Realitätsverweigerung und Sprache
Hier ist die
Realitätsverweigerung innerhalb der Linken das Thema. Man könnte alternativ
auch von Realitätsausblendung, Realitätsblindheit oder Realitätsverleugnung
reden. Wo wäre damit anzufangen? Schränken wir den Bereich ab 68er Linke ein.
Zu dieser Zeit war die Linke eine kleine Minderheit und blieb es auch
weitgehend. Klein, bedeutungslos und ohne reale Macht brauchte es eben eine
Menge Optimismus und Ausblendung der realen Stärke um überhaupt handeln zu
können. Angesichts der Machtverhältnisse mußte die
Realität teilweise ignoriert werden um überhaupt anfangen zu können.
Das Volk war rechts, wählte
rechts und die Arbeiterklasse wollte von Linke und links nichts wissen. Die DDR
galt als abschreckendes Beispiel und für linke Ansichten schienen die
Aussichten recht aussichtslos. Man flüchtete daher eher in die Kämpfe der
dritten Welt oder sah im Realsozialismus wenigstens einen realen Halt.
Eine Überlebensstrategie bestand
darin, die eigene Stärke zu überschätzen
und die eigenen Aktionen in ihrer Bedeutung überbewerten. Auch wenn die 68
Bewegung nicht völlig ohne Bedeutung war, von einer realen Macht war sie weit
entfernt. Dies blieb in der Folgezeit linke Realität.
Realismus
Was ist das überhaupt, Realität? Den
Begriff finden wir in Wörterbüchern unterschiedlich beschrieben, schon
altgriechische Denker haben sich mit der Frage befasst, was Realität eigentlich
ist. Realität ist, was wir als Realität wahrnehmen? Oder auch so, was uns
unsere Sinne von der Realität wahrnehmen lassen. Und da ist mittlerweile
bekannt, unsere Wahrnehmung der Realität ist doch etwas eingeschränkt. Ob das
Farbspektrum oder die Tonfrequenzen, es gibt vieles, was sich unserer direkten
Wahrnehmung entzieht und trotzdem vorhanden ist. Wie schon im Anhalter zu
lesen, nur weil du etwas siehst heißt das noch lange nicht, das es existiert.
Und wenn du etwas nicht siehst, dann muß das
keineswegs heißen, daß es nicht da ist. Wie bekannt
hat die Physik die Welt entzaubert und damit auch den Regenbogen. Wir sehen den
Regenbogen, oft genug. Also ist er real? Nun ist bekannt, daß
dieser Farbbogen zur virtuellen Realität gehört. Der Regen ist real, der
Regenbogen entsteht nur in unserer Realitätswahrnehmung. Deswegen ist er auch
unerreichbar und wenn wir noch so eifrig in seine Richtung rennen. Nun ja, was
Rainbow Dash dazu sagt? Die ist eben ein Equestria
Pony und die leben ohnehin in ihrer eigenen Realität. Real ist also nicht gleich real und letztlich
ist Realität das, was wir als solche darstellen. Wir nehmen die Realität nicht
nur wahr, vor allem stellen wir sie dar und die Darstellung in den Medien
bestimmt unseren Umgang mit der Realität. Wichtigstes Medium ist erst mal die
Sprache bzw. die Schrift. Bilder kommen als weiteres Mittel dazu und damit haben
wir schon die Basis. Ton und Film sind noch eine weitere Form, jedenfalls wird
die Realität hier vorgestellt und allgemein prägen diese Medien unser Bewußtsein von der Realität. Daß
die hier vorgestellte Realität sich von Zeit zu Zeit verändert und gesellschaftlichen
Umbrüchen folgt, zeigt, daß sie keinesfalls statisch
ist. In einen hundert Jahre alten Atlas
sind die Kolonien eingezeichnet und das war seinerzeit die Realität. In einen
aktuellen Atlas sieht diese Realität schon etwas anders aus. Jahrelang war in
Berlin die Mauer real. Mittlerweile sind es nur noch wenige Überreste für deren
Erhalt man heute sogar auf die Straße geht.
Im Osten war der Sozialismus
real, er hieß Realsozialismus, oder auch etwas verkehrt, real existierender
Sozialismus. Seit geraumer Zeit ist er etwas irreal geworden. Und in weiten
Teilen der Welt ist der Islam Realität. Doch es gibt auch hier keine Sicherheit
und auch religiöse Vorstellungen können schnell sehr irreal werden. Umso
verbissener und gewaltsamer fordern ihre Vertreter dann den weiteren Glauben an
ihre Vorstellungen ein. Nur, eine Realität die nur mit Zwang und nicht mit
Überzeugung in den Köpfen der Menschen verankert werden muß,
wird irgendwann scheitern. Man kann zusammenhängend sagen, je weniger
Überzeugungskraft, desto mehr Gewalt muß zur
Durchsetzung eingesetzt werden. Auch so entsteht Realität, nur ist sie nicht
allzu beständig und benötigt stets neuen Zwang um weiterzubestehen.
Oder so ausgedrückt, je mehr
gesellschaftlich anerkannte Realität von der empfundenen Realität abweicht,
desto mehr Zwangsmaßnahmen sind nötig, um diese durchzusetzen und als
alleingültige Realität hinzustellen. Wer daran zweifelt, für diejenigen gibt es
eine Palette von Mitteln. Je nach dem Autoritätsgrad, stellt man sie als Abweichler,
Ketzer oder Gotteslästerer hin oder als Utopisten, Spinner, Träumer. Wer die
herrschende Realität anzweifelt, mußte schon immer
auf so was gefasst sein.
Was aber wenn es an Zwangsmitteln
fehlt? Der Ostblock war der Realsozialismus, doch nicht für jeden. Für
Maoisten und MLer war er seit Chruschtschow kein
Sozialismus mehr und diesen Streit um die reine Lehre haben einige Unentwegte
bis heute ins Netz getragen. Machtmittel haben sie weder im Netz noch hatten sie
seinerzeit welche, dafür versuchen sie mit einen Sprachgebrauch aus den 70gern der von
Hass und Wut durchzogen ist, der Netzwelt ihre Sichtweise vorzustellen. Damit
befinden sie sich in guter Gesellschaft, denn auch der radikalen Linken fehlt
es an Machtmitteln, dafür versucht sie mit Exkommunizierung und Szeneverbot
ihre Regeln durchzusetzen. Wir nutzen eben die Sprache um unsere Realität zu
erschaffen.
Oder auch die Bilder. Das ist die
Basis der Werbung. Und jeder kennt diese Erfahrung. Was immer man an bunten
Werbeanzeigen so sieht, die Realität kann nicht mithalten. So einfach
funktioniert die Welt nicht, es geht weder alles wie von selbst, noch ist man
stets von netten gutgebauten Mäusen umgeben, die stets lächeln und gutgelaunt
sind. Das weiß eigentlich jeder der an einen Werbeplakat vorbeigeht. Die Frage
wäre zu stellen, was uns daran hindert, dieses Wissen auf weitere
Propagandawelten anzuwenden. Dann bestünde kein Zweifel, daß
wir auch da eine Wunschwelt vorgestellt bekommen, die mit der realen Welt nicht
viel zu tun hat. Mit Wort und Bild wird eine Scheinwelt erschaffen und so
getan, als sei es die einzige reale Welt, oder die einzige vernünftige Welt.
Haben wir dieses Prinzip einmal erfasst, dann sehen wir wie es im Großen wie im
Kleinen angewendet wird. Warum muß der Handel für
seine Produkte werben? Sie können sich schlecht mit der Waffe vor uns stellen
und sagen, so, das kaufst jetzt. Genauso wenig können
dir linke Spinner mit Geldstrafe drohen, wenn du nicht genderst,
sie drohen mit virtuellen Strafen. Das tun auch Religionen, wenn es ihnen an
Macht fehlt, dann drohen sie mit virtuellen Strafmaßnahmen.
