Montag, 17. Februar 2020

Noch was zu den K Gruppen und dem Rest.

Was ist eigentlich gegen die ML Sekten der 70er Jahre zu sagen? An Kritik dieser Vereine herrscht mittlerweile kein Mangel. Es wurden etliche Bücher verfasst, auch von ehemals Beteiligten und die Geschichte ihres Scheiterns ist auch dementsprechend dokumentiert. 
Doch betrachten wir die Story einmal aus der Perspektive des Aufbaus und der Organisation. Sie haben sich doch alle Mühe gegeben und nach Lenins Vorlage den Verein aufgebaut. What‘ s wrongabout, so könnte man provokativ fragen. Oder, woran sind sie denn nun gescheitert? 
Der Dogmatiker kennt die Antwort. Natürlich, weil sie mit dem Maoismus von rechten Weg abwichen oder weil es in erster Linie Studentenparteien waren. Oder, so würde es ein Vertreter der echten Partei (Natürlich seiner eigenen) ausdrücken, sie scheiterten an ihren kleinbürgerlichen Widersprüchen. 
Andere würden sagen (haben es schon seinerzeit) Lenins Vorlage zu kopieren war der Grundfehler. Den hatten aber die meisten Kommunistischen Parteien im Programm, nur in der dritten Welt änderten sie eigenmächtig die Dogmen, sehr zum Missfallen der Hüter der Flamme. All diese Debatten wurden geführt, doch sie geben keine Antwort, was die Kommiparteien im Westeuropa und vor allem im deutschsprachigem Raum zumeist nach 68 entstanden, nun scheitern ließ.
Lag es etwa an der falschen Typographie der Parteizeitung? Könnte man ja genauso gut fragen. 
Tatsächlich waren diese Vereine in ihrer Struktur, Organisation und Ideologie mehr oder weniger gelungene Kopien der Weimarer KPD und gaben sich alle Mühe, dem Original möglichst nah zu kommen. Wollten sie ja schließlich neu aufbauen. Sie gaben sich viel Mühe und tatsächlich hätte so ein Verein durchaus erfolgreich sein können. In der richtigen Zeit eben, wenn es nicht darauf ankommt, ob irgendwelche Mängel oder Fehler nicht aufgearbeitet wurden oder ob es Theoriedefizite gibt. Darauf kommt es in einer Krisensituation nicht an, wie aus der Geschichte bekannt ist. Zum passenden Zeitpunkt eben, in einer Krisensituation, in der die Staatsmacht nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr funktioniert. 
Freilich sind sie dann nicht die einzigen, die sich um die Macht kloppen. Doch solche Situationen sind eher selten und in den 70ern war davon weit und breit nichts zu sehen. So gab es für kommunistische Politik nur wenige Möglichkeiten, meist irgendwo zwischen Reformismus oder Sektierertum. Für letzteres entschieden sich die K-Gruppen, umso besser konnten sie der DKP Verrat vorwerfen, die aber auch nicht viel erfolgreicher war.
Immer noch wird von einigen Unentwegten und Bewahrern der reinen Lehre, das Erklärungsmuster einer mittlerweile recht verständnislos gewordenen linken Öffentlichkeit  vorgestellt und als Erklärung angeboten.
Diese und jene Fehler wurden begangen, dies und jenes nicht zu Ende diskutiert. Von dieser und auch dieser Position hätte man sich trennen müssen, einschließlich und besonders ihrer kleinbürgerlichen Vertreter. Ja dann …. was? Wären die Massen nur so in die Partei geströmt? Wäre alles ganz anders gekommen? Stünde dann die Mauer noch? So Fragen bewegen die Menschen im Internet, aber wie. 
Nur ein Teil der K-Gruppen, insbesondere die KPD/AO produzierte nach der Auflösung einiges an Literatur, die eher von der psychischen Ebene ausging und danach Erklärungsansätzen suchte. Eben auf Grundlage der früher so verachteten subjektiven Ebene. Soll heißen, wer schafft es wie lange und mit welchen Argumenten weiterzumachen und entgegen jeder Vernunft an das Endziel zu glauben. Wer springt wann ab und sieht die Sinnlosigkeit dieser Politikform ein? Eine Frage der Psyche und auch der Machtposition. Wer hat was zu verlieren? Und sei es nur eine selbstgeschaffene Pseudoheimat. Da waren die Resolutionen auf der Ebene der ML Ideologie nur vorgeschoben aber nicht der wirkliche Grund.
