Samstag, 7. November 2020

Linke und Rassimus

Wieder ein Einzelfall, diesmal in Frankreich und der religiöse Wahn traf einen Lehrer der die Mohammedkarikaturen im Unterricht gezeigt hatte. In diesen Zusammenhang stellt sich die Frage nach dem Verhalten der Linken, insbesondere in Deutschland, die wieder einmal großteils schweigt oder verharmlost um den Rechten keine Munition zu liefern.
Doch nicht alle sind noch bereit dieses niederträchtige Spiel mitzumachen.

Islamkritische Stimmen melden sich auch aus der Linken. Die Linke sollte ihre falsche Scham ablegen, so kann man es etwa auf Spiegel online lesen. Und auch in der Jungle World.
Woher kommt dieses seltsame Verhalten? Man kennt es aus der organisierten Linken wie auch aus der linken Szene, da vor allem.

Es hat seinen Ursprung in der Entdeckung des Rassismus und der Migranten bzw. Asylanten seinerzeit. In den Achtzigern setzte eine Antirassismusagitation ein, vor allem durch die TAZ befeuert, bis man es nicht mehr hören konnte, wie das oft mit linker Selbstagitation so geht. Was daran zu beachten ist, wäre das Selbstbild oder auch die ideologische Grundlage.

Sie basiert auf der Erzählung, der Mensch ist gut. Halt, stimmt ja gar nicht. Die Erzählung lautet, der dunkelhäutige, migrantische, asylsuchende Mensch ist gut. Er verdient Schutz und Solidarität. Was auch sonst?

Vorläufer der linken Schirmherrschaft über eine soziologisch definierte Gruppe ist die Arbeiterklasse aus den Siebzigern. Einmal unter linker Schirmherrschaft gestellt, lautete die Erzählung, die Arbeiterklasse ist gut. Somit wurde sie zu einer Projektionsfläche der Linken, die eine historische Mission zu erfüllen hatte und selbst selten gefragt wurde. Verständlich, alt gewordene Linke werden sich noch erinnern, wie ihre Antworten lauteten. Im Zuge dieses noch aus KPD Zeiten stammenden Proletenkults, war die Arbeiterklasse über alle Zweifel erhaben und Nazis gab es unter ihnen nicht. Historisch sollte die Arbeiterklasse rein gehalten werden und so wurde auch in der DDR das Geschichtsbild etwas geradegebogen. Arbeiter haben die Nazis nicht gewählt, waren alles nur Kleinbürger. Die Zahlen sprechen zwar nicht dafür, doch die Partei bestimmt wie die Geschichte verlaufen ist. Ja und aktuell überhörte man ihre Ablehnung und Ratschläge, nach drüben zu gehen.

Eine weitere Zielgruppe waren die Gastarbeiter und auch die waren grundsätzlich gut. Das die auch nur Geld verdienen wollten um damit zuhause zu Fabrikbesitzer  oder Kleinbürger werden wollten, nun davon träumten viele, war kein Thema. Es wurde vorausgesetzt, sie waren Arbeiter, links und auf unserer Seite. Wenn die deutsche Arbeiterklasse schon nicht den linken Versprechungen folgen wollte, dann sollten es wenigstens die Gastarbeiter richten.

Seltsamerweise waren Demos der Linken meist eine geschlossene einheimische Veranstaltung. Die Gastarbeiter oder Migranten hatten ihre eigenen Blöcke, wenn sie sich überhaupt politisch betätigten. Nu ja, man muß es nicht so genau nehmen.

Nicht zu vergessen, die wichtigste Zielgruppe, die kämpfenden Völker (sic) der dritten Welt, allen voran Vietnam. Einmal unter linken Schutz gestellt, waren sie grundsätzlich gut. Ihr Kampf berechtigt und vor allem, sie wurden idealisiert.

In dieses Idealbild passten stalinistische Säuberungen ebensowenig wie interne Machtkämpfe oder Berichte über Gewalt bis hin zu den Mordsystem in Kambodscha. Die linke Solidarität und Schutzherrschaft war (ist immer noch) ein System, das von einen Weltbild ausgeht, das nach gut und böse einen sauberen Trennungsstrich zieht. Wie schon Mao sagte, zwischen uns und dem Feind einen klaren Trennungsstrich ziehen. Eine Aussage, die von der RAF übernommen wurde. Sie passte ja auch gut in ihr Selbstbild.
Das Weltbild dieser Erzählung bekam beizeiten seine Risse und nach und nach begannen immer mehr dran zu zweifeln, während neue Generationen dazukamen, frisch und neu dabei und vor allem, frei von Zweifel.