Reale Grundsicherung
Dazu passt aktuell die Ideologie
von Hartz IV die derzeit den Betroffenen aufgezwungen wird. Das Arbeitsamt
erzeugt seine eigene Realität und es hat viel mit der Realität einer Sekte
gemeinsam. Den Arbeitslosen wird eingeredet, es liege nur an ihrem mangelnden
Profil, an ihrer Qualifizierung, an fehlender Flexibilität und ähnlichen
Unsinn. Um dem abzuhelfen fordert das Arbeitsamt ständig irgendwelche
Anstrengungen. Ob sie sinnvoll sind oder nicht, ist nicht von Belang. Man
schafft eine künstliche Realität in der jeder Arbeit findet und dazu nur genug
Bewerbungen schreiben muß. Die Einhaltung dieser
verordneten Realität wird mit ständigen Sanktionen durchgesetzt. Hier zeigt
sich im geschlossenen System, wie Sekten (große und kleine) funktionieren und
wie man selbst offensichtlich idiotische Vorstellungen durchsetzt. Es bleibt
den Betroffenen überlassen, das Spiel
mitzuspielen, ohne sich davon bestimmen zu lassen. Soll heißen, nach außen
spiel ich mit, ich schreib Bewerbungen aber ich glaub nicht an den Mist. Ich
nehme den Unfug nicht ernst, ich tu nur so. In diesem Modell kann man vieles
erkennen, wie Glaubenssysteme funktionieren und das trifft für den
Realsozialismus als Glaubenssystem zu, wie auch für Religionen, die bei
Strafandrohung sinnlose Anstrengungen verlangen, doch dazu zählt genauso die
kapitalistische Wirtschaft, die bei Androhung schwerster Strafen von ihren
Gläubigen Wachstum, Rendite und Warenproduktion ohne Ende fordert. Was all dies
gemeinsam hat, es sind von Menschen geschaffene Realitäten. Die Tierwelt hat es
dagegen nicht so mit der Erschaffung von Kunstwelten, jedenfalls ist mir kein
Tier bekannt, das für s Fressen bezahlt. Tiere sind daher auch der beste Beweis, wie künstlich vom Menschen geschaffene Realitäten sind. Es ist unmöglich ihnen klarzumachen, was Geld ist, oder warum sie nicht aufs Fensterbrett scheißen dürfen. Von Menschen, für Menschen geschaffene Regeln kapieren sie einfach nicht. Daher verstehen sie auch die vom Menschen geschaffen Realität nicht. Doch wenn diese Realitäten von
Menschen geschaffen wurden, dann besteht eine Hoffnung, Menschen können sie
auch ändern. Und genau dies fürchten die Dogmatiker und deswegen erfinden sie
Grundpfeiler, an denen nicht gerüttelt werden kann. In der Religion sind das
die heiligen Bücher, die vorgeblich von Gott geschrieben wurden und daher
unabänderlich sind. In der Politik sind es die ewigen Wahrheiten an denen
niemand zweifeln darf und auch die Marktwirtschaft kennt ihre Wächter über die
heiligen Regeln deren Nichtbefolgung zu Krise, Inflation und rückläufigen
Wirtschaftswachstum führt. Die Befolgung führt dagegen zum erhöhten Profit
einer Minderheit und die Mehrheit wird mit Quatsch das Hirn zugemüllt.
Soweit dieser Einschub.
Wunschrealität
Nach dem Ende der 68er als die
Parteigründungen begannen, war Realitätsverweigerung unverzichtbar. Nur mit
absoluter Realitätsblindheit konnten Parteisekten entstehen, deren Mitglieder
allen Ernstes glaubten, hier wird Geschichte gemacht und dieses Konzept könne
ernsthaft hier etwas bewegen. War bereits die Linke eine Minderheit, so waren
die ML er noch innerhalb dieser Linken ein Teil und dieser nochmal in eine
Vielzahl von Gruppen zersplittert. Mit einigen Kadern, ausgestattet mit einer
Parteipresse, etlichen Betriebszeitungen und Nebenorganisationen glaubte man
sich gerüstet um den Konkurrenzkampf vor m Werktor aufnehmen zu können. Und man
sah sich gut aufgestellt, um in der ideologischen Schlacht wer nun die Partei
der Arbeiterklasse sei, bestehen zu können. Nur die Arbeiter ließ das alles
recht unbeeindruckt. ML Parteien, die wenige Hundert bis einige Tausend zu ihrem Umfeld zählen konnten
mußten schon die Realität schwer zurechtbiegen um in
ihrem Tun irgendeinen Sinn zu entdecken. Hier liegt vermutlich eine der
Ursachen für linke Realitätsblindheit und diese Realitätsverweigerung setzt
sich vierzig Jahre später bis in die heutige Zeit fort. Man kann erstaunt die
Wahleinschätzungen der MLPD lesen und sich an alte Zeiten erinnert fühlen.
Zu den ersten Fällen von
Realitätsverweigerung zählte die Arbeiterklasse. Diese war bekanntlich die
Zielgruppe aller ML Sekten und hatte eine historische Mission zu erfüllen.
Natürlich unter Führung der Partei. Dummerweise war von der revolutionären
Arbeiterklasse wie von Marx und Lenin beschrieben, eher wenig zu sehen. Daher
schufen sich die ML Sekten ein Bild von der Arbeiterklasse, wie sie sein
sollte, mit einen Bewußtsein, wie es den Vorgaben in
den blauen Bänden entsprach, oder in dem Propaganda Bild welches seinerzeit die
KPD (Weimar) von der Arbeiterklasse zeichnete. Mit der realen Arbeiterklasse
hatte dieses Parteibild wenig gemeinsam und die Diskrepanz zwischen der
Arbeiterklasse in der Parteizeitung (Rote Fahne/ Roter Morgen/ Kommunistische
Volkszeitung u.e.m) und dem Arbeiter auf der Straße
war mehr als auffällig. Da waren schon einige Verdrängungsleistungen nötig, um
weiterhin an das Parteibild von der Arbeiterklasse zu glauben oder man
flüchtete sich gleich in ein abstraktes Arbeiterbild, das als historische
Notwendigkeit und unabhängig von den jeweils existierenden Individuen bestand.
Die von Marx aufgestellte Gesetzmäßigkeit von der revolutionären Arbeiterklasse
ist eine objektive (und ewige) Wahrheit und wirkt unabhängig davon, ob der
einzelne Arbeiter am Werktor den linken Flugblattverteiler mit einen „geh doch
rüber“ begrüßt. Damit folgte man durchaus der Tradition, denn bereits Marx
hatte eher wenig Kontakt zu realen Arbeitern. Seine Kenntnisse über die
Arbeiterklasse besorgte er sich einfachheitshalber aus der Papierwelt. Das
spricht zwar noch keineswegs gegen Marx, zeigt aber die Richtung, der dann auch
seine Anhänger folgten. Im Zurechtbiegen der Arbeiterklasse dürfte die linke
Realitätsverweigerung eine der Hauptwurzeln haben.
Die zweite Realitätsblindheit war
der Antiimperialismus mit einer totalen Parteinahme für die jeweilige Organisation/Staat die zur
Ausblendung unangenehmer Wahrheiten führte. Vietnam war bereits ein solcher
Anlass, sich das Land so zurechtzulegen, wie man es sehen wollte, wie es in der
Propaganda dargestellt wurde. Für Differenzen ist da wenig Platz und daher war
der Frust auch recht groß, als 79 die ehemals verbündeten Staaten gegeneinander
Krieg führten. Das hatte man sich in seiner einige Tausend Kilometer entfernten
Parteizeitungswattewelt doch etwas anders vorgestellt. Was draus gelernt?
Offenbar nicht.
Was die Realitätsblindheit der ML
Parteien betrifft, es ließ sich einige Zeit damit leben. Irgendwann merkte auch
der Rest, die Realität ist auf die Dauer
stärker als linke Träume und zog
Konsequenzen. Wer nicht aus seinen Träumen aufwachen wollte gehört zu den
Übriggebliebenen, welche heute die Netzwelt mit dem unverzichtbaren Grundbestand an
kommunistischer Dogmatik mittels Webseite oder Forum versorgen.
Doch Realitätsblindheit war
keineswegs Sache der MLer. Auch im Rest der Linken
war sie oft anzutreffen, man redete sich die Situation schön und überschätzte
seine eigene Bedeutung. Das ging einher
mit dem Medienecho, dem man gerne glauben wollte, daß
man Staatlicherseits wenigstens ernstgenommen wurde.
Alternative Realität?
