aus Rote Fahne
29/2011
(gekürzterText)
Am 8. August 1966 wurde vom Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas die Große Proletarische Kulturrevolution beschlossen. Kaum ein Ereignis in der Geschichte des Sozialismus ist dermaßen Objekt der derzeit wieder aufblühenden antikommunistischen Hetze. Was die Herrschenden zur Weißglut treibt? Die Kulturrevolution erwies sich als hervorragende Methode, die Restauration des Kapitalismus in einem sozialistischen Land zu verhindern.
(gekürzterText)
Am 8. August 1966 wurde vom Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas die Große Proletarische Kulturrevolution beschlossen. Kaum ein Ereignis in der Geschichte des Sozialismus ist dermaßen Objekt der derzeit wieder aufblühenden antikommunistischen Hetze. Was die Herrschenden zur Weißglut treibt? Die Kulturrevolution erwies sich als hervorragende Methode, die Restauration des Kapitalismus in einem sozialistischen Land zu verhindern.
Die MLPD gehört zu den letzten
Verteidigern der Kulturrevolution und das stellt
schon mal eine Leistung an Ignoranz und
Realitätsverweigerung dar, die Bewunderung
verdient. Alle Infos die seit Jahren über die
Kulturrevolution verfügbar sind, scheinen an
dieser Partei spurlos vorrüberzugehen.
Denn im Sozialismus geht der Klassenkampf weiter –
die Diktatur des Proletariats muss sich durchsetzen
gegen alle Versuche der alten Ausbeuterschichten,
wieder an die Macht zu kommen, und gegen Versuche
neuer Bürokraten, den Sozialismus zu verraten.
Zehn Jahre zuvor, mit dem XX. Parteitag 1956, war in
der Sowjetunion von der Chruschtschow-Clique die
Restauration des Kapitalismus eingeleitet worden.
Diese Gefahr drohte auch in China durch
Funktionäre in der Kommunistischen Partei, bei
denen die kleinbürgerliche Denkweise vordrang,
die ihre Positionen für egoistische Interessen
auszunutzen begannen usw.
Na da hat es die MLPD mal wieder
mit ihrem Steckenpferd, der Denkweise. Für
dogmatische MLer bzw. Theoriegläubige ist der
XX. Parteitag nach wie vor die Ursache allen
Übels. Doch bekanntlich ging es darum wer was
zu melden hat und in diesem Machtkampf war der
vorgebliche Verrat an der reinen Lehre nur der
ideologische Überbau. Und es ging Mao darum,
seine eigene Position zu stärken.
Mao Tsetung kritisierte die Entwicklung in der
Sowjetunion und initiierte ab 1963 mit der Schrift
„Polemik über die Generallinie der
internationalen kommunistischen Bewegung“ eine
grundlegende Auseinandersetzung in der
Weltöffentlichkeit. Seine entscheidende
Schlussfolgerung war, die Arbeiterklasse und das Volk
in China zu mobilisieren für die Verteidigung des
Sozialismus.
Die
Jugend wurde mobilisiert, aber für was?
Für die Verteidigung? Gegen wen? China wurde
von niemanden angegriffen, abgesehen von
eingebildeten Feinden und gegen die muß man
sich ja bekanntlich zu jeden Zetpunkt verteidigen.
Der Sozialismus hat immer Feinde und mit dieser
Argumentation lässt sich der stetige
Klassenkampf veranstalten.
„Terrorherrschaft“ ist eines der wutverzerrten
Propagandabilder, die von den Herrschenden
gebetsmühlenhaft dagegen gestreut werden.
Sicherlich: Für einen Vertreter des Kapitals ist
das eine Horrorvorstellung, was da in China geschah –
ging es doch darum, schrittweise fertig zu werden mit
dem zerstörerischen und rückschrittlichen
Erbe des Kapitalismus. Mit den Revolutionskomitees auf
allen Ebenen der Gesellschaft entstanden neue
Machtorgane der Diktatur des Proletariats. Es wurde
eine massenhafte Wachsamkeit und Kontrolle über
die leitenden Funktionäre in der Partei, in der
Verwaltung und den Betrieben entwickelt. Viele
verloren ihre Funktionen, viele erkannten aber auch,
dass sie sich auf dem Weg des Verrats befanden und
übten freimütig Selbstkritik. Arbeiter
eigneten sich das Wissen der Intelligenz an und
Intellektuelle wurden erzogen, sich der
körperlichen Arbeit zu stellen, von den Arbeitern
zu lernen. So wurde die Überwindung der Trennung
von Kopf- und Handarbeit angepackt.
