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Radiogeschichte
In der finsteren Offlinezeit gab es schon Radio. Soweit war die Menschheit bereits. Doch Radio gab s nicht für alle, die Frequenzen waren vergeben, der Rundfunk staatlich und selbst an kommerzielles Privatradio war 80 noch nicht mal zu denken. Das brachte stets einige auf die Idee, selbst dieses Medium zu nutzen und zu senden. So was nannte man dann Piratensender, das war natürlich nicht erlaubt und die Post verfolgte mit Peiltechnik solche Funker. 80/81 gab es in Frankfurt eine Radiogruppe die sich Radio Isnogud nannte, nach einer seinerzeit populären Comicfigur. Großwesir Isnogud, der stets Kalif werden will, anstelle des Kalifen. Die folgenden Texte stammen von einer Kassettenaufnahme der Sendungen die ich beizeiten mal abgeschrieben hab, war irgendwann in recht desolaten Zustand, sogar die Katz hatte mal draufgeschifft. Die Sendungen sind von 81 und stellen eben ein Zeitdokument dar. Dies ist zu beachten, das ist mittlerweile eine historische Doku und deswegen zeitbezogen zu sehen. Piratensender oder sogenannte Freie Radios haben im Internetzeitalter sicher nicht mehr die frühere Bedeutung und heute wird man sich eher weniger die Mühe machen, einen illegalen Sender zu betreiben. Internet plus Audiodateien sind besser geeignet, da sie weiter reichen als Kleinsender, die nur von denen gehört wurden, die vorher über Flugis oder Zeitung beispielsweise von deren Existenz erfuhren und wußten, wann und auf welcher Frequenz sie sendeten. Der Text folgt dem O Ton, daher ist die Textstruktur etwas ungewohnt, eben ins Unreine gesprochen.
.....ey, jetzt kommt ne Zwischendurchsage.
Erklärung: Wir haben am Samstag ne Demo zum Preungesheimer Knast gemacht um mit der Kundgebung die Forderung der Gefangenen im Hungerstreik zu unterstützen. In der BRD und in der Schweiz befinden sich über dreihundert Gefangene im Hungerstreik. Die Gefangenen aus der RAF fordern vor allem Zusammenlegung in selbstorganisierte Gruppen, internationale Kontrolle der Haftbedingungen , die Freilassung von Günter Sonnenberg aufgrund seiner Verletzung. Die Gefangenen in Preungesheim, Moabit und Lederstraße fordern im wesentlichen Verbesserung ihrer unmenschlichen Haftbedingungen, die in Preungesheim besonders, mehr Umschluß, bessere ärztliche Versorgung, mehr Freizeit, Abschaffung der Sichtblenden. Wir fühlen uns mit den Gefangenen und ihren Forderungen solidarisch. Am Preungesheimer Knast konnten wir nur kurz Parolen rufen und wurden dann massiv von den Bullen aufgefordert uns vom Knast zurückzuziehen, also sind wir gemeinsam in Richtung Stadt auf den Gehweg nach Hause gelaufen. Als wir in der Schwarzburgstraße uns befanden, riegelten die Bullen die Straße von beiden Seiten ab, wir wurden aufgefordert uns aufzulösen und uns vereinzelt zu entfernen, obwohl wir doch total eingekesselt waren. ......wahllos wurde dort auf uns eingeknüppelt und zwei Leute rausgegriffen. Das weitere brutale Vorgehen der Bullen wird an zwei Beispielen deutlich, ein ziviles Bullenauto fuhr auf den Gehweg in die Menge, dabei wurde eine Person angefahren und auch gleich festgenommen. Auch eine Gruppe von Leuten die an der Ecke Glauburgstraße Eckenheimer Landstraße auf die Straßenbahn warteten, stürzte sich ohne jeglichen ersichtlichen Grund ein ziviler Greiftrupp. Sie packten einen von uns, warfen ihn auf den Boden, vier knieten sich auf ihm und ein fünfter schlug mit gezielten Schlägen auf ihn ein. Danach wurden ihm Handschellen angelegt und anschließend schleiften sie ihn über die Straße wobei ein weiterer Bulle auf ihm einschlug. Insgesamt wurden zehn Leute von uns festgenommen und sechs verletzt. Wir wissen bis jetzt nicht, womit diese Brutalität begründet wird, selbst für eine scheinheilige Legitimation dieses Knüppeleinsatzes fehlt jede Grundlage. Wir fordern sofortige Freilassung aller Festgenommenen und kein Verfahren gegen sie. Auch J. Zimmer der in Karlsruhe wegen der Verteilung eines Flugblatts zum Hungerstreik der RAF verhaftet wurde, soll sofort freigelassen werden. Das Verfahren wegen Unterstützung und Werbung einer kriminellen Vereinigung soll sofort eingestellt werden, wir fordern die sofortige Erfüllung der Forderungen der Hungerstreikenden, aber sofort.