Als Gegenentwurf zu den ML
Parteien bildete sich in den 70ger Jahren die Alternativbewegung die in den
80gern das Erscheinungsbild bestimmte. Alternativ schützte aber auch nicht vor Realtätsblindheit. Auch hier, gerade wenn es um die
Finanzlage diverser Projekte ging bzw. um deren wirtschaftliche
Lebensfähigkeit, nahm das Ausmaß an
Realitätsverweigerung gelegentlich groteske Züge an. Ja könnt ihr denn davon
leben? Nee, wir bekommen alle noch BaföG. Dieser
Cartoon illustriert in prägnanter Art das Grundproblem. Was daraus wurde ist
bekannt. Die Projekte wurden professionell oder verschwanden irgendwann von der
Landschaft. Es kam vor, das in manchen Projekten, um sie aufrechtzuhalten mehr
Arbeit reingesteckt werden mußte als in der
kapitalistischen Arbeitswelt. Na so hatte man sich die alternative Arbeit nicht
gerade vorgestellt. Was in dem Bereich an Debatten und Diskussionen investiert
wurde und das sich vielfach anhörte, als sei man in einer Sekte reingeraten,
daran könnten sich einige noch erinnern. Ist aber zumeist kein Thema, man hat
es verdrängt und erinnert sich eher an die positiven Aspekte dieser Zeit und
der positivste Aspekt davon ist, man war immerhin noch jung. Aus dieser Zeit
ist eine Sammlung seltsamer Zeitungstitel und Projektnamen übriggeblieben, die
in diversen Schriften nachlesbar sind und heute etwas seltsam anmuten.
Antiimperialistische Realitäten
Ein bekannter Fall ist die
Realitätsblindheit vieler Linker seinerzeit als der Fundamentalismus aufkam und
zunächst weigerten sich Linke die Meldungen aus dem Iran zu glauben. Nach ihrer
Ansicht wurden soziale Proteste von den Medien zu religiösen Protesten
umgedeutet um sie diffamieren zu können. Der soziale Auffuhr gegen den Schah
war freilich willkommen und passte ins Weltbild, das islamische Motiv wurde
ignoriert oder für unwesentlich befunden. Als es nicht mehr zu ignorieren war,
wurde der Islam von etlichen Linken umgedeutet und für ihre Überzeugung
zurechtgebogen. Volkstümlicher Islam hieß es dann und die soziale Komponente
wurde hervorgehoben, unter mühevoller Ignoranz des reaktionären
mittelalterlichen Weltbildes mit Schleier und Scharia, das für die islamische
Revolution unverzichtbarer Bestandteil war. Bis es ein böses Erwachen gab und
sich die Realität im Iran nicht länger verdrängen ließ. Als die ersten linken
Aktivisten aus der islamischen Republik flüchten mußten,
nun ja, das hätte man auch vorher wissen können. Bereits vorher hätte jeden der
sich das genauer anschaut klar sein müssen, daß für
fundamentalistische Moslems das linke Weltbild zum gottlosen Westen gehört und
ihr Akzeptanzgrad gegen Null tendiert. Das mußte die Tudeh Partei sehr schmerzhaft erfahren, oder genauer, ihre
Mitglieder die Pech hatten nicht rechtzeitig wegzukommen. Hinterher ist man
bekanntlich schlauer? Oder wiederholt sich die Geschichte? Bis heute ist die
Einstellung vieler Linker zum fundamentalistischen Islam gespalten. Was immer
sie an strengen Forderungen an die Gesellschaft im Westen stellen, beim Islam
sind sie erstaunlich tolerant. Hier scheinen sie eher den Verbündeten gegen
ihre Hassobjekte USA und Imperialismus zu sehen bei gleichzeitiger Ignoranz
seiner menschenverachtenden Ideologie und der Revision jeder gesellschaftlichen
Emanzipation, die als erste die Linken treffen dürfte.
Der offensichtlichste Fall von
Realitätsblindheit war dann vermutlich die RAF. Zu glauben, mit diesen
Stadtguerillakonzept ließe sich hier was bewegen und verändern, setzte ein
Realitätsbild voraus, das kaum vom realen Leben in der BRD stammen konnte.
Sollte man mal meinen, trotzdem brachten einige es fertig, genau das umzusetzen und erreichten
sogar einiges, wenn auch nicht unbedingt was sie wollten. Die einen glaubten
mit einer Parteisekte die Arbeiter zu Streik und Revolution aufrufen zu können,
die RAF glaubte, dies mit Anschlägen erreichen zu können. Der Unterschied
bestand allenfalls im Medienecho, das bei der RAF naturgemäß heftiger ausfiel
und den Rest der Linken unter ständigen Legitimationsdruck setzte. Die Aktionen
der K Gruppen fanden in den Mainstreammedien dagegen wenig Beachtung.
Was die RAF angeht, so kam auch
aus den Linken Kritik, welche die Realitätswahrnehmung thematisierte. Hier hieß
es anhand ihrer Verlautbarungen, sie ist offenbar nicht mehr imstande die
Diskussionsprozesse innerhalb der Linken wahrzunehmen und vertritt einen Antiimperialismus,
der innerhalb der Linken längst keine Basis mehr hat. Das war der Punkt, diese
in ihrer eigenen Welt lebenden Linken versorgten die Außenwelt gelegentlich mit
getippten Bleiwüsten in denen ein Weltbild vertreten wurde, an das die Mehrheit
der Linken längst nicht mehr glaubte. Man hatte sich eben in seiner eigenen
Realität eingerichtet und dachte nicht mal daran, sie zu hinterfragen.
Und sie hatte nach wie vor ihre
eigene Sprache. Der Sprachgebrauch der RAF in dem von kämpfenden Völkern und bewaffneten
Widerstand die Rede war und noch vieles mehr, wovon man sich bei denen, die
noch etwas bodennaher lebten, längst verabschiedet hatte, zeigt den
Zusammenhang zwischen Insidersprache und Insiderrealität.
Doch was dazugelernt?
Mittlerweile ist die Anzahl der Linken doch gewachsen, die nicht mehr
vorbehaltlos alles glaubt, was aus den diversen Krisengebieten so zu hören ist.
Das Mißtrauen ist gewachsen, man wurde eben etwas zu
oft reingelegt. Was den Antiimperialismus anbetrifft, den hat sich der Islamfundamentalismus
unterm Nagel gerissen und seither ist Antiimperialismus nicht mehr sexy. Nicht
das er das vorher gewesen wäre, aber er sah ästhetischer aus, mit dem Cheposter, der AK-47, der Vietnamesin mit Gewehr. Die
Ästhetik des Islamantiimperialismus hingegen gleicht einen Terminator
Filmplakat, nur mit dem Unterschied, verglichen mit den unrasierten Hassfressen
wirkt selbst ein Terminator eher menschlich.
Ob nun Nah Ost oder Ukraine,
viele sind mißtrauisch geworden und nicht bereit
alles einfach so zu schlucken. Selbst in Zeiten des Internets, oder gerade in
diesen Zeiten zeigt sich, das man mit Infos regelrecht
zugeschüttet wird und vieles nur dazu da ist, um von der Realität abzulenken.
Desinformation gehört zum Info war und kommt gerade im Internetzeitalter
verstärkt zum Einsatz. Da sollte man sich an vergangene Fehler erinnern und
nicht vorbehaltlos etwas glauben, nur weil die Quelle die Seite ist, der man
den Sieg wünscht. Parteinahme ist ja an und für sich noch nicht verwerflich und
so verkehrt war es ja nicht, für Vietnam Partei zu ergreifen. Deswegen muß man aber nicht glauben, man hätte es mit Engeln zu tun
oder diese Seite würde keine Kriegsverbrechen begehen.
Gleich mit welchen
Konflikt man sich befasst, stets mußte man
feststellen, daß die Parteinahme genau dafür blind
machte. Manche Dinge wollte man gar nicht wissen. Als in LA der Riot losbrach, wurden auch Läden der Hispanischen Verkäufer
geplündert und es kam zu unschönen Szenen, die sich für den Posterdruck weniger
gut eignen. Dafür mußte man feststellen, wenn, dann muß man eben die gesamte Realität akzeptieren und kann sich
eben nicht nur das rauspicken, was einen zusagt. Und das gilt für alle
Konflikte, wenn man die Realität filtert, dann bekommt man eben eine gefilterte
Realität geliefert.