Das könnte gerade aus einer
chinesischen Propagandaschrift abgetippt sein,
möglicherweise ist es das sogar. Viele
übten freimütig Selbstkritik? Das fiel
ihnen sicher nicht schwer, mit fanatisierten
Jugendlichen im Rücken. Da sagt man besser, was
die Leut von dir hören wollen und hofft, sie
geben sich damit zufrieden und lassen dich halbwegs
unbeschadet heimgehen. Und dann noch die Story von
der körperlichen Arbeit und der Trennung von
Hand und Kopfarbeit. Intellektuelle wurden erzogen
von den Arbeitern zu lernen? Was wohl? Wer sich da
etwas auskennt, der weiß, das man niemand
einfach an die Drehbank stellen kann und glauben
darf, der könne da jetzt arbeiten. Die
Maschinen sind tückisch und da sollte man
wissen, was man macht und zudem, bis man an solchen
Maschinen die nötige Präzision hinbekommt,
das dauert schon etwas, in der Regel drei Jahre
Lehrzeit. Und aus Erfahrung weiß ich, wie viel
Übung man braucht, um an alten Schrottgurken
noch halbwegs brauchbare Teile zu produzieren. Und
genau solche Schrottgurken werden sie da im Einsatz
gehabt haben.
Im Grunde war es eine ziemliche Verschwendung von Fähigkeiten und genau das Gegenteil von dem was Marx mal mit dem Satz, jeder nach seinen Fähigkeiten, jeder nach seinen Bedürfnissen ausdrückte. Was lernte ein Sprachlehrer beim Sandschippen? Vermutlich, das man mit der Zeit rauhe Hände bekommt und das die Arbeiter nicht allzuviel von dir halten. Das können wir den eh nicht machen lassen, der klappt ja zusammen. Ne, das muß ich selbst machen, der macht das eh nicht richtig. Lass den hier ausfegen, da kann er nix verkehrt machen. So etwa könnts zugegangen sein.
Bis heute hält sich dieser Mythos der Überwindung der Trennung von Hand und Kopfarbeit, dabei lässt er sich heute einfach überprüfen. Setz einen Maler an den Rechner um Programme zu schreiben. Der wüßte ja nichtmal wie er anfangen sollte.
Im Grunde war es eine ziemliche Verschwendung von Fähigkeiten und genau das Gegenteil von dem was Marx mal mit dem Satz, jeder nach seinen Fähigkeiten, jeder nach seinen Bedürfnissen ausdrückte. Was lernte ein Sprachlehrer beim Sandschippen? Vermutlich, das man mit der Zeit rauhe Hände bekommt und das die Arbeiter nicht allzuviel von dir halten. Das können wir den eh nicht machen lassen, der klappt ja zusammen. Ne, das muß ich selbst machen, der macht das eh nicht richtig. Lass den hier ausfegen, da kann er nix verkehrt machen. So etwa könnts zugegangen sein.
Bis heute hält sich dieser Mythos der Überwindung der Trennung von Hand und Kopfarbeit, dabei lässt er sich heute einfach überprüfen. Setz einen Maler an den Rechner um Programme zu schreiben. Der wüßte ja nichtmal wie er anfangen sollte.
Das war kein Prozess, bei dem jeder gleich Beifall
klatschte. Heftige Intrigen und Gegenangriffe kamen
von Bürokraten und Intellektuellen, die ihre
privilegierten Posten gefährdet sahen.
Es gab auch falsche Zuspitzungen, teilweise wurden
überzogene Maßnahmen ergriffen – historisch
bedingte Fehler bei einer Form des Klassenkampfs,
für die es kein Vorbild gab. Wie nicht anders zu
erwarten, war das Munition für Sperrfeuer von den
Kapitalisten auf der ganzen Welt – darunter auch die
neue Bourgeoisie der Sowjetunion. Bei vielen Menschen
dagegen stieß die Kulturrevolution auf
große Beachtung und Begeisterung.
Revolutionäre in vielen Ländern orientierten
sich daran und begannen mit dem Neuaufbau
marxistisch-leninistischer Parteien. Von der
Sowjetunion ausgehaltene Parteien wie z. B. die DKP
griffen dagegen das sozialistische China wütend
an.
Ach ja, falsche Zuspitzungen.