Differenzierung ist was für Feiglinge und Verräter. Graustufen gibt es nicht. Entweder oder. Schwarz oder weiß und wir stehen auf der Seite der Guten.
Gut sind die Unterdrückten. Ihr Kampf ohnehin und an allem ist ohnehin nur der Kapitalismus schuld. Wer auch sonst? Es ließ sich zwar mit der Zeit nicht vermeiden, mal genauer hinzuschauen, doch wollte man sich davon nicht weiter stören lassen. So wurde die Islamische Revolution zunächst idealisiert, bis sich ihre mörderischen und reaktionären Eigenschaften nicht länger ignorieren ließen. In der Folge wurde auch die Politisierung des Islams zu einer reaktionären Ideologie von einigen solange schöngeredet, bis auch die Ignoranten langsam aus ihren Träumen aufwachten. Solange sie die gleichen Gegner wie die Antiimperialisten hatten, konnte man den Rest der Ideologie ignorieren. Doch dann wurde der Westen allgemein zum Ziel. Nicht mehr so funny. Viel gelernt haben sie trotzdem nicht.

Im Indochinakrieg hatte die Linke sich in ihrer Solidarisierung, ebenfalls ein idealistisches Bild von den ‚Kämpfenden Völkern‘ geschaffen bis es ein böses Erwachen gab und man nach dem Sieg feststellen durfte, da bricht nicht gerade das versprochene Paradies der Freiheit aus. Der Krieg unter sozialistischen Staaten unterzog die Linke einen ideologischer Härtetest und das Mordsystem der Roten Khmer ließ sich irgendwann nicht länger als imperialistische Propaganda abstreiten.

Trotzdem blieb es dabei. Die Völker sind gut. Ihre Eigenarten und Unarten dürfen nicht thematisiert werden, denn das nützt nur unseren Feinden. Ausgerüstet mit dieser Ideologie war die nächste Zielgruppe fällig. Die Flüchtlinge. Doch halt. Da war doch noch was. Vietnam vertrieb seine chinesische Minderheit. Sie wurden zu Boatpeople. Doch der Mehrheit der Linken waren sie eher lästig. Das waren ja Kleinbürger und Händler, nicht gerade das Idealbild linker Solidarität. Ja auch so ein vergessenes Thema.

Doch nun ging es um die Asylanten und die waren alle gut. Was sonst? Das viele herkamen, weil sie am Wohlstand teilhaben wollten, nun das ist menschlich verständlich. Doch das überließ man den Rechten oder der Mainstreampresse. Für Linke waren ihre Fluchtmotive über jeden Zweifel erhaben. Wer da noch so dabei war, was für eine Religion und was für ein Menschen, vor allem Frauenbild sie mitbrachten, das war tabu. Wer darauf verwies, war Rassist oder Nazi. Grundsätzlich waren alle Asylanten gut. Selbstredend auch diejenigen, die mit ihren Spruch, wollen Rose kaufen, die Gaststätten unsicher machten.

Ein kleiner Einschub noch über unerwünschte Migranten. Die aus dem Osten waren den Linken stets verdächtig und nicht von ungefähr. Sie kamen nicht als potentielle Verbündete der Linken. Für sie war der Kapitalismus das Ziel ihrer Träume. Als Projektionsfläche linker Wünsche waren sie denkbar ungeeignet.

Kommen wir nun zu der letzten Migrationswelle, die von der Linken selbstverständlich unter Schutz gestellt wurde. Nicht das man sie gefragt hätte. Wen soll man auch stellvertretend für wen fragen? Jedenfalls sind sie alle gut, weil Flüchtlinge. Oder auch nicht? So genau will es niemand wissen. Das sie in erster Linie aus den islamischen Ländern kommen in denen es einen Überschuß an jungen Männern gibt (siehe Youth Bulge) und daß sie das Weltbild des radikalen Islams mitbringen, ist ein Tabuthema. Wer darüber redet, ein Rassist. Mindestens. Ja sicher, von der Hautfarbe sind sie nicht allen willkommen. Unbestritten und die rassistische Ablehnung ist real. Unbestritten. Und um genau dieser keinen Vorschub zu leisten, ignoriert die Linke die Realität und idealisiert dieses Volk zu einer schützenswerten Minderheit, deren Eigenarten zu respektieren sind. Und seltsamerweise werden Eigenarten oder Unarten respektiert, die bei den hier beheimateten weißen Männern zu Ausschluß und Verdammnis führen.