Und genau dies ist das Prinzip
der Kriegspropaganda. Die Realität filtern und bestimmte Wahrheiten zensieren,
so das nur ein geschöntes Bild übrigbleibt. Man kann
es an der Zeitgeschichte sehen. Man meint, kein Krieg ist so gut dokumentiert,
wie der zweite Weltkrieg. Und trotzdem werden immer noch Bücher dazu
geschrieben und es scheint Neuigkeiten zu geben. Der große Vaterländische Krieg
ist so ein Fall. Bis heute ist der Krieg mit der Sowjetunion von Legenden und
Halbwahrheiten verstellt und das Bild das Linke von diesem Krieg haben,
entspringt eher der Propaganda als den offensichtlichen Fakten. Dazu zählen
Vorgänge, zu deren Beurteilung man nicht unbedingt Fachwissen mitbringen muß, vorurteilslose Betrachtung reicht völlig. Wie kam es
zu dem Desaster von 41? Wie sah es in der stalinistischen SU aus, daß sich zahllose als Hiwis zur Verfügung stellten oder die
Wehrmacht zunächst als Befreier begrüßten? Und wie kam
es zu den hohen Verlusten und rücksichtslosen Umgang mit den Truppen? Weshalb
erreichten die Westalliierten ihre Ziele mit einer weitaus geringeren Anzahl an
Verlusten? Zu diesen Fragen hatte die Sowjetpropaganda wenig zu sagen und
neuere Darstellungen ergeben ein etwas differenzierteres Bild. Noch heute wird
im Internet von den Befürwortern des Stalinismus ein Bild des zweiten
Weltkrieges abgeliefert, das der offiziellen Propaganda der SU bis 91
entspricht, als vieles in den Archiven nicht zugänglich war. Doch mittlerweile
können wir eine zweite Meinung einholen. Dies nur als Fallbeispiel für
unterschiedliche Realitätsbilder.
Real ist was wir dafür halten
War Realitätsverweigerung in den
Anfängen noch eine Überlebensstrategie, so verselbständigte sich diese im
Laufe der Jahre zu einer Grundeinstellung. Anfang der Achtziger ist ein Anfang
feststellbar. Nach dem Rückzug der Besetzerbewegung, nachdem sich ein Teil der
Jugend ausgetobt hatte, wurde die reale Welt wieder erdrückend und mit
zunehmender Aussichtslosigkeit hier grundlegend was zu verändern kam man auf
die Idee, wenn man nicht mehr drüber redet, oder anders drüber redet, dann
verändert man die Realität. Oder kann wenigstens so tun. Irgendwo hier liegen
die Wurzeln dieses neuen Irrsinns, der seit Jahren in der Linken grassiert und
es mittlerweile zur Netzreife geschafft hat. Kann man hier vermuten, daß Realitätsblindheit eine Folgereaktion auf eine
gescheiterte Bewegung ist? Schwer nachzuweisen, doch es gibt Hinweise, die
genau darauf deuten. Wenn man meint real was zu bewegen und sich auf der Straße
tatsächlich was bewegt, dann ist das Teil der Realität, es ist eine Realität,
an der die Beteiligten teilnehmen und die sie begreifen können. Es ist keine
abstrakte Realität mehr. Zu der wird sie wieder, wenn sich alles zerläuft und
die Party vorbei ist. Dann muß eine künstliche
Realität her um den Rest doch noch zusammenzuhalten und dann biegt man sich
eben die Welt so zurecht, wie sie passt. Das ist Basis jeder erfolgreichen
Werbung und Propaganda und die ist schließlich die Kunst, nicht etwas zu erschaffen,
sondern den Leuten einzureden, es wäre bereits Realität.
Propagandawelten
Das ist der Punkt, man muß über die Verhältnisse so reden, wie man sie haben
möchte und dann werden sie auch so. Ist aus diversen Diktaturen bekannt.
Bestimmte Begriffe müssen verboten werden, dann wird auch das was dahintersteht
irgendwann vergessen. Es entwickelt sich daraus ein regelrechter Sprachkodex.
Zuerst wird die gelenkte Presse darauf festgelegt, welche Begriffe sind zu
verwenden, welche nicht. Wie soll über etwas geschrieben werden, oder soll es
überhaupt Thema sein.
Klar versucht dies jedes
Herrschaftssystem und auch hier kennt man die Begriffsverdrehungen.
Marktwirtschaft statt das böse Wort Kapitalismus, wir sind Arbeitnehmer, wir
bekommen Arbeit geschenkt? Na, wer will da noch von Ausbeutung reden?
So hatte auch die DDR ihren
Sprachcode, der heute ein Arbeitsgebiet für Historiker darstellt. So redete man
in der DDR. Oder auch, darüber redete man in der DDR nicht, jedenfalls nicht in
gedruckter Form.
Bis heute sind manche Begriffe
noch vertraut. Der antifaschistische Schutzwall, dürfte zu den bekanntesten
Begriffen zählen, was schon Orwell als Neusprech im
Buch 1984 beschrieb.
Daher ist es bemerkenswert, daß auch die westdeutsche Linke sich oft genug dieses
Mittels in einer Weise bediente, die an autoritäre Vereinnahmungspraxis
erinnerte und mit Befreiung so viel zu tun hatte wie eine Motte mit dem
Westflügel der staatlichen Irrenanstalt von Sirius.
Sprachgebrauch
Wie Realität wahrgenommen wird,
äußert sich in der Sprache. Welche Begriffe sind bestimmend? In den Siebzigern
war es die ML Terminologie, die mit ihren Begriffen aus der kommunistischen
Welt die Realität einordnete und linkes Handeln bestimmte. Man baute sich damit
eine Art Ersatzrealität die für nicht wenige Beteiligte realer wurde als die
aktuellen Verhältnisse im eigenen Land. Mit dem Ende der ML Ideologie veränderte
sich auch der Sprachgebrauch und andere Begriffe bestimmten die
Auseinandersetzungen. Viele nahmen nun die Realität auch anders wahr.
Die Realität sehen wir, aber erst
mit der Sprache begreifen wir was wir sehen. Mit der Sprache ordnen wir Realität
ein, bewerten sie und bauen sie um und gestalten sie neu. Und Sprache schien
das Gebiet der Linken zu sein, von dem sie glaubten, es ist ihr ureigenes
Territorium. In der TAZ fing der Unfug mit dem BinnenI
an und produzierte eine Flut weiterer Sprachverunstaltungen die zwar nicht die
Welt veränderten, dafür aber zu einem wirksamen Ausschlußmittel
wurden. Bzw. zur Eintrittskarte, mit der man seine Zugehörigkeit nachweisen
konnte.
Nach wie vor hatte die Linke ihre
Steckenpferde und eines davon waren Minderheiten. Hört man auf diese so zu
benennen, dann ist niemand mehr behindert, niemand mehr Zigeuner und Ausländer
ist auch niemand mehr, selbst wenn er nur zu Besuch ist.
Die Sprachverunstaltungen der
linken Szene sind oft einfach nur lachhaft und fast meint man, die Satiremafia
bezahlt sie damit ihnen nicht die Witze ausgehen. Seit es um den Umbau des
Sozialstaats mit Hartz IV geht, hat diese Sprachverdrehung einen anderen
Hintergrund bekommen und der ist durchaus bedrohlich gemeint, auch wenn er
genau betrachtet eigentlich nur lachhaft ist. Das Arbeitsamt, die Arge ist auch
sprachlich auf den neusten Stand gebracht und so gibt es keine Arbeitslose, nur
noch Arbeitssuchende. Die gehen nicht zum Arbeitsamt, klingt so miefig, die
besuchen das Jobcenter. Klingt fast wie Fitnesscenter. Na, wenn es nun nicht
mit n Job klappt. Und betreut wird man vom Fallmanager. Man könnt
sich wegschmeißen, nur ist der Scheiß durchaus ernstgemeint und hat nur einen
Zweck. Geld einsparen um es als Zinsen einer Minderheit in den Rachen zu werfen,
die Betroffenen abzuzocken und ihnen gleichzeitig das Hirn zu zumüllen. Man
fragt sich, wer hat eigentlich bei wem abgeschrieben? Immerhin verdanken wir
Hartz IV der SPD und Grüne. Hätte sich die CDU niemals dran gewagt, für diese
Dreckarbeit kam nur SPD in Frage.
Ein seltsamer Zusammenhang, linke
Sprachverdrehung und Hartz IV? Jedenfalls zeigen sich hier seltsam vertraute
Zusammenhänge.
Sprache als Herrschaftsmittel
Sicher reflektiert Sprache auch
die sozialen Verhältnisse, das ist bekannt. Um sich zu verständigen muß man die gleiche Sprache sprechen. Doch gleich ist noch
lange nicht gleich. Schon die Begriffe können je nachdem wer sie verwendet,
Unterschiedliches bedeuten.
Dies lässt sich folgendermaßen
verdeutlichen. Mit dem gängigen Spruch, „das Gesetz des Jungles.“
Es stammt aus dem Junglebuch und ist als Zitat weit
bekannt und wird oft benutzt. Doch wozu? Zumeist um auf das Gesetz von
Nahrungskette, Fressen oder gefressen werden hinzuweisen und zwar in erster Linie
in der Wirtschaft. Oder bei Methapern über das Leben in der Großstadt, der
Stärkere setzt sich durch. Was weniger bekannt ist, der Spruch bedeutet im
Original, nimm nicht mehr von Wald, als du brauchst. Das ist das Gesetz des Jungles und das liest sich doch schon völlig anders. Na das
erzähle mal einen Börsengeier, netter Versuch.