Schaut man sich rückblickend an, was seinerzeit so aus dem Boden gestampft wurde, es gab eine Organisationsstruktur, aber wie sie im Lehrbuch steht. Von oben nach unten. Es gab Ortsgruppen, Unterorganisationen, sog. Massenorganisationen (nur die Massen machten sich rar) und weitere Unterorganisationen für etliche Bereiche und jede Zielgruppe. Auch wenn nicht viel dahinter steckte. Und natürlich gab es eine Parteipresse, von der Parteizeitung bis zum Betriebsblatt. Radio und Fernsehen waren noch in der Hand des Staates und Internet, nun ja, soweit war die Technik noch nicht. Aber sonst waren sie medial durchaus präsent. Also, woran lag s?
Etwa an dem Prinzip; Begeisterung für das Projekt, Ernüchterung, Absprung der Hellen, Durchhalten der Spinner. 
So könnt man s abhandeln und so geht’s nicht nur bei ML Sekten zu. Nachdem viele in diese Vereine geströmt waren, ließ der Zustrom naturgemäß irgendwann nach und diese Vereine begannen in ihrer selbstgeschaffenen Struktur zu erstarren. So wird man endgültig zur Sekte, wenn man es nicht schon vorher war. Und dann schaffte es der Rest der durchhielt oder eine Machtposition besaß es, diese Parteiwelt noch Jahrelang in Betrieb zu halten, bis es entweder zur Spaltung oder zur Auflösung kam oder bis die Erosion nur noch einige tragische Gestalten übrigließ, die vergessen hatten das Licht auszumachen.
In der DKP etwa, konnte man alt werden. Wurden sie auch, die unbedingt die reine Lehre erhalten wollten. Anderswo hatten sie vergessen das Licht auszuschalten und so gelang es den letzten aufrechten Kämpfern, ihren Verein ins Netz zu stellen und einigen zu erstaunten Ausrufen Anlass zu geben, meist von der Sorte, was, die gibt’s noch? Zu dumm auch. 89 entstand kein Machtvakuum etwa wie 1918 und so konnten die verbliebenen Gruppen die Gelegenheit nicht nutzen, wenn es je eine war.
Der Zusammenbruch der DDR, was für eine Gelegenheit, sollte man doch meinen. Doch von den K Gruppen war zu der Zeit nicht mehr genug übrig um da zu intervenieren.War auch besser so, sie hätten sich eher zur Lachnummer gemacht. 
Und aktuell? Die Versuche die kommunistische Theologie im Internet wiederauferstehen zu lassen, hat eher resigniertes bis mitleidiges Desinteresse auch bei ehemals Beteiligten gefunden. Die Welt mit Marx und Lenin erklären zu wollen, scheiterte bereits an der Entkolonialisierung, als die daran Beteiligten (sie waren sogar Teil der kommunistischen Bewegung  bzw. von dieser inspiriert) nicht fragten, ob nicht erst eine Arbeiterklasse geschaffen oder es nicht zuerst eine bürgerliche Revolution geben müßte. Frisch an der Macht erklärten sie ihr Land für sozialistisch und irgendwann …. nun ja, s war n Versuch wert. Hätte ja klappen können ;-)) doch von dem hat man sich mittlerweile verabschiedet und sogar die großen Hoffnungsträger wie Vietnam und China haben sich von der Ideologie weitgehend verabschiedet. Übriggeblieben sind die Parteimacht und ein bizarrer Rest in Nordkorea. 
Und was fangen wir damit an? Klar, man kann dogmatische Parteien auf Basis der kommunistischen Theologie  und des Vorbilds der russischen KP gründen. Nur kommst damit hier nicht weit. Man unterscheidet sich kaum noch von einer religiösen Sekte und benötigt eben diese Denkmuster und Psychowracks, um den Verein in Betrieb zu halten. Doch das ist ohnehin ein Thema für sich.
Doch nochmal zum Ansatz. Hätte man mit so einen Verein die Macht übernehmen können? Der Dogmatiker sagt nein, denn erstmalmuß eine Theorie her und dies und jenes ….. also erst brauchen wir die perfekte Parteiorganisation, von allen kleinbürgerlichen, revisionistischen,utopistischen, sponaneistischen, reformistischen und sonstigen ….istischen Elementen gereinigt. Was n Unsinn, aber genauso denken sie. Und weil dies seinerzeit versäumt wurde, brach der Ostblock zusammen. Vertreten sie allen Ernstes.
Und was sagt die Erfahrung der Geschichte? Genau das ist ja passiert und in der richtigen Situation reicht es eine Organisation zu haben, die den Winterpalast stürmt. So etwa. Da fragt niemand, ob schon die kleinbürgerlichen Elemente rausgesäubert sind. Hebt man sich für später auf, wenn s um die Verteilung der Macht geht.

Seh ich Gespenster? Hier der Gegenbeweis. Hier melden sich die letzten Aufrechten zu Wort.