Wer als linker Mann Zweifel am Feminismus äußert und sich der Sprachverbiegung verweigert, muß damit rechnen, aus der linken Gemeinde ausgeschlossen zu werden. Im Netz aus linken Foren und Portalen. Bei Migranten südlicher Herkunft und dunkler Hautfarbe, ist die Toleranz was Frauenverachtung angeht erstaunlich hoch. Und so bringen es Linke fertig, sich für das Kopftuch und der Burka auszusprechen und man fragt sich, wie blöd muß man sein, das noch für den Kampf um Freiheitsrechte auszugeben. Und genauso dumm verhält sich die Linke gegenüber ihrer geschützten Minderheit, bis es ein böses Erwachen wie in Köln gibt und dann stehen sie hilflos und schweigend vor ihren Scherbenhaufen naiver Idealisierung.

Und nun wieder einmal. Die von islamischen Anmaßungen betroffenen werden von den Linken alleingelassen. In den schulen versuchen die Islamisten ihre Regeln durchzusetzen und von Seiten der Linken ist keine Hilfe zu erwarten. Liegt es daran, weil in erster Linie die Schulen der Unterschicht betroffen ist? Die Schulen in die die Mittelschicht ihre Kinder schickt, sind nur von wenigen Moslemskinder frequentiert und daher von muslimischer Anmaßung  weniger betroffen. Es ist ohnehin erstaunlich, wie tolerant sich die Linke gegenüber einer reaktionären Ideologie zeigt, nur weil sie von Dunkelhäutigen vertreten wird? Wenn Rechte versuchen sollten, im Unterricht ihren Geschichtsrevisionismus durchzusetzen, wären sie da auch so tolerant und gleichgültig? Den Rechten wird nicht zugutegehalten, sie seien ja auch Opfer des Kapitalismus. Zurecht, denn sonst hätte ja jeder einen Freibrief. Nur sehen sich die Islamisten selbst witzigerweise keineswegs als Opfer der Kapitalismus, allenfalls des gottlosen Westens. Mit dem Kapitalismus haben sie weniger Probleme als die verständnisvolle Linke. Und warum werden islamistische reaktionäre Weltanschauungen mit Verweis auf dem Kapitalismus verteidigt? Die sind ja selbst Opfer der Verhältnisse und können nichts dafür? Würde man so rassistische Morde verteidigen, es gäbe zurecht einen Aufschrei. Gelten bei Morde mit islamischer Motivation andere Maßstäbe? Man könnt den Eindruck bekommen.
Die Argumentation, es ist der Rassismus, der ihnen keine Chance lässt und sie zwingt in einen reaktionären Islam Zuflucht zu suchen, ist schon dahingehend fragwürdig, denn das könnte man auch von den AfD Wählern im Osten sagen. Der Kapitalismus hat ihre Fabriken plattgemacht und deswegen zünden sie Asylantenheime an. Sie können ja gar nichts dafür. So eine Verteidigung würde kein Linker durchgehen lassen. Schließlich haben die Leute ja immer noch sowas wie Entscheidungsfreiheit. Ja, die haben die Migranten mit islamischen Hintergrund (oder war es umgekehrt?) ebenfalls. Für den rückständigen Islam haben sie sich freiwillig entschieden. Nur die Linke neigt dazu, in allen Unterdrückten dunkler Hautfarbe, ausschließlich Opfer zu sehen. Solange, bis sie selbst zu Opfer werden.

Über Rassismus muß an dieser Stelle geredet werden. Und zwar über den Antirassismus der Linken, der längst den Charakter einer Ersatzreligion angenommen hat. Es ist die Ideologie vom den Europäischen/Westlichen Alten Weißen Männern, die an allem Unglück auf der Welt schuld sind und den guten dunkelhäutigen der dritten Welt. Und das erinnert an was? Genau, an den Edlen Wilden, der als Metapher für linke Befindlichkeit die Basis bildet. Wer nach Europa kommt ist gut und hat unterstützenswerte Motive. Der Weiße Mann (Mann wohlgemerkt) ist böse, der dunkelhäutige ist gut. Schaut man nach Afrika, nein besser nicht. Könnte das naiv linke Weltbild stören. Wenn die Islamisten in Nigeria wüten, daran ist nur der Neokolonialismus schuld. Also wieder mal der weiße Mann. Erinnert einen das an was? Nicht jeden, man muß wohl schon etwas älter sein um sich noch an den Wahn zu erinnern. In den Siebzigern war es eine Frage der Herkunft. Der weiße Mann war seinerzeit der Student kleinbürgerlicher Herkunft, der an allen Elend schuld war und sich durch Kaderarbeit, Kritik und Selbstkritik und Umerziehung für seine Herkunft entschuldigen mußte um dann der Arbeiterklasse zu dienen. Meist in ML Sekten. Ein längst vergessener Irrsinn an Selbstzerlegung und bußfertiger Zerknirschung, der nicht zufällig an gestrenge Glaubensgemeinschaften erinnerte. Ist dieser Wahn wieder zurückgekehrt, oder war er nie weg und man hat es nur nicht bemerkt?