Doch hier haben wir den Nachweis,
wie Machtverhältnisse sich ihre eigene Sprache schaffen ohne die Begriffe zu verändern.
Das wäre dann der folgende Schritt, neue Begriffe zu definieren oder zu erfinden.
Hier ließe sich auf den
Börsenhype verweisen. Als die üblichen Geldquellen erstmal
abgegrast waren, kamen einige superschlaue Abzocker auf die Idee, nach den zu
langen Jahren des Friedens, hat sich beim Normalverbraucher doch einiges an
Vermögen angesammelt und es wäre doch schade wenn, das viele Geld 1:1 vererbt würde
und die sparsame Nachkriegsgeneration weiß mit der Asche doch eh nichts
anzufangen. Holen wir uns doch einen möglichst ansehnlichen Teil davon. Und so
begann die Propagandamühle zu arbeiten, Börse wurde auf einmal Allgemeinthema,
Aktienkurse zum neuen Morgengebet und überall wurde man mit obskuren Begriffen
und Anglismen zugeschüttet. Auf einmal war es wichtig
zu wissen, was Hedgefonds sind. Klingt wie Hetzfond
und der Gedanke scheint gar nicht so weit daneben. Derivate? Kam das nicht mal
in Chemie vor? Schon lange her und man müßt schon
nachschlagen. Aber auf einmal überall Derivate, Swapgeschäfte und derartiges
nie gehörtes Zeug.
Jedenfalls wurde die
Öffentlichkeit (und wird es bis heute) mit obskuren Begriffen aus der
Wirtschaft zugemüllt deren einziger Zweck darin bestand, die Leute für Aktien
und sonstige Anlagen zu ködern bzw. aktuell darin besteht den neoliberalen
Umbau der Gesellschaft ideologisch vorzubereiten. Und es hat sogar
funktioniert. Nachdem die Party vorbei war, hatten viele die drauf vertrauten
ihr Geld an Banken und Fonds verloren, die sich noch mehr vollfressen
konnten. Hier wurde Sprache effektiv
dafür eingesetzt um die Geldprobleme der Leute zu lösen. Danach hatten sie
keines mehr.
Wir sprechen nicht die gleiche Sprache
Soziale Gruppen grenzen sich auch
durch den Sprachcode ab und schaffen sich dadurch unterschiedliche
Realitätswahrnehmungen. Eine Binsenweisheit. Doch genau an diesem Punkt lässt
sich festmachen, wie Sprache auch bei denen, deren erklärte Absicht die
Abschaffung von Herrschaft und Unterdrückung ist, genau wieder zum Herrschafts-
und Ausgrenzungsmittel wird. Wir sprechen
nicht so wie die herrschende Klasse und vor allem schreiben wir nicht mehr so.
Gut, aber wie dann?
Rechtschreibung
Früher beachtete die Linke die
Rechtschreibung und benutzte die gängigen Begriffe der Buchwelt,
wie sie in den Blauen Bänden steht. Mit der Entdeckung der Arbeiterklasse, besonders
der Arbeiterjugend, sah man sich damit konfrontiert, daß
keineswegs überall die gleiche Sprache gesprochen wird. Die Arbeiterwelt hatte
ihre eigene Sprache, die sich von der Sprache des Bürgertums um einiges
unterschied. Teils kamen Begriffe auch aus der Technik, aus der Arbeitswelt und
waren den 68ern wenig vertraut. Mit der Entdeckung der Arbeiterklasse als
Zielgruppe veränderten sich die Begriffe in der Propaganda. Betriebszeitungen
wurden geschaffen deren Titel Fachtechnische Begriffe zierten. Der Endlauf. Ja,
was bitte? Das war ein argumentativer Vorsprung im Kampf um die
Debattenvorherrschaft, wenn man wußte was ein Endlauf
ist, oder zumindest so tun konnte als wisse man dies. Daß
es für die Produzenten proletarischer Betriebszeitungen, völlig belanglos war,
was ein Endlauf ist, praktisch hätten sie damit ohnehin nichts anfangen können,
das fiel eben nicht weiter auf. Aber es sah sehr proletarisch aus und
beeindruckte seinerzeit, was ja auch Sinn der Übung war. Genau wie der Andruck.
Was das ist, muß abgesehen vom Facharbeiter niemand
wissen. Wer s nicht gelernt hat, hat an der Offset ohnehin nichts zu suchen,
aber Hauptsache es hört sich proletarisch an.
Nachdem der Proletenkult out war,
taugten auch dessen Begriffe nicht mehr für den ideologischen Luftkampf.
Freiwinkel, Spanwinkel, M 18 und Gewindeschneider verschwanden wieder dahin, wo
sie hingehörten. Bei denen, die damit arbeiteten. Dem Rest konnte das grad mal
am Arsch vorbeigehen. Übriggeblieben ist aus der Zeit eine Sammlung von
Betriebszeitungen, die zwar wenig Bedeutung und Einfluß
hatten, dafür lassen sich die seltsamen Titel heute online bewundern. Hier
einige Namen. Der rote Kessel, Rotdruck, Signal auf
Rot, Rote Faust, Voran, Borsig Hammer, Roter Endlauf,
Hammerschlag, Der rote Greifer, Die rote Welle…….u.e.m.
Projektionsbilder
Neue Begriffe bestimmten die
politische Debatte und auch hier dienten sie oft zu Abgrenzung und der
Stabilisierung von Gruppenzugehörigkeit.
Mit der Zeit und mit dem Wechsel der Politmoden änderten sich auch die
Begriffe oder ihr Gebrauch. Deutlich wird dies an den Wechsel linker
Projektionsbilder. Korea. Nicht einfach Korea, Nordkorea. Was für die einen nur
ein Landesname, war für Linke seinerzeit eine Projektionsfläche sozialistischer
Hoffnungen und genau so wurde dieses Land wahrgenommen. Entschieden
parteiergreifend. Was man übersah, wie es da wirklich zuging und erst mit der
Veränderung der Wahrnehmung wurde Nordkorea zu einer recht peinlichen
Veranstaltung. Nicht die Realität in Nordkorea hat sich verändert, es war ja
kaum jemand von den Linken dort gewesen und selbst die wenigen die zu Besuch
waren, sahen was sie sehen wollten bzw. sollten. Was sich verändert hat, war
der eigene Blick auf dieses Land. Immer noch der gleiche Name, aber er hat nun
einen anderen Klang als früher. Es gibt viele solcher Fälle.
Vietnam war der Anfang. Die
Parteinahme für das kämpfende vietnamesische Volk ging einher mit der
Ausblendung unerwünschter Realitäten. Das im Krieg niemand integer bleibt,
wurde ignoriert oder mit objektiven Notwendigkeiten schöngeredet. Es war in für
Vietnam zu demonstrieren (sicher nicht verkehrt) doch spätestens nach dem Ende
und den neuen Konflikten und nachdem sich das Desaster in Kambodscha nicht
länger verschweigen ließ, hatte Indochina als Projektionsfläche linker
Hoffnungen ausgedient.
Palästina ist wohl eine der
langwierigsten Fälle von Wunschprojektion. Über die Jahrzehnte finden sich
Nachahmer, die immer noch das Wunschbild des kämpfenden palästinensischen
Volkes verbreiten und jede Realität die nicht in ihr e Wunschvorstellung passt,
einfach ausblenden. Religiöser Fanatismus, Selbstmordbomber, Scharia und Frauenunterdrückung
haben in ihrem Weltbild keinen Platz und so bekämpfen sie jeden, der dies auch
nur zur Sprache bringt als Verräter, Kameradenschwein und Nestbeschmutzer.
Wenigstens kann man sagen, daß diese Vertreter eines
anachronistisch gewordenen Antiimperialismus nur noch einen Teil der Linken
vertreten. Der größte Teil hat sich doch irgendwann von den Wunschprojektionen
verabschieden müssen, vor allem, weil sich diese auch nicht an die Regeln des
antiimperialistischen Kampfes hielten, bzw. selbst zu Arschlöschern wurden,
oder es schon vorher waren, nur hat man da über vieles hinweggesehen. Es ist
nur eine lautstarke Minderheit von Spinnern, die bis heute das
antiimperialistische Weltbild im Internet nach wie vor als die politische
Problemlösung anpreist.