50 Jahre KPD/ML – der revolutionäre Kampf geht weiter
Am 31. Dezember 1968 – genau 50 Jahre nach der Gründung der KPD – wurde in Hamburg die Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten, KPD/ML von den Genossen Ernst Aust, Klaus Schalldach, Werner Heuzeroth, Günter Ackermann, Ezra Gerhardt u. a. aus verschiedenen Regionen Deutschlands gegründet.
Diese Gründung war notwendig geworden, nachdem sich die KPD/DKP dem modernen Revisionismus Chruschtschows verschrieben hatte und eine innerparteiliche Diskussion in deren Organisationen durch die Zensur der DKP-Führung unmöglich geworden war.
Die Gründung der KPD/ML war in etwa zeitgleich mit dem Aufschwung der außerparlamentarischen Opposition (APO), auch 68er genannt.
Viele der jungen Genossen der APO, Studenten, Schüler und Lehrlinge erkannten im Laufe ihrer antiautoritären Praxis, daß um etwas zu erreichen,es eine Organisation braucht und die Wurzel aller Mißstände die Ökonomie, der Kapitalismus ist. Sie begeisterten sich an den jungen Roten Garden der „Großen Proletarischen Kulturrevolution“ in China und ihren Losungen „Rebellion ist berechtigt“ und „die Haupttendenz ist Revolution“.
Der KPD/ML gelang es damals viele dieser jungen Leute in der Partei, der Jugendorganisation Rote Garde und Umfeld zu organisieren.
Das hatte aber auch einige Nachteile und Schwächen, denn es kam viel Unreifes in die Organisation. viele Schwankungen und Spaltungen. Doch der Vorteil überwog. Man konnte innerhalb kurzer Zeit ein nationales Kadernetz aufbauen, ohne das viele Aktionen nicht möglich gewesen wären wie z.B. der Kieler Lehrlingsstreik, die Schlacht am Karlstor beim Antikriegstag 1972 zur Olympiade in München usw.
Auch in den Betrieben war die KPD/ML präsent. An allen größeren Betrieben wurden Betriebszeitungen herausgegeben. Streiks organisiert und Betriebszellen organisiert. Bei Betriebsratswahlen wurden viele RGO-Betriebsräte (z. B. BASF) gewählt.
Die Gründung der KPD/ML fiel jedoch nicht nur zeitgleich mit der neuen Jugendbewegung zusammen, sondern war auch die Zeit des auslaufenden „Wirtschaftswunders“. Die Arbeiterklasse erlebte in den 20 Jahren seit Gründung der BRD einen ständigen Wirtschaftsaufschwung. Die Arbeitszeiten wurden immer kürzer, der Urlaub immer länger, der Lohn immer mehr. Der Facharbeiter konnte sich ein Häuschen und ein Auto leisten. Reformen hatten damals noch einen positiven Klang und man strebte die 35-Stunden-Woche an.
Ältere werden sich erinnern. Jüngere dürfen die alten Zeitungen nachlesen. Seinerzeit klang das in der Parteipresse aber etwas anders. Da hörte es sich an, als lebten die Arbeiter nach wie vor im Elend des Manchesterkapitalismus.
Die Arbeiter erkannten die KPD/ML und andere kommunistischen Gruppen zwar als Vertretung und Opposition an, aber an Revolution dachte keiner, denn es ging ja immer nur aufwärts. Die Massenarbeitslosigkeit und die offenen Krisenzeichen entwickelten sich erst in den 80er und 90er Jahren unter Helmut Schmidt, Helmut Kohl und Gerhard Schröder.
Dies frustrierte viele intellektuelle Kleinbürger in der KPD/ML und anderen ML-Organisationen, die „Haupttendenz ist Revolution“ als baldige Revolution in wenigen Jahren begriffen. Echte Revolutionäre dagegen haben einen langen Atem und rechnen mit Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten.Wie viele Jahre Abstand gab es zwischen dem Bauernkrieg 1524 – 1525 und der Revolution 1948/49. der Novemberrevolution 1918 ?
Kommunisten denken in Jahrhunderten. Allerdings ist die eigene Lebenszeit etwas begrenzt um so lange auf das Paradies zu warten.
Alle diese Revolutionen kamen sprunghaft und unerwartet.
Diese ungeduldigen Kleinbürger suchten nun nach schnellem Erfolg in Ökologismus, Feminismus, Reformismus und Karrierismus. Mit der Methode des Personenkults wurde der Parteigründer Ernst Aust („Für Ernst Aust – Hoch die Faust!“) isoliert und man vereinigte sich hinterrücks mit den Trotzkisten der GIM für eine Gewerkschaftskarriere in der VSP und machte später Karriere in der PDS/Die Linke.