..... wir schalten jetzt um zum zweiten Teil. Hier Radio Isnogud, wir schalten jetzt um zum zweiten Teil, bitte warten.
.....also ich mein, irgendwie muß ja mal gesagt werden aus welchen Anfängen Radio Isnogud entstanden ist, außerdem haben unsere Hörer nicht die geringste Ahnung von dem was bei uns abgeht in der Radiogruppe, von dem scheußlichen Arbeitsklima, ich glaube das geschätzte Publikum geht davon aus, das wir den Sender einfach irgendwo in die Gegend stellen und dann entfernt sich die Gruppe heiteren Schrittes, alle freuen sich und trinken ein Bier und alles ist total lustig und heiter und unbeschwert und von den Bullen weit und breit nichts zu sehen. Ich mein, dem ist mitnichten so, zweimal hatten sie uns schon fast, deshalb müssen wir einfach eine Situation schaffen in der es ne Öffentlichkeit über den Sender gibt. Das könnten wir zum Beispiel mit ner Veranstaltung erreichen, außerdem sollte sich ganz schnell ein Freundeskreis um die Radiogruppe bilden der die Sendung diskutiert und die Radiogruppe in der Öffentlichkeit vertritt, der sollte sich jede Woche treffen. Da sollten halt die Leute mit ihren Kassetten hinkommen und Sendungen machen, die Gespräche werden protokolliert und natürlich unterm Ladentisch an die Radiogruppe weitergegeben, die beantwortet dann zum nächsten Termin alle Fragen schriftlich.
Das Problem ist doch, das das Senden illegal ist und deshalb können wir die Sendung auch nicht öffentlich diskutieren.
Is doch völliger Quatsch, hören is doch nicht verboten also kannst du auch über die Sendung diskutieren.
Am Anfang war das in der Radiogruppe ja auch so gedacht, das das für alle Leut offen ist, wir sollten eigentlich allen Leuten beibringen, wie sie selbst senden können und jeder hätte dann seine eigenen Sendung machen können, dadurch das die Radiogruppe so isoliert geblieben ist also kein öffentliches Forum hat, ist es für andere unmöglich gewesen da als Neulinge einzusteigen, durch die Illegalität ist es auch zu gefährlich für uns wenn da jeder ankommt und sagt, ich will auch mal senden, dadurch sind wir in eine Sackgasse geraten und dann gibt es ja auch noch die, innerhalb der Gruppe Probleme, ein Teil hat sich mehr als Redaktionsgruppe verstanden und die Sendungen die bis jetzt gelaufen sind hart kritisiert und das ging so weit, das die gesagt haben, den Scheiß sende ich nicht, auf der anderen Seite besteht immer noch der Anspruch das Radio für viele Gruppen zugänglich sein soll und die haben dann ihre Kassetten produziert und an die Sendegruppe rübergeschoben, da is es doch besser, wenn die lernen zu senden und dann kann es nämlich nich mehr passieren, so wie es bei Isnogud war, das jemand was anderes senden soll, wo er politisch nicht dahintersteht.
S war ja so, das einzelne Leute die technische Fähigkeiten hatten und die haben halt auch immer gesendet, wir haben es halt nicht geschafft möglichst viele Leute miteinzubeziehen.