Linkes Sprachdiktat?
Die gewaltsame Sprachveränderung
innerhalb der radikalen Linken geht einher mit dem Feminismus, bzw. ist von dieser
Ideologie nicht zu trennen. Irgendwann entdeckten einige Superschlaue, die
Sprache (wohlgemerkt die deutsche Sprache) ist ja größtenteils männlich
dominiert. Diese Aussage ist bei genauerer Betrachtung zwar Unfug, doch daran
störte man (pc betrachtet müßte
hier jetzt frau stehen, hm Frau oder frau? Eigentlich groß geschrieben) sich
nicht weiter. Wen interessieren schon solche Feinheiten, wenn es darum geht
eine neue Kampftheorie zu entwickeln? Genau, die Sprache ist sexistisch und
dagegen muß was unternommen werden. Es fing mit dem BinnenI in der TAZ an und weitere Sprachverunstaltungen
fanden Eingang in die linke Kleinpresse, in die linken Kleinhirne :-))) und
schließlich in linke Webseiten und Portale. Es hing damit zusammen, auch die
feministische Ideologie hatte ihre beste Zeit hinter sich und da sich eben
nicht die ganze Welt auf den Kopf stellen ließ, dachte man daran, wenigstens
die Vorherrschaft über die Sprache und Realtitätswahrnehmung
zu erhalten.
Eine recht naive Vorstellung und
wie sich zeigte, der Rest der Welt ließ sich davon erst mal wenig beeindrucken.
Das darf man wörtlich nehmen, beeindrucken. Ja, drucken. Die Druckwelt schrieb
wie gewohnt, hier war nach wie vor der Duden Leitwerk und nicht irgendwelches
linke Graupapier. Dies blieb den linken Sprachfurien nicht verborgen und umso
mehr richtete sich die Wut gegen die „eigenen“ Leute. Hier wurde mit
Psychoterror versucht den Unsinn durchzusetzen. Teils mit Erfolg. Muß man zugeben. Es ist eben auch für Linke einfacher sich
anzupassen und die Klappe zu halten. Da unterscheiden sie sich auch nicht vom
Normalverbraucher. Und man wollte doch dazugehören. Besonders wer neu
dazukommt, passt sich erst mal an und macht unhinterfragt den Unfug mit und so
entstehen eben Dogmen die nicht mehr hinterfragt werden. Und da dieser Unfug
heute im Internet umso mehr sein Unwesen treibt, ist es ein durchaus aktuelles
Thema.
Die neuen Sprachregelungen führen
zu erheiternden Anpassungsleistungen, sogar von denen, die nicht zu diesen
Kreisen zu rechnen sind. Wenn in trotzkistischen Seiten von
Arbeiter/innenklasse geschrieben wird, weil eben einfach Arbeiterklasse nicht
mehr reicht, so ist das eher erheiternd, oder auch nur peinliche Anbiederei.
Das klingt etwa so wenn die ältere Generation auf Jugendsprache macht oder was
sie für hält, um die Kids zu erreichen. Es hat sich herumgesprochen, das man solches Anbiedern besser unterlässt, kommt nie gut
rüber.
Die seit geraumer Zeit aktuellen
linken Themen, Feminismus und Minderheiten haben zu einen Sprachkrieg geführt,
der von den Beteiligten mit Fanatismus angegangen wird, als ginge es um die
Existenz. Und das tut es sogar. Es geht um linke Identität. Oder um die
Identität einer überdrehten Minderheit die nicht zwangsläufig mit der Linken im
Allgemeinen zu verwechseln ist. Einer Minderheit die wie zumeist üblich, dem
Rest ihre Sicht der Dinge aufzwingen will und das auf ihren Portalen auch
versucht. Hier wird Sprache zur Waffe und zu einer Form die Realität
darzustellen. Minderheiten sind geschützt, weil sie eine Minderheit sind und
wer ihre Eigenarten oder ihren kulturellen Hintergrund zur Sprache bringt, ist
ein Rassist. Über etliche ihrer Eigenarten darf nicht geredet werden, wer das
tut bekommt die Fänge. Er schadet damit ja nur der eigenen Sache. Frontdenken,
man kennt das. Das geht solange, bis die Realität an die Tür klopft und sich
die Minderheiten mittels Ehrenmorde, islamischer Kleiderordnung oder
Hassdemonstrationen lautstark zu Wort melden und nur noch schwer von den linken
Realitätswächtern zu verdrängen sind. Dann zeigt sich auf einmal, die linken
Debatten haben diejenigen um die es doch gehen sollte, seltsam unbeeindruckt
gelassen. Die fühlten sich davon nicht einmal angesprochen sondern leben
weiterhin in ihrer Welt, die sie aus der Herkunftsregion importiert haben und
sie denken auch gar nicht daran, sie aufzugeben. Ist die doch dem dekadenten
Westen weit überlegen, der uns um unsere unterhaltsamen Steinigungen und der
göttlichen Rechtsordnung nur beneiden kann. War das nun gemein?
Real Irreal Scheißegal
Liest man die Verlautbarungen der
MLPD zur Europawahl oder alternativ zu früheren Wahlen, so findet man hier
linke Realitätsverdrängung in ihrer Reinform. Da wird notorisch ein desaströses
Wahlergebnis schöngeredet und man fragt sich, glauben die eigentlich was sie da
schreiben? Pessimisten befürchten, ja sie tun es sogar.
Bei genauerer Betrachtung stellt
man fest, Realitätsblindheit hat ihre Wurzeln in der politischen
Bedeutungslosigkeit der Linken.
Realitätsverweigerung ist eine direkte Folge des Niedergangs einer
Bewegung. Erbitterter Kulturkampf um Kennzeichen und Darstellungen sind eine
weitere Folge politischer Wirkungslosigkeit. Es besteht ein Zusammenhang
zwischen sektiererischer Politik und gestörter Realitätswahrnehmung
Seid realistisch
Nur die Phantasielosen flüchten
in die Realität. Ein netter Spruch. Sicher hilfreich mal über scheinbar
Selbstverständliches nachzudenken, das dann gar nicht mehr so
Selbstverständlich wäre. Ohne Phantasie überlassen wir die Realität der Macht
die darüber bestimmt, was real ist und jeden Widerstand zur Utopie und
Träumerei erklärt. Realität ist das eine Minderheit das Eigentum hat, der Rest
hat seine Arbeitskraft und wenn die grad nicht gebraucht wird, dann hat sie
Hartz 4 und die Klappe zu halten.
Es kann daher durchaus vernünftig
sein, mal die Realität beiseite zu schieben und der Phantasie zu ihrem Recht zu
verhelfen. Jedenfalls dann, wenn die herrschende Realität auch noch die
Gedanken Beherrschen will und jeden Gedanken an Veränderung als Spinnerei
abwerten will. Doch dieser Vorwurf kann schnell nach hinten losgehen, dann
richtet er sich gegen die „eigenen“ Gruppen und Strukturen. Dann stellt man
fest, es passt gegen etliche Auffassungen die in den eigenen Reihen so
vertreten werden. Auch da versuchen sie ihre Vorstellungen durchzudrücken und
behaupten die Realität auf ihrer Seite zu wissen. Waren es früher die linken
Gewissheiten und die Ewigen Wahrheiten, so wurden sie später durch die
antiimperialistischen Dogmen von den guten kämpfenden Völkern abgelöst. Und nun
sind es die Minderheiten, welche diese Funktion ausfüllen sollen.
Als die ewigen Wahrheiten gültig
waren, wurde die Realitätsblindheit auf die Arbeiterklasse, die KPD, die
Sowjetunion bzw. China angewendet. Man sah nur noch was man sehen wollte und
was in die Ideologie passte. Unangenehme Wahrheiten wurden ausgeblendet, ist
nie passiert, alles imperialistische Propaganda.
Im Zusammenhang mit dem
antiimperialistischen Kampf wurde dieses Prinzip auf die jeweiligen
„Befreiungsorganisationen“ angewendet und wer dann mit Mord ausgetragene
Differenzen innerhalb der PKK thematisierte setzte sich schnell dem Verdacht aus,
nur dem türkischen Staat zu nutzen. Wenn
es innerhalb der Kampforganisationen oft
alles andere als harmonisch zuging, es roch nach Verrat das überhaupt
anzusprechen.