Frauenunterdrückung, Zwangsheirat, Ehrenmorde, Beschneidung und ein rückständiges Weltbild, das für Aufklärung und Menschenrechte nur Verachtung übrig hat, das Thema überlässt man den Rechten. Das ist Rassismus. Islamkritik wird von dieser Linken mit Rassismus gleichgesetzt. Und weil die Rechten sagen (mehr oder weniger verdeckt) alle raus, muß die Linke das Gegenteil vertreten. Alle rein. Was auf der Strecke bleibt, sind die Zwischenwerte.

Polarisierung hat noch immer den falschen genutzt. Für die Linken hatten auch die Islamisten im Iran nur Verachtung übrig. Solange man einen gemeinsamen Gegner hatte, war dies kein Diskussionspunkt. Nachdem sie die Macht hatten, zeigten sie den Linken deutlich was sie von dem gottlosen Zeug (Marxismus, Sozialismus) aus dem ungläubigen Westen hielten. Kaum in den Iran zurückgekehrt mußten linke Iraner wieder flüchten und wer nicht schnell genug war, endete am Baukran. Eine Warnung? Gerade dogmatische Linke vergessen die Warnungen der Geschichte recht schnell. Also auf zu neuen Unglück.

Soviel ist sicher. Die Linke ist mit der Arbeiterklasse auf die Nase gefallen. Sie ist mit dem (seinerzeit) Sozialistischen Staaten auf die Nase gefallen. Sie ist mit den Kämpfenden Völkern auf die Nase gefallen und sie wird auch mit den Migranten auf die Nase fallen. In Köln ist sie es bereits.

Und anschließend noch dieser Text zur Doku.

