Mittwoch, 4. Juli 2012

HumorlinkE

Wie hat es die Linke mit Humor? Seltsame Frage, viele Cartoonisten kommen doch genau daher. Der bekannteste Vertreter dürfte Seyfried sein. Genau da fängt es schon an. Wo war der vorher? In einer K Gruppe und das sah man auch an seinen Zeichnungen, in denen er einige seiner Erfahrungen und wohl auch seinen Frust verarbeitete. Etwa, wenn das ZK geschlossen im Handwagen sitzt und nur noch auf den Idioten wartet, der die Karre zieht. Seyfriedcartoons zierten in der Folge auch stets linke Plakate und Kleinblätter.
Trotzdem gab es in der linken Presse nur wenige Highlights an Cartoonisten. Die TAZ hatte mal einen Spitzenzeichner (Harald). Das war eher die Ausnahme, sonst hast auch hier das Grundproblem. Entweder können sie nicht zeichnen oder keine wirklich witzigen Bilder gestalten. Oft genug können sie beides nicht und wenn dann noch der Inhalt daneben ist, dann wird es endgültig ungenießbar.
Oder es läuft wie seinerzeit beim KBW, der tatsächlich einen fähigen Zeichner hatte, aber wenn man die Parteiinhalte humorvoll umsetzen muß, dann geht s nur mit dem Holzhammer.
Natürlich gab es auch die professionellen Satireblätter die dafür zuständig waren und sind. Hier gab es einige Zeichner, eher Beobachter der Szene die ihr den Spiegel vor die Nase hielten. Mein progressiver Alltag wurde nicht von allen geschätzt, manchmal ist die Wahrheit unerträglich.
Das ist aber nur der graphische Teil des Humors. Wie steht es sonst mit Humor bei den linken Sauertöpfen? Linke und Humor ist ohnehin ein Thema für sich. Was gibt es da zu lachen? Hier wird nicht gelacht, wir haben ernsthafte Probleme zu bewältigen, führen einen harten Kampf gegen das Schweinesystem, gegen die weltweite Ausbeutung und das Plakat muß auch noch fertig werden. Auf s Transpi müssen noch die Heiligen und Märtyrer und über die macht man eh keine Witze.
Was sich feststellen lässt, auch Linke dürfen Humor haben. Den hatten sie auch als sie links wurden, als sie noch neugierig auf die Welt waren und dann in die entsprechenden Organisationsstrukturen reinfielen. Spätestens da wurde ihnen der Humor ausgetrieben. In solchen Zusammenhängen gab es viel Arbeit, viel Frust, viel Theorie und Bleiwüsten aber wenig zu lachen.
Den Humor fanden sie erst wieder, als sie es schafften, die Politik nicht mehr so bierernst zu nehmen und ihren Parteigöttern und Autoritäten den Gehorsam aufkündigten. Dann ließ sich wieder über das Allerheiligste lachen. Das ist das Kennzeichen aller Glaubensgemeinschaften. Nichts fürchten sie mehr als das befreiende Gelächter über ihre Standbilder und unantastbaren Dogmen.
Bei den bestimmenden Themen der 80ziger, Atomkraft, Atomkrieg und dann geht noch die Umwelt am Arsch, sah es eher nach Weltuntergang als nach Humor aus. Da kam der Anhalter gerade recht, man wollte über Katastrophen  wieder lachen können. Und wie der Anhalterleser weiß, da geht s gleich richtig zur Sache. Mit solchen Kleinigkeiten wie Erderwärmung und Ozonloch halten wir uns gar nicht erst auf, wir sprengen gleich die Erde ins All.
Am Humor erkennt man ob man fanatisch verbissen drinsteckt oder einen Teil seiner Hirnschale noch das freie Denken erlaubt. So war es auch kein Zufall, wenn die islamische Welt über die Karikaturen einer dänischen Zeitung mit Feuer, Schwefel und Verdammnis in den Krieg zog. Über das Allerheiligste macht man keine Witze.
So war es auch kein Wunder, wenn sogar Linke sich nicht zu blöd vorkamen, für den gesteuerten Zorn des Volkes in den moslemischen Ländern ihr Verständnis zu bekunden. Humor hat  seit einiger Zeit bekanntlich auch pc zu sein. In Zeiten der Political Correctness lässt sich nur schwer zeichnen. Klaus Stuttmann mußte es erfahren als sich die Irren ausgerechnet auf den stürzten und sein Guestbook zum Hassforum verunstalteten.
Themenmäßig gibt es ungeschriebene Regeln die zu beachten sind. Über die Amis, Israel, den Imperialismus, und den Kapitalismus darf stets hergezogen werden. Sowas geht immer. Über die vorgeblich Schwachen und Unterdrückten macht man keine Witze. Über Minderheiten wird nicht gelacht, die haben es ohnehin schon schwer genug ihre Töchter vor Schwimmunterricht und Sexualaufklärung in der Schule zu schützen.
Tatsächlich gibt es auch, oder gerade über die Linke viel zu lachen. Schauen wir uns das Bild von Alice Schwarzer an. Das Gesicht des Feminismus. Auf dem Foto scheint sie zu grinsen. Was tatsächlich zu sehen ist, da muß sich jeder Gesichtsmuskel zwanghaft dran erinnern wie man in die Kamera grinst und was rauskommt ist nur noch physiognomische Verunstaltung. Das alltäglichere Gesicht der Feministen sieht anders aus, man fürchtet stets, sie würden über ihre heruntergezogenen Mundwinkel stolpern.
Das lässt sich auch von weiteren Zeitgenossen behaupten, und es fehlt nicht an Gestalten die zu ihrer eigenen Karikatur geworden sind. Man muß sie sich nur live auf der Straße anschauen, der altlinke Trotzkistenblattverticker auf der Studentendemo deren Teilnehmer vom Alter her seine Kinder sein könnten. Oder den Pseudoautonomen mit hochgezogenen Pallituch der noch nicht gemerkt hat, das sein Vorbild von 80 längst fett als Artdirektor in der Werbeagentur hockt.