Man schuf sich somit ein
idealisiertes Bild der Befreiungsbewegungen und war naturgemäß bitter
enttäuscht, als sich herausstellte, daß ihr
Propagandabild mit der Realität nicht viel gemein hatte. Auch da wo ihnen die
Machtübernahme gelang, stellte sich beizeiten heraus, das
ihre Politik nicht dem entsprach, was sich Linke so vorgestellt hatten. Vietnam
ist ein Lehrbeispiel, hier mußte man erfahren, daß man in der Zeit der Vietnamproteste, das
Propagandabild, das Nordvietnam von sich gezeichnet hatte, etwas zu ernst
genommen hatte. Das Erwachen war dann auch entsprechend schmerzhaft.
Wie seinerzeit vom
Befreiungskampf, so zeichnet man heute ein idealisiertes Bild von den
Minderheiten und beweist, die Linke hat die Lernfähigkeit auch nicht gerade
erfunden. Ob Migranten, Moslem, Kopftuch, Zwangsheirat oder Ehrenmord, bis hin
zu dem Fall, das Salafisten in einen Jugendhaus die islamische Kultur und
Bekleidungsordnung durchsetzen wollten. Das ist für die radikale Linke kein
Thema. Besser nicht drüber reden, das nützt nur den Rechten. So bleibt es der Mainstreampresse
überlassen darüber zu berichten. Seitens der Linken wird dieser Teil der
Realität zensiert in der Hoffnung, er würde dann von selbst verschwinden und
wer sich über diese Verbote hinwegsetzt, ist schnell ein Rassist.
Bleibt auf dem Boden der Tatsachen
Wie denn das, wenn erst mal zu
klären wäre, was Tatsachen sind? Linke wollen die Realität verändern, deswegen
sind sie ja links. Nur, um die Realität zu verändern, muß
man sie erst mal bestimmen. Zunächst muß man sich die
Realität ansehen um zu wissen, was man an ihr ändern will. Oder wie Humboldt
mal sagte. Die schlimmste Weltanschauung haben diejenigen, die sich die Welt
nie angeschaut haben. Volltreffer. Linke wollen eine Realität verändern und
weigern sich diese zur Kenntnis zu nehmen. Das kann nur im Frust enden. Tut es
ja auch regelmäßig.
Bleib auf den Teppich
Mach ich doch, aber was wenn es
ein fliegender Teppich ist? Na dann sollte man besser keine Flugangst haben.
Bleibt mal auf dem Teppich Leute, genau das sagt dir jeder der für die
Beibehaltung der Verhältnisse ist und vor jeder Veränderung Angst hat. Diese
Konservativen sind nicht nur die Vertreter dieses Systems, die uns einreden, es
sei Alternativlos. Doch auch aus den eigenen Reihen fehlt es nicht an
Vertretern, die genau das von sich geben. Meist dann, wenn man neue Wege gehen
will, wenn man auf eigene Erfahrungen besteht statt immer wieder die Blauen
Bände zu wälzen und sich vor den alten Heldensagen zu verneigen. Wenn man die
Gedanken mal frei laufen lässt und es ins Utopische geht, dann heißt es, bleib
auf dem Teppich. Gar nicht erst an irgend so n brandgefährliches Zeug denken,
ob es auch ohne Partei geht, ob Revolutionen wirklich jemals nach Plan und
Parteiprogramm stattfanden oder wie es mit der neuen Gesellschaft beschaffen
ist, wenn sie nur als Zwangssystem praktiziert werden kann? Wenn derart
ketzerische Fragen gestellt werden, dann bleibt mal besser auf dem Teppich,
soll heißen auf dem Parteiteppich. Doch wie bekannt, 1989/90 wurde den Linken
regelrecht der Teppich unter den Füßen weggezogen.
Genau daran sollte man die
Vertreter konservativen Denkens erinnern, haben sie
natürlich nicht so gern. Sie wollen sich nicht an ihre Desaster erinnern, oder
dran erinnert werden. Dann müßten sie ja eingestehen,
das auch sie irren können. Das niemand perfekt die
Dinge vorhersagen kann und es mit den Gewissheiten und ewigen Wahrheiten auch
nicht so weit her ist. Aber bleib auf dem Teppich, besonders in Nah Ost. Bleib
auf dem Boden der Tatsachen und die heißen US Imperialismus, Israel gegen
kämpfende arabische Völker. Genau dieser Teppich ist in den Letzten Jahren
recht fadenscheinig und löchrig geworden so das heute nur noch
Realitätsresistente Spinner auf diesen Teppich stehen wollen. Aber viel Glück,
bleibt ihr mal auf den Teppich. Oder so, wer auf dem
Teppich bleibt, kommt keinen Schritt voran. Oder glauben wir auf einmal doch an
fliegende Teppiche?
Resist
Seit geraumer Zeit besteht
Widerstand keineswegs nur darin, wie gehabt gegen Staat, Kapital, Gesetze und
Hartz IV anzurennen, ok natürlich sind das die Dauerbrenner. Geht es um
Eigenständigkeit, um Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit, so muß dies bemerkenswerterweise gegen die „eigene“ Szene
durchgesetzt werden. Wer sich nicht das Hirn mit Sprachreglungen verbiegen
will, ist heute gezwungen, seine Schreibweise gegen linke Anmaßungen zu
verteidigen. Wer sich weigert, den Szenevorgaben zuzustimmen und eigenständig
denkt, muß mit wüsten Angriffen rechnen und kann
beizeiten Auszeichnungen für Rassismus und Sexismus entgegennehmen. Nun gut,
wer auf linken Portalen schreibt, weiß was zu erwarten ist und macht sich
längst nichts mehr vor. Hat sich herumgesprochen, wie es da zugeht.
Davor machte man bereits seltsame
Erfahrungen mit seinen Genossen. Wer seltsame Hobbys pflegte, etwa zeichnete
der sah sich schnell dem Verdacht ausgesetzt, nicht ernsthaft politisch
arbeiten zu wollen. Was dem Mißtrauen der
Erwachsenenwelt entsprach, brotlose Kunst, lern was anständiges. Wer Scifi las, der machte sich echt verdächtig und es dauerte
etwas, bis sich ein bekannter Linker mit dem schreiben einer Parodie als Scifi Fan outete. Comiclesen galt als daneben, allenfalls
politisch sanktionierte Comics waren erlaubt, wenn auch mit einigen Vorbehalten.
Pornos? Bei Linken? Der Herr bewahre. Wie man sieht, es gibt ein sehr dichtes
Netz von Verboten und Geboten, die darüber wachen, was Linke so dürfen und
besser sein lassen, oder wenn dann nur wenn es niemand sieht. Linke die einen
Teil der Realität permanent verdrängen müssen, weil er nicht in ihr Weltbild
passt, wie wollen solche Gestalten eigentlich die Welt verändern? Wie wollen
sie für breitere Schichten wählbar werden, wenn sie selbst Zwangsstrukturen
schaffen müssen, um ihre Vorurteile durchzusetzen?
Wäre noch die Frage zu stellen,
wie es Linke eigentlich im Internet aushalten. Das halbe Internet müßte für Linke doch Sperrzone darstellen. Mindestens das
halbe Netz. Oder sie gönnen sich da den Luxus und machen mal Urlaub vom
politisch Korrekten den Szeneregeln folgenden Linken? Ist nur so ne hinterhältige Frage auf die man sicher keine Antwort
erwartet.
Man kann es aktuell bewundern,
wenn man im Netz die Dinge etwas humorvoller angeht. Da liegen schnell die
Nerven blank, Humor ist subversiv und linke Sittenwächter vergessen das nie.
Wer lacht verliert den Respekt und auch Linke fürchten daß
ihre Heiligtümer entweiht
werden.
werden.
Netzreal
Seit die Linke im Internet heimisch wurde stellte sich hier
das Problem der Realitätsverweigerung völlig neu. Anders als In der Papierwelt,
in der sich unbeliebte Fakten leicht zensieren lassen, ist das im Internet
schon etwas schwerer. Sicher versuchen Linke auch hier auf ihren Seiten alles
auszublenden, was nicht in ihr Weltbild passt, doch damit sind sie nicht
weniger erfolgreich als auf Papier, denn jeder Alternativmeinung ist nur einen
Klick entfernt und das Netz allgemein entzieht sich auch der linken Zensur. Und
gerade im Internet versuchen sie ihre Vorurteile allen Usern aufzudrücken. Denn
hier ist Widerspruch einfacher und hier erfuhren Linke sehr schnell und auch
schmerzhaft, daß sie keineswegs die Meinungshoheit
haben, nicht einmal in den eigenen Reihen. Vieles was als linkes
unhinterfragtes Dogma gilt, stellt sich schnell als Vorurteil einer Minderheit
heraus, dessen Zustimmung nicht unbedingt überall gegeben ist.