Der fatale Umgang der Linken mit dem Islam

SAMUEL SCHIRMBECK September 2018
In Österreich hat zuletzt die Lehrerin Susanne Wiesinger eine Debatte über den fahrlässigen Umgang mit dem Islam in Schulen losgetreten. Ein neues Buch aus Deutschland beleuchtet die Hintergründe
Die deutsche Linke und der Islam, das ist eine monströse Geschichte. Denn es ist die Begegnung zweier Seelenlagen, jede von ihnen voller Schuldgefühle. Das linke Schuldgefühl kommt aus der Hölle der deutschen Vergangenheit. Das islamische Schuldgefühl kommt aus dem allmächtigen Himmel, in dessen Dienst die muslimische Welt ihre Zukunft verpasst. Das linke Schuldgefühl entlastet sich durch maximale Toleranz. Das islamische Schuldgefühl besänftigt sich durch maximale Intoleranz. Beide Schuldgefühle erzeugen ein Monstrum an Irrationalität auf deutschem Boden.
Die maximale Toleranz aber befreit die Linke keineswegs von ihrem Schuldgefühl. Deshalb tendiert ihre Toleranz zur Grenzenlosigkeit, sie toleriert alles, es sei denn, es komme von "rechts", aus der Hölle. Für alles andere, und sei es noch so übel, wird sie zur Blanko-Toleranz. Die islamische Intoleranz hingegen toleriert nichts, es sei denn, es komme aus dem Himmel. Auch sie ist in ihrem Schuldgefühl steckengeblieben. Deshalb verbaut sie der muslimischen Welt weiterhin die Zukunft. Beide Schuldgefühle versuchen sich durch jeweilige Hypermoralität zu entschulden. Das produziert den Überlinken einerseits und den Übermuslim andererseits. Beide müssen zur Vernunft gebracht werden. Aber wie und von wem?
Zunächst die triste Bilanz aus der Begegnung irrationaler Toleranz mit irrationaler Intoleranz: Die deutsche Linke hat den linken Verstand verloren, denn ihre Toleranz dem Islam gegenüber duldet alles, was der aufgeklärten deutschen Gesellschaft und was freiheitsbewussten Musliminnen und Muslimen in Deutschland und in der islamischen Welt schadet.
Orientalismus
Es gibt einen neuen Orientalismus, den die Linke nun von den Muslimen selbst einfordert, schreibt die algerische Feministin und langjährige Unesco-Mitarbeiterin Wassyla Tamzali: "Muss ich ab jetzt verschleiert sein, um Gehör zu finden?" Der neue, linke Orientalismus grenzt den muslimischen Menschen aus der Aufklärung aus, wie früher der alte, eurozentrische Orientalismus es tat. Markenzeichen des linken Neo-Orientalismus ist das "Kopftuch".
Es gehört in Anführungszeichen gesetzt, denn es ist kein Kopftuch. Es ist ein den Frauenkörper bis über die Fußknöchel abdeckender Hidschab, Nikab, eine Burka oder ein Burkini. Deshalb werde ich ab jetzt das Wort "Kopftuch" immer in Anführungszeichen setzen. Denn das Kopftuch ohne Anführungszeichen verharmlost, was das "Kopftuch" der Frau und dem Bild von der Frau in der heutigen Welt antut. Der linke Neo-Orientalismus behauptet, das "Kopftuch" werde "freiwillig" getragen. "Harvey Weinstein und seine Anwälte verteidigten sich gegen den von einer Frau erhobenen Vorwurf sexuellen Übergriffs mit dem Argument, die Frau habe den Handlungen des amerikanischen Produzenten freiwillig zugestimmt. Das hört man jetzt auch, wenn es um die verschleierten Frauen geht", so Wassyla Tamzali.
Missionarisch, militant, inhuman ebnet die deutsche Linke dem "freiwilligen" Fundamentalismus in Deutschland den Weg. Der "freiwillige" Fundamentalismus ist gefährlicher als der offen erzwungene. Denn der offen erzwungene lässt den Widerstandswillen intakt, der "freiwillige" löscht ihn als "unislamisch" aus.
Gegen alles
Ich hatte nie etwas gegen den Islam, bis ich plötzlich merkte, dass der Islam etwas gegen mich und meine muslimischen Freunde hatte. Ich habe mit dem heutigen Islam nicht mehr Schwierigkeiten, als ich mit jedem reaktionären Deutschen, Franzosen oder Chinesen habe. Mit jedem Amerikaner, Türken, Buddhisten, Christen, Hindu, Nord- oder Schwarzafrikaner, Dunkelhäutigen oder Hellhäutigen, der gegen die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist, gegen die Gewissensfreiheit, gegen die Gleichheit aller Menschen, ob "gläubig" oder "ungläubig", der gegen die Trennung von Religion und Staat ist, der gegen die Vermischung von Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung ist, der gegen Homosexuelle ist, gegen die sexuelle Selbstbestimmung der Frau, gegen die Gedankenfreiheit.
Leider ist der gegenwärtige Islam gegen all dieses. Anders als der einzelne reaktionäre Deutsche, Amerikaner, Chinese, dem ich aus dem Weg gehen kann, hat der Islam mehr Macht als diese alle zusammen. Er ist vielerorts Staatsmacht. Er ist Staatsreligion. Er beherrscht einen großen Teil der Welt. Er steckt in international vernetzten Terrororganisationen.
