternative Körnerfresser seinen Körper von allen Unrat der kapitalistischen Gesellschaft reinigen, wenn schon nicht die Welt gereinigt werden kann, dann erstmal sich selbst. Die Landflucht einiger Hippies könnt man auch unter diesem Gesichtspunkt betrachten. Weg von der schmutzigen unreinen Stadt wo die Sünde regiert. Gab s ja schon mal in der Geschichte.
Für Gläubige war die Stadt schon immer der Ort der Sünde und des Verfalls der Sitten.
Die Welt nicht zumüllen scheint ja erstmal sinnvoll, aber was sich bei Mülltrennung an rigiden Auswüchsen breitmachte, erinnerte irgendwo an die strengen Regeln einer Glaubenssekte die mit einer Sammlung streng zu befolgender Regeln den gesamten Tagesablauf ihrer Schäfchen lenkt, könnten ja sonst auf sündige Gedanken kommen.
Anhand der seinerzeit verbreiteten Unsitte, die Sprache zu verunstalten lässt sich das ebenfalls feststellen. Das BinnenI und weitere sprachliche Glanzleistungen die heute eher unter Satire fallen, dienten in ihren rigiden Gebrauch dazu, die Gedanken von allem patriarchalischen Unrat zu reinigen und die Befolgung dieser Regeln wurde mit unbarmherziger Strenge überwacht. Heute haben sich sogar einige übrig gebliebene Bekloppte ins Netz verirrt und nerven gelegentlich rum.
Der Gläubige hat seine geheiligten Räume, diese dürfen bekanntlich nicht durch Ungläubige entweiht werden. Der Katholik will in seiner Kirche keine Protestanten sehen, in ihren geheiligten Räumen wollen die Gläubigen unter sich sein und die übrige unreine Welt aussperren.
Bei einer Bauplatzbesetzung durften so keine Fahrzeuge auf den Platz, die auf Verbrennungsbasis arbeiten. Motoren sind Sünde und die wollen wir hier nicht sehen. Auch wenn nicht alle mit dem Fahrrad hergekommen sind, Autos müssen draußenbleiben.
Genauso bei den Frauenterminen in linken Läden, wo die bösen Männer draußenbleiben müssen. Hier wird der unreine Sexismus ausgesperrt und unser Freiraum bleibt sauber.
Linke Freiräume sind ohnehin ein Ort der Reinheit. Alle die nicht die Szeneregeln befolgen haben keinen Zutritt, die Gläubigen wollen hier nicht mit der bösen Außenwelt konfrontiert werden. Könnte ja die Zusammenhänge stören oder überhaupt zeigen, wie brüchig diese Scheinharmonie ist. Wie bei fundamentalistischen Sekten eben. Je strenger und bescheuerter der Glaubensinhalt, desto mehr müssen die Gläubigen von der Außenwelt abgeschottet werden.
Saul 2006