Und wieder die Szenesprache. Gerade im Netz versuchen Linke
ihre Sprachschöpfungen nicht nur unschuldigen Webspace, sondern ebenso dem User
aufzuzwingen. Schreib gefälligst Geschlechtsneutral wenn du mit uns reden
willst. Beachte bitteschön die Genderschreibweise, sonst bist du Sexist und
vermeide ausgrenzende Bezeichnungen sonst ernennen wir dich zum Rassisten des
Portals. Es ist lachhaft und doch kann jeder der das mal ausprobiert hat, ein
Lied von singen, wie bierernst und erbittert diese Position verteidigt wird.
Denn im Internet sind Linke nur eine Randerscheinung, das Netz ist eben zu
vielgestaltig um nur eine Ansicht ein Forum zu bieten. Umso mehr versuchen
Linke ihren kleinen Stall sauber und rein zu halten.
Wozu dieser Text?
Geht man von 68 aus, über 40 Jahre Linke und sie steht immer
noch da, wo sie hingehört. Am Rand. Die Linke, vor allem die radikale Linke
schafft es nicht, für die Allgemeinheit sowohl in ihren Ansichten, als auch in
ihrer Erscheinung Anerkennung und Vertrauen zu finden. Man traut ihnen einiges
zu, aber man traut ihnen nicht über m Weg. Wo liegen die Gründe, wenn auch den
besten Absichten und die kritischsten Analysen wirkungslos verhallen? Eine der
Antworten könnte in der inneren Struktur und dem Verhalten zu finden sein.
Aktueller Nachtrag:
Die aggressiven Gaza Demos in denen nicht nur Hassparolen
und religiöse Losungen gerufen wurden, sondern auch ein TAZ Mitarbeiter
angegriffen wurde, zeigen deutlich eine andere Realität auf der Straße als die
in der linken Presse gewünschte. Der Fanatismus macht sich seit Jahren in
dieser Gemeinde breit und wie reagiert die Linke? Sie macht den Seismographen
für das Erdbeben verantwortlich. Sie beschimpft jeden als Rassist, der das auch
nur thematisiert. Diese Realität wird seit Jahren verdrängt und ein Wunschbild
herbeigeredet. Nur kümmert sich die hier lebende Gemeinde mit Nah
Osthintergrund wenig um linke Vorstellungen. Sie haben ihre eigenen
Vorstellungen wenn sie demonstrieren und Israel Kindermörder brüllen. Sie lesen
keine linken Medien sondern haben Satellitenschüsseln und holen sich bequemerweise ihr Propagandabild in ihrer Sprache ins Haus. Und einmal auf
einen Haufen können sie ihren Frust ausleben, der daher kommt, daß sie hier nicht anerkannt werden, keine Perspektive
haben und sich in die religiöse Gemeinschaft flüchten, einschließlich des
Hasses auf alle Kuffar. Hier meinen sie auf einmal
Macht zu haben und wenn sie ein Feindobjekt ausfindig machen, dann sitzt die
Faust recht locker. Wer darüber in linken Portalen redet, wird schnell zur
Zielscheibe. Aber nun konnte ein TAZ Mitarbeiter diese Realität nicht länger ignorieren,
er bekam sie schmerzhaft zu spüren. Schließlich heißt es ja auch, wer nicht
hören will, muß fühlen.
Nachtrag:
Aus Indymedia Linksunten. Bin ich der einzige Verrückte unter Normalen? Kann ja wohl nicht sein. Und hier ist es zu lesen.
Der Einfluss der Kulturalisten führt in dieses Dilemma
Verfasst von: anonym. Verfasst am: Sa, 11.10.2014.
Die Antifa beschränkte sich von Anfang an auf die deutschen Nazis. Zum einen weil religiöse und faschistische Gruppen aus dem Trikont zu Bündnispartnern der Antiimperialisten zählten, zum anderen weil reformistische Spektren, z. B. feministische oder antirassistische, bis heute einen Multikulturalismus vertreten, der jegliche Kritik an migranntischen Gruppen in die Nähe des Rassismus rückt. Daraus entsteht eine Hilflosigkeit, die nur solange übertüncht werden konnte, solange die Migranten zahm und friedlich waren. Mit dem 11. September 2001 änderte sich das. Der Clash mit den Antideutschen beruhte in erster Linie darauf, ob man weiter einem ideologischen Multikulturalismus frönt und Migranten per se von Kritik ausnimmt oder ob man damit bricht und Menschen egal welcher Herkunft für kritisierbar erklärt.
Die Antideutschen haben sich mehr und mehr zurück gezogen. Aber spätestens mit dem Kopfabschneiden des IS kann eine Linke, die sich nicht vollends zum Idioten machen möchte, islamische Militante nicht mehr als arme, unterdrückte People of Colour sehen.
Und das ist das Problem der postautonomen Linken: Sie haben die antideutsche Kritik ausgesessen, um weiter als außerparlamentarischer Flügel von Linkspartei und Grünen fungieren zu können und jetzt holt sie die Geschichte ein, die die Richtigkeit antideutscher Kritik belegt.
Antifaschismus kann deshalb nur noch universalistisch gedacht werden: Der Nazi aus Calw, der Salafist aus Neu-Ulm und der AfD-Redner aus Hamburg darf nicht mehr danach unterschieden werden, welchen Pass er besitzt oder welche Hautfarbe er hat, sondern nur noch danach, welche Gefahr von ihm ausgeht. Nur ein solch universalistischer Antifaschismus verstrickt sich nicht in offensichtlichen Widersprüchen.
Antifaschisten, die weiter wie bisher mit größter Empörung gegen halbrechte Deppen von der AfD demonstrieren und die bärtigen Männer in den weißen Gewändern neben sich ganz dufte finden, weil sie ja auch "gegen Rechts aufstehen", bringen mehr Schaden als Nutzen.
Nachtrag:
Aus Indymedia Linksunten. Bin ich der einzige Verrückte unter Normalen? Kann ja wohl nicht sein. Und hier ist es zu lesen.
Der Einfluss der Kulturalisten führt in dieses Dilemma
Verfasst von: anonym. Verfasst am: Sa, 11.10.2014.
Die Antifa beschränkte sich von Anfang an auf die deutschen Nazis. Zum einen weil religiöse und faschistische Gruppen aus dem Trikont zu Bündnispartnern der Antiimperialisten zählten, zum anderen weil reformistische Spektren, z. B. feministische oder antirassistische, bis heute einen Multikulturalismus vertreten, der jegliche Kritik an migranntischen Gruppen in die Nähe des Rassismus rückt. Daraus entsteht eine Hilflosigkeit, die nur solange übertüncht werden konnte, solange die Migranten zahm und friedlich waren. Mit dem 11. September 2001 änderte sich das. Der Clash mit den Antideutschen beruhte in erster Linie darauf, ob man weiter einem ideologischen Multikulturalismus frönt und Migranten per se von Kritik ausnimmt oder ob man damit bricht und Menschen egal welcher Herkunft für kritisierbar erklärt.
Die Antideutschen haben sich mehr und mehr zurück gezogen. Aber spätestens mit dem Kopfabschneiden des IS kann eine Linke, die sich nicht vollends zum Idioten machen möchte, islamische Militante nicht mehr als arme, unterdrückte People of Colour sehen.
Und das ist das Problem der postautonomen Linken: Sie haben die antideutsche Kritik ausgesessen, um weiter als außerparlamentarischer Flügel von Linkspartei und Grünen fungieren zu können und jetzt holt sie die Geschichte ein, die die Richtigkeit antideutscher Kritik belegt.
Antifaschismus kann deshalb nur noch universalistisch gedacht werden: Der Nazi aus Calw, der Salafist aus Neu-Ulm und der AfD-Redner aus Hamburg darf nicht mehr danach unterschieden werden, welchen Pass er besitzt oder welche Hautfarbe er hat, sondern nur noch danach, welche Gefahr von ihm ausgeht. Nur ein solch universalistischer Antifaschismus verstrickt sich nicht in offensichtlichen Widersprüchen.
Antifaschisten, die weiter wie bisher mit größter Empörung gegen halbrechte Deppen von der AfD demonstrieren und die bärtigen Männer in den weißen Gewändern neben sich ganz dufte finden, weil sie ja auch "gegen Rechts aufstehen", bringen mehr Schaden als Nutzen.