Er verfügt über zivile Organisationen, die "friedlich" und "tolerant" die westlichen Freiheiten für ihre antifreiheitlichen Zielsetzungen nutzen, an erster Stelle die westliche Religionsfreiheit, die der Islam bei sich nicht duldet. Dieser Islam ist militant und missionarisch wie die linke Islam-Toleranz, die ihm militant und missionarisch entgegenkommt. Seit dem 11. September 2001.
Nichtlinke Linke
Ich habe keine Schwierigkeiten mit einer Linken, die links ist. Die "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" für alle gelten lässt. Die muslimische Aufklärer nicht als "Rassisten" diffamiert, weil sie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit auch für Muslime wollen. Was wäre die Welt ohne die Linke? Ohne jene Linke, die sich für die gesellschaftliche Emanzipation auf sozialem und kulturellem Gebiet eingesetzt hat seit den Zeiten Voltaires? Die den Kolonialismus bekämpft hat? Die die Befreiungsbewegungen inspiriert und unterstützt hat? Die den katholischen Fanatismus besiegt hat? Die die Kirche gezwungen hat, Gleichberechtigung und sexuelle Selbstbestimmung anzuerkennen?
Ich habe nur Schwierigkeiten mit einer Linken, die alles dies aufgibt, sobald das Wort "Islam" fällt. Die so tut, als wäre der Islam Teil einer Befreiungsbewegung gegen die (angebliche) politische und kulturelle Hegemonie des Westens. Die nicht zugibt, dass der Islam selbst zum grausamen Unterdrücker in weiten Teilen der einstigen "Dritten Welt" geworden ist. Die einverstanden ist, dass der Islam dort alles Aufgeklärte und Demokratiefreundliche als "westlich", "verwestlicht", "unislamisch" ablehnt und verfolgt. Die einen Islam unterstützt, der auch in Deutschland die Abschottung von allem "Westlichen" fordert und die Frau für "unrein" hält.
Im Namen der Toleranz
Mit einer Linken, die im Namen der Toleranz all dieses akzeptiert, will ich nichts zu tun haben. Sie missachtet die Menschenrechte. Sie toleriert, dass ein Teil unserer Gesellschaft, der Teil mit muslimischem "Migrationshintergrund", im Namen Gottes hinter die Menschenrechte für alle Menschen zurückfallen konnte.
Ich will keine Linke, die Religionskritik für "rassistisch" hält, sobald sie den Islam betrifft. Religion ist keine Rasse, was soll der Unsinn? Es wird höchste Zeit für eine Linke, die wieder links wird. Die endlich kapiert, dass die bedrohte Minderheit in der Welt von heute nicht der Islam, sondern die Aufklärung ist. Deutschland braucht eine Linke, die mit der muslimischen Aufklärung zusammenarbeitet.
Ihr sollte die linke Toleranz gelten, nicht – wie seit 20 Jahren – ihren Feinden. Es kann doch nicht sein, dass diese Selbstverständlichkeit aufgegeben wird, weil Kritik am Islam angeblich "Wasser auf die Mühlen der Rechten" liefert. Was wiegt denn diese Rechte gegen die Menschenrechte?
Mit der Aufgabe linker Selbstverständlichkeiten ist es doch die Linke selbst, die seit Jahren Wasser auf jene rechten Mühlen liefert, die sie trockenlegen möchte. Die Linke ist es, die immer mehr Bürger nach "rechts" treibt, weil sie bei der Linken nicht mehr finden, was einst zum linken Selbstverständnis gehörte: Kritik an Dogmen, an Fanatismus, an Frauenverachtung, an gesellschaftlicher Rückständigkeit und an einer Aufteilung der Menschheit in "Gläubige" und "Ungläubige", also in Gut und Böse. So dreht die Linke die Republik nach rechts.
Wieder links werden
Um wieder links zu werden, muss die Linke erst einmal rechts anfangen, wo sich inzwischen alle Probleme zur Behandlung eingefunden haben, die die Linke seit zwei Jahrzehnten verdrängt: vom aufklärungsresistenten Islam über den vom Islam ruinierten Multikulturalismus und die gegen "Ungläubige" abgeschotteten Parallelgesellschaften bis hin zur Penetranz des Islam im staatlich neutralen Raum via "Kopftuch" für Lehrerinnen, dem Mobbing nichtislamischer Schüler und dem muslimischen Antisemitismus. Ganz zu schweigen vom Terror im Namen des Islam, der nach Rotgrünlinks mit dem Islam "nichts zu tun" hat.
Dabei berichten algerische und marokkanische Zeitungen – muslimische (!) Zeitungen – ausführlich, warum genau das Gegenteil der Fall ist: "Der traditionelle religiöse Diskurs rechtfertigt in der Tat diese Gewalt. Es fordert uns viel Mut ab, das anzuerkennen, aber dennoch ist es die Realität. Wir müssen die religiösen Texte und archaischen Interpretationen angreifen, die immer noch Terrorismus hervorbringen und ihn rechtfertigen", war in der algerischen Zeitung "El Watan" nach dem Massaker an der "Charlie Hebdo"-Redaktion zu lesen. (Samuel Schirmbeck, 15.9.2018)
Samuel Schirmbeck (Jg. 1941) ist Soziologe, Autor und Filmemacher. Er hat ab 1991 das ARD-Büro Nordafrika in Algier aufgebaut und berichtete als Korrespondent über Algerien. Dieser Text ist ein Auszug aus seinem neuen Buch "Gefährliche Toleranz – Der fatale Umgang der Linken mit dem Islam". Es erscheint am 21. September im Orel-Füssli-Verlag.