Echt süß. So kann man es freilich auch
ausdrücken. Jeder macht Fehler und wo gehobelt
wird, da fallen bekanntlich Späne. Einer Unzahl
von Leuten den Hals umzudrehen, das waren eben etwas
überzogene Maßnahmen, die Opferzahlen
konnten sich jedenfalls sehen lassen und das am Ende
Rote Garden gegen Rote Garden kämpften, nachdem
ihnen die Gegener und Klassenfeinde ausgegangen
waren und es Tote gab, das war sicher etwas
überzogen. Na ja, wir wissen ja, wie das bei
den jungen Leuten so ist, die neigen oft dazu alles
zu übertreiben. Beim Thema Nationalsozialismus
würde man zurecht von Verharmlosung reden.
"Bei vielen Menschen dagegen stieß die Kulturrevolution auf große Beachtung und Begeisterung."
Vor allen bei der Jugend und die Begeisterung war umso größer, ja weniger man darüber wußte, bzw. wissen wollte. Man sah eben nur die Propagandabilder und war beeindruckt. Allzu genau hinsehen wollten die Wenigsten, das hätte die Begeisterung etwas dämpfen können.
Wie war das mal zu lesen? Eine Partei die eine Revolte gegen sich selbst inszenierte, das war für Junglinke im Westen sicher beeindruckend. Als Mittel gegen die Erstarrung der Revolution. Glaubten auch die Roten Garden (der Name wurde von MLern für den eigenen Verein übernommen) und merkten nicht, das sie nur für andere die Drecksarbeit machen.
"Bei vielen Menschen dagegen stieß die Kulturrevolution auf große Beachtung und Begeisterung."
Vor allen bei der Jugend und die Begeisterung war umso größer, ja weniger man darüber wußte, bzw. wissen wollte. Man sah eben nur die Propagandabilder und war beeindruckt. Allzu genau hinsehen wollten die Wenigsten, das hätte die Begeisterung etwas dämpfen können.
Wie war das mal zu lesen? Eine Partei die eine Revolte gegen sich selbst inszenierte, das war für Junglinke im Westen sicher beeindruckend. Als Mittel gegen die Erstarrung der Revolution. Glaubten auch die Roten Garden (der Name wurde von MLern für den eigenen Verein übernommen) und merkten nicht, das sie nur für andere die Drecksarbeit machen.
Die MLPD hat die Proletarische Kulturrevolution von
Anfang an verteidigt. „Sie war eine historisch bisher
einmalige neue Form des Klassenkampfs … In ihrer
Kühnheit, ihrer Massenmobilisierung und ihren
hervorragenden Ergebnissen begeisterte sie die
revolutionäre Arbeiterbewegung und insbesondere
die Jugend der ganzen Welt und gab ihr neuen
Auftrieb.“
Nun 1966 gab es diese Partei noch
nicht, nicht mal als Vorläufer. Die wurde 1983
gegründet, da war die Kulturrevolution bereits
ferne Geschichte. Dafür ist es sicher
verdienstvoll, die Kulturrevolution gegen alle
Angriffe zu verteidigen, vor allem gegen die
Erbsenzähler, die aus jeder etwas
überzogenen Maßnahme gleich einen
großen Terror machen.
Übrigends, in China gibt es einen etwas ungewöhnlichen Friedhof. Da liegen Angehörige der Roten Garden, die beim Kampf Garde gegen Garde getötet wurden.
Und zum Schluß hatte Mao selbst von der Unruhe genug und mitten im Frieden warf die chinesische Luftwaffe Bomben auf chinesische Städte. Das war echt eine neue Form des Klassenkampfes, sowas brachte nicht mal Stalin zu seinen besten Zeiten fertig.
Übrigends, in China gibt es einen etwas ungewöhnlichen Friedhof. Da liegen Angehörige der Roten Garden, die beim Kampf Garde gegen Garde getötet wurden.
Und zum Schluß hatte Mao selbst von der Unruhe genug und mitten im Frieden warf die chinesische Luftwaffe Bomben auf chinesische Städte. Das war echt eine neue Form des Klassenkampfes, sowas brachte nicht mal Stalin zu seinen besten Zeiten fertig.
PS:
Wenn es der Anschein hat, als sei die KPM Serie
etwas überzeichnet und durchgeknallt und warum
ich die Netzwelt damit belästigen muß?
Solange im Netz derartige Apologeten der
Kulturrevolution ihr Unwesen treiben, gibt es eine
Aufgabe für die KPM.
Siehe auch: