Zaungast

Irgendwas bewegt sich immer, meist natürlich zur kälteren Jahreszeit. Doch was geht mich das an? Früher ging mich das auch wenig an, wozu sich ne Demo reinpfeifen, mit der ich wenig zu tun habe? Mit den Beteiligten vom Alter her noch weniger. Den Film brauchte ich für andere Motive und wohin mit den Bildern? Erst als ich online ging, hatte ich einen Grund hinzugehen und abzulichten. Und ab ins Netz damit, wofür immer es gut ist. Doch eines hatte sich nicht geändert. Bei Nachttanzdemos oder Studentendemos, das ist schon vom Alter her nicht mehr meine Welt. Hier bist nur Zaungast, viel hab ich nicht damit zu tun. Was wollt ich auch sonst bei einer Studiedemo? Weder bin ich davon betroffen, noch hab ich was mit der Uni zu tun und vom Alter her hab ich da ohnehin wenig verloren, bei Nachttanzdemos ist es nicht anders. Bin schließlich nicht da, um zu demonstrieren, das ich immer noch dabei bin, das ich immer noch auf eurer (wer immer das sein soll) Seite steh. Wäre auch etwas lachhaft. Eben das gab mir die Freiheit, einfach nur Beobachter zu sein und zu dokumentieren. Hier brauchbare Bilder zu machen erwies sich als gar nicht so schwer, mußt nur abwarten. Es entwickelt sich ohnehin vor meiner Nase. Darin konnt ich mich auch von den jungen Pseudoprofis unterscheiden, die hektisch umher rennen, wenn es aussieht, als sei grad was Spektakuläres zu holen. Muß mich nicht für umbringen. Tia, mittendrin und doch nur Zaungast. Was auch sonst? Wenn man bei vielen Aktionen schon wie ein Fremdkörper wirkt. Lässt sich nicht vermeiden, man kann nicht ewig wie zwanzig aussehen. Nun gut, bin ja nicht dabei um mitzuspielen, lass die Kids mal machen, irgendwann bist aus dem Alter raus. Ich bin eben aus dem Alter raus, irgendwo noch dazugehören zu müssen. Mach eben notfalls unbeteiligter Beobachter. Was es gebracht hat? Einige Bilder für die Offlineseiten, Indymedia damit zugehauen und Undank für geerntet, aber das kennt man ja. Und zudem mal in die reale Welt reingeschnuppert. Einiges gesehen, was ich nirgends hätte lesen können, in den "offiziellen" Verlautbarungen der Veranstalter erfährt man nicht alles. Besonders nicht was den Beteiligten weniger gefällt. Ob es sich gelohnt hat? Hab ja nichts erwartet. So bleibt mir diesmal der Frust erspart, wenn es vorbei ist und die Teilnehmer wieder in ihren Alltag zurückfallen und jammern, jetzt passiert nichts mehr. Hab ich alles lange hinter mir. Dann gibt es noch die Demos gegen das Rauchverbot und hier gibt es einen Unterschied, hier pass ich durchaus rein und muß mich nicht wie der Opa unter dem Jungvolk fühlen. Na besser als nix.
Saul 07

PS: Nachtrag 2010
Und es geht auch mal anders. Studentendemo im Januar. Frankfurt ist verschneit und es ist lausig kalt. Da sind die Beteiligten dick eingepackt und selbst die Autonomen fallen in ihren Schwarzkaputzen nicht mehr groß auf. Da viele Gewaltbereite befürchtet wurden, wurde die Demo links und rechts gut bewacht, da tapse ich grad in einer regelrechten Polizeigasse nebenher und werd von den Polizisten freundlich *fg* in die Demo geschubst. Ich gehör ja dazu. Offenbar seh ich hier bei den Lichtverhältnissen tatsächlich so aus. So darf ich grad mal im Block der FAU unauffällig mitlatschen. So kann s auch kommen.