Also bei mir ist das etwas zum Problem geworden, als das Senden anfing gefährlich zu werden, als die Post und die Bullen da anfing mit dem Peilwagen hinter uns herzufahren und da haben wir dann auch gesagt, also ne, so können wir den Sender nicht weitermachen, das müssen wir auch mal sagen, das die uns auf den Fersen sind und das wir kaum noch Standort zum senden haben, das Verstecke schon mal angepeilt worden sind. Gefunden ham se uns zwar nicht aber na ja. Am Anfang haben wir ja wahnsinnig lange Sendungen gemacht, sogar über eine Stunde und wir haben dabei wie ihr sicher bemerkt habt, drei verschiedenen Sender benutzt und ab und an umgeschaltet und da war ja bei jeder unserer drei Sender immer ein Programm von zwanzig Minuten hinter sich zu bringen und das is entschieden zuviel, das können wir jetzt einfach nicht mehr machen, in annern stecken die Leut per Sendeanstalt höchstens fünf bis zehn Minuten und das kann halt insgesamt nur eine viertel Stunde lang sein oder eine halbe Stunde vielleicht, das letzte Mal ham uns die Herrn von der deutschen Bundespost nach exakt sieben Minuten fast angepeilt, einige von uns wollen eben deshalb nur noch ganz kurze Sendungen machen, aber das sind eben auch keine richtigen Sendungen mehr, das macht einfach keinen Spaß, und dann sind wir dazu gekommen das es unheimlich wichtich ist diesen Freundeskreis ins Leben zu rufen, für mich ist das Gefühl mit dem Risiko ganz alleine durchzuhängen ziemlich schlecht, mit den technischen Problemen und ohne Resonanz will ich nich so allein dastehen, ganz abgesehen davon, wenn einer von uns jetzt ins Gefängnis kommt weil er mit nen Sender erwischt wurde, dann steht er auch allein da und das is einfach was aneres für uns wenn es da ein öffentliches Interesse gibt.
Der Freundeskreis hat doch einen doppelten Sinn, einmal bietet er uns Schutz durch Öffentlichkeit wenn wir erwischt werden und zweitens erfahren wir durch ihn doch erst, ob es uns überhaupt gibt, ob uns überhaupt einer zuhört, wir senden, bisher senden wir lustig ins Blaue.
Also ich glaube nicht, das wir allein bleiben müssen, so ein Radio kann doch auch für die verschiedensten Gruppen da sein die innerhalb der Stadt Widerstand leisten, die ihre Alltagsprobleme öffentlich machen wollen, ich glaube, das das einen Basis für das Radio wäre.
Also ich frag mich sowieso, was diese Sendungen die wir bisher gemacht haben von irgendwelchen Zeitungen unterscheidet, was ist um Himmelswillen das Besondere daran?
Stimmt auch wieder, wenn ich bis jetzt mit Leuten über die Sendung geredet habe, dann war denen immer ziemlich scheißegal was wir da eigentlich gesendet haben, die haben sich nur gefreut, das es überhaupt funktioniert hat. Das ist ja wie bei der elektrischen Eisenbahn, Hauptsache es bewegt sich was.
Na ja, so ist das, also jetzt wo das Radio technisch funktioniert könnte eine Diskussion über den Inhalt der Sendung wirklich nichts schaden, jetzt müßten die einzelnen Gruppen, Bürgerinitiativen und Radiofreunde öffentlich über das Radio diskutieren, jetzt könnte das alles auch ein bisschen offensiv werden, wenn wir in unseren kleinen Kreis so weiterwurschteln wie bisher, dann ist es doch nur eine Frage der Zeit bis wir völlig aufhörn.
Das heißt doch, entweder es bildet sich ein Freundeskreis, oder wir können das Senden ganz bleiben lassen.
Wir müssen unseren potentiellen Freundeskreis doch erstmal erklärn, das es verschiedene Formen von freien Radios gibt, erstmal kann man versuchen freie Radios zu legalisieren, also Medienpolitik zu machen und dann gibt es das Radio, das eine Nachrichtensperre durchbrechen kann und dann ein Radio, das unterdrückte und unterbliebene Nachrichten sendet, s gibt auch das Stadtradio, das sich auf Geschehenise und Widerstand in einer Stadt oder Region bezieht und zum Schluß gibt es noch das Aktionsradio wie in Gorleben oder Brokdorf.
Legalisierung das heißt ja, das man vom Staat die Sendererlaubnis fordert oder erbittet also so ham mer doch nie drüber diskutiert, wir wollen doch einfach nur unsere Meinung, sei s gedruckt oder über einen Sender unzensiert verbreiten können. Das was wir senden, das muß doch auch wichtig sein für so eine Bewegung, sonst lohnt sich der Aufwand und das Risiko überhaupt nich. Über den Freundeskreis wollen wir doch auch herausfinden ob unsere Sendungen wirklich so wichtich sind un ob wir Informationen vermittelt ham die die Leut vorher nicht hatten, die nicht durch die Presse gelaufen sind und ob wir Diskussionen angeregt haben, ich finde das Radio auch dann wichtich, wenn wir nur noch kurze Sendungen machen können, zum Beispiel n Flugblatt ablesen.
Ich finde am Radio schön und wichtig, das man nicht nur so was abliest, sondern das man Musik hörn kann, das is für mich das Bewegliche am Radio ich hör die Musik und dann komm ich in Stimmung.
Nun aber mal langsam, wenn die Leute beim Hungerstreik sterben und ich will es ganz schnell öffentlich machen wies den Leuten geht und wer schon gestorben is und wer nicht, dann kann ich doch nich ganz locker Musik spielen, die einen swingen lässt.
Das mein ich doch nicht, aber Informationen über den Hungerstreik die kann ich doch genausogut über ein Flugblatt bekommen, ich schalte das Radio normalerweise nur ein wenn ich Musik hören will.
Du benimmst dich doch wie jeder Hörer vom normalen bürgerlichen Radio, so wie wenn es als Medium ist konsumierst das auch.
Du kannst im Radio doch meist nur Musik hörn, alles andere ist doch nur Scheiß. Wir gehn doch mit Radio Isnogud nicht anders um, wir senden was und wers sich überhaupt anhört und was er sich dabei denkt is uns doch eigentlich auch nicht ein bischen klar.
Also ich muß jetzt mal was zu ner Extremsituation sagen, zur Nachrichtensperre, also n freies Radio kann so ne Nachrichtensperre natürlich durchbrechen, zum Beispiel wenn beim Hungerstreik Gefangene sterben oder wie 1977 beim deutschen Herbst, aber das is was anderes als wie bei nen regelmäßigen Sendebetrieb, man kann son Sendebetrieb nich einfach auf so ne Extremsituation zuschneiden un durchhalten. Ja eigentlich müßten wir dann ja jeden Tag senden. Und das geht eben nich, die Perspektive auf die totale Nachrichtensperre lässt sich im Alltag einfach nicht durchhalten, ich kenn die Erfahrung von Sendern in anderen Städten, da hat sich auch nach zwei bis dreimonatigen Senden herausgestellt, das das Probleme hat, das geht nur wenn n direkter Zusammenhang zu den Sachen in der Stadt und inner Region is zum Beispiel bei Radio Vert in Fessenheim und das wird schwierich wenn man sich für jede Sendung was aus den Fingern saugen muß oder man versuchen muß Gruppen über das Radio ins Gespräch miteinander zu bringen, die können ja einfach zueinander hingehen, die brauchen dazu ja nicht das Radio, da geht dann bald irgendwo die Luft raus, ich halt es gar nicht für so schlecht, das Prinzip der regelmäßigen Sendungen zu durchbrechen.
Ja aber der Freundeskreis soll uns doch die bis jetzt fehlenden Kassetten ranschaffen.
Das is ja auch nix neues, das gibts in anderen Städten auch schon und trotzdem, es klappt einfach nicht mit der Regelmäßigkeit. Aber es geht doch auch darum, ob so ein Sender in Frankfurt von mehr Leuten als unserer kleinen Gruppe getragen werden kann und das werden wir hier am Küchentisch eh nich rausfinden, wir müssen eben den Versuch mit den Freundeskreis machen und dann eben abwarten, ich glaube daß das Bedürfnis nach einen nichtstaatlich gesteuerten Radio ziemlich groß ist, da könnten neue Ideen, neue Musik, Selbstdarstellungen von Gruppen und unterbliebenen Nachrichten gesendet werden, das is ein Wunschtraum von mir, das wir unsere Kultur in den verschiedensten Formen dezentral veröffentlichen können, da könnte zum Beispiel ne Theatergruppe die ein Stück zur Startbahn West oder zur Dammbesetzung gemacht hat ne Sendung machen oder Leute die vielleicht Gedichte schreiben.
Oh Ja und wie wärs mit Pantomime (Gelächter)?
....etwa hier sagen, wenn wir einen Kultursender machen der weniger unterbliebene Nachrichten bringt, würden mehr Leute einschalten.
Wie kommst du denn darauf?
Der Sender muß eben, weil er ein Risiko für die Leute bedeutet unterbliebene Nachrichten bringen, sonst rechtfertigt sich das Risiko nicht und daher müssen wir immer hinter unterbliebenen Nachrichten herwetzen und wir müßten also ein detektivistisches Gespür für geheimgehaltenes Zeug entwickeln.
Also nochmal zurück das Ganze, wir wollten doch auch Gruppen untereinander ins Gespräch bringen und deshalb wollten wir am Anfang auch diese Briefkästen in Kneipen hängen, wo Leute ihre Kassetten reinwerfen können.
Also ich halt das mit den Briefkästen für ne Illusion, dadurch lässt sich doch ne Isolation wirklich nicht durchbrechen.
Der Sender steckt doch wirklich noch in seinen Kinderschuhen, solange der Freundeskreis nicht existiert, werden weder gute Kassetten noch Diskussionen reinrollen.
Na ja, Freundeskreis ist immerhin besser als Briefkästen, weil mit Briefkästen kann man nicht diskutieren, ich stell mir vor, das der Freundeskreis gefälligst auch kreativ arbeitet, also nicht nur Kassetten einsammelt sondern auch diskutiert und verändert, ich hab immer Schwierigkeiten wenn ich mir vorstellen soll, das der Sender Gespräche zwischen Gruppen anregen soll, über die Hausbesetzung ist ja vorher auch nicht diskutiert worden und das da eine neue Bewegung entsteht, das hat keiner geahnt, im Gegenteil, das wurde für unmöglich gehalten. Ich denk das wär ne Aufgabe für den Sender, solche Entwicklungen zu fühlen, ich fänds gut wenn andere Gruppen die sich nich in herkömmlichen politischen Rastern artikulieren, Zugang zum Sender finden vielleicht über Lyrik oder Musik oder über die Schule, das interessiert mich halt. Ja sicher, das auch aber ich will s jetzt gar nicht gegeneinander ausspielen. In Stadt und Land so, da gibt s doch immer mehr Leute die ihre Interessen selbst in die Hand nehmen, die könnten sich über einen Sender untereinander kennenlernen.
Ich glaube nicht, das es zur Zeit überhaupt unterbliebene Nachrichten gibt, das findet doch alles seinen Platz in den vielen linken Medien, ein Bruchteil von dem was wir bisher gesendet haben ist wirklich unterblieben und mich würd zum Beispiel interessieren wer die zwanzigtausend sind, die in Frankfurt die Grünen gewählt haben, wir haben ja wohl alle nicht gewählt aber sind deshalb die zwanzigtausend jetzt irgendwelche Trottel oder drückt sich bei denen mangelnde Staatsloyalität aus?
Also von wegen Staatsverdrossenheit, die ham doch immerhin ne Partei gewählt.
Was willst n mehr verlangen wenn jemand zwanzig Jahre lang SPD gewählt hat und jetzt grün wählt, für mich ist das erstmal sympathisch, ich denke da sollten wir näher dranbleiben und nicht nur an den existierenden linken Gruppen.
Also ich finde unsere Diskussion dreht sich immer wieder im Kreis, zum Beispiel das mit dem Freundeskreis walzen wir jetzt schon ewig breit oder wie sollen wir ihn denn nun kriegen?
Ja indem wir einfach einen Termin machen. Mit Proben kommen. Ja genau das will ich, genau das, das fehlt.
Aber das ist doch nun wirklich eine Überbeanspruchung unserer kleinen Gruppe, was solln wir denn noch alles, n Konzept entwickeln, dann solln wir noch senden, Standorte auschecken und womöglich noch einen Sender machen der dann international berühmt wird ja?
Also ich hab den Eindruck, das bei allen Schwierigkeiten die bei uns auftauchen, wir auf den geheimnisvollen Freundeskreis hoffen also sollten wir erstmal genauer diskutieren was wir uns von versprechen und wer da was machen soll.
Und darüber zum Teufel ham wir doch jetzt die ganze Zeit geredet, wir können doch jetzt nicht spekulieren wer da kommt und was da diskutiert wird. Achtung, Achtung, es tut sich was, höchste Gefahrenstufe, bitte umschalten, Hörer dranbleiben.
..... die du nicht senden willst, was machst du denn dann, dann hast du nen Freundeskreis, den du gar nicht willst. Für mich ist außerdem noch die Frage wie wir überhaupt mit dem Freundeskreis in Kontakt treten können, is doch klar, das wir da nicht als Sendegruppe auftreten können. Man kann sich ja die Briefe schreiben, zum Beispiel die Sitzung des Freundeskreises protokollieren und beim nächsten Termin antwortet dann die Radiogruppe schriftlich und so weiter.
Also die zwei Gruppen treten gar nicht persönlich in Kontakt.
Ja genau, der Freundeskreis sendet gar nicht, der Kontakt wird über einen Briefkasten hergestellt, es ist nicht das Problem des Freundeskreises herauszukriegen wer da sendet, der soll einfach nur Sendungen machen und über sie diskutieren, so ich glaube damit sollten wir die Diskussionsrunde endgültig verlassen. Wir wollen euch noch folgenden Termin durchgeben, an dem sich der Freundeskreis zum ersten Mal treffen soll und zwar soll das sein, der dreizehnte April um zwanzig Uhr im Stadtkaffee in Bockenheim in der Grempstraße.
So und jetzt blenden wir uns ein in ein Gespräch bei dem es um ein ganz hervorragendes Buch für Radiofreunde geht, es handelt sich um das Buch, was sie schon immer über freie Radios wissen wollten, aber nie zu fragen wagten. ....ist zu beziehen über den Freundeskreis freie Radios Bremer Straße siebenundfünfzig, vierundvierzig Münster.
....äh das Buch, das ihr da hinten liegen habt, das über freie Radios mein ich, äh is doch verboten oder?
Na ma langsam, s is doch erstmal nur n Buch, reden oder schreiben über freie Radios is ja nich verboten, jedenfalls bis jetzt, auch Bauanleitungen sind das Legalste der Welt, wir leben schließlich in einer Demokratie. Beim Machen hört der Spaß allerdings auf, auch beim freien Radio. Aber der Springer, ja genau und dem seine Spießgesellen, jeder beliebige Berufspolitiker darf doch heutzutage Sprüche machen, den gesamten bisherigen Rundfunk in Frage stellen, da wird es dem Amateur doch mal gestattet sein, mal über eine Ergänzung, Änderung des bisherigen Rundfunkgesetzes mal laut und öffentlich nachzudenken.
Ja sicher, nur wenn es vielleicht auch nicht verboten ist, so hast du doch gerade selbst gesagt, das die öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten reichlich Probleme ham und da haun doch dann die freien Radios oder ein Buch darüber in die gleiche Kerbe, die machen doch auch die Öffentlich Rechtlichen an, wenn auch aus anderen Gründen, aber is es denn nicht ein Gebot der Solidarität.
Ein Gebot der Solidarität der Demokraten, jetzt mußte nur noch was erzählen von alle in einen Boot, nich der richtige Zeitpunkt für Kritik und so weiter. Hör blos auf, solln wir die Einfälle und Ideen immer nur den anderen überlassen? Und wir halten still die Schnauze bis das schlechte Wetter vorbei is, Einheit? Schön und gut, aber geschlossener Rückzug, ne ne.
Mensch beruhige dich.
Hab ich keine Lust zu, ich will mich aufregen, Gründe kenn ich reichlich zum Beispiel ausm Rundfunk, es is doch wahr, erstens wird man auch in diesen schwierigen Zeiten sagen müssen was Sache is, das allemal, was am Rundfunk so wie er is beschissen is, was gut dran is und unterstützt werden muß und zweitens, wenn die Öffentlich Rechtlichen Probleme haben und in die Pfanne gehaun werden, dann wird das doch von ganz anderen Leuten gemacht als von den freien Radios. Warum werden denn zum Beispiel so Sendungen wie die Radiothek im WDR abgeschafft oder kastriert, wegen Radio Freies Wendland etwa? Wohl kaum. Und da sind wir auch schon bei der dritten Sache, gerade jetzt ist es wichtig was selbst zu entwickeln und nicht nur die Stellung zu halten, wenn es zig freie Radios gäbe, dann müßten die öffentlich rechtlichen Astalten ihre Inhalte auch an denen messen und nicht an Radio Luxemburg, also geht darum zu zeigen, das s außer so ner Kommerzrichtung auch noch andere Tendenzen und Visionen gibt. Sollen doch die Kommerzheinis sagen warum sie was gegen Vorstellungen von freien Radios ohne Vorstellungen von Werbung auf lokaler Ebene haben, was für die Anstalten tun und für freie Radios zu tun, freie Radios aufzubauen, das schließt sich doch nicht gegenseitig aus, im Gegenteil.
Is ja gut, aber was steht n jetzt eigentlich drin in dem Buch?
Sowas was ich dir eben erzählt hab natürlich auch, erstmal gehts darum, warum überhaupt freie Radios, nämlich deshalb, weil das laufende Radio, das Öffentlich Rechtliche so ist wie es ist, denk doch bloß mal an Elmar Gunsch und solche Kappen und weil Radio im Idealfall auch ganz anders sein könnte. Wie sieht s denn überhaupt aus in der BRD, welche Folgen hat die Illegalität für das vorher gemalte Idealbild, was lässt sich gegen diese Einschränkungen machen? In diesem Zusammenhang wird da auch gesammelt, was es bis zum Herbst 80 an Versuchen gegeben hat hier freie Radios zu machen, der nächste Punkt liegt dann auch schon auf der Hand, nämlich bei den Schwierigkeiten mit der Illegalisierung, die Legalisierung von freien Radios anzustreben, auch die Frage von eben nach dem Verhältnis von freien Radios und öffentlich rechtlichen Radios wird nochmal eingegangen, etwas ruhiger als mir das eben gelungen is. Schließlich und zuletzt folgt eine ausführliche Zusammenstellung von Erfahrungen freier und anderer spezieller Radios im Ausland ausgewählt unter dem Gesichtspunkt, was lässt sich für die hiesige Republik draus lernen.
Richtig und dazu hab ich sowieso noch ne Frage, hat sich in Italien nicht längst gezeigt, das das mit den freien Radios völliger Quatsch is und das es so niemals klappen kann?
Die Frage hab ich doch schon mal gehört un die is ja auch wichtig und von der Sorte kann ich auch gleich mal ein paar mehr bringen. Lässt sich Werbung verhindern, lässt sich Radio ohne Werbung überhaupt finanzieren, is die Technik nicht viel zu teuer, wie is das mit dem Pluralismus und der Zensur bei freien Radios, wer hat das sagen und tausend andere.
Das Thema scheint dir ja zu liegen.
Ja da findste kein Ende und zu all diesen Sachen ist das Buch ein erster Rundschlag mit labilen Charakter, eine Art lose Blättersammlung, niemals fix und fertig immer ergänzungsbedürftig, veränderlich, es fliegt was raus, es kommt was neues rein, nur nützlich bei Benutzung.
....aber eigentlich wollt ich doch noch fragen, ob son Buch bei uns verboten is, für freie Radios interessier ich mich sonst überhaupt nich, tschüß und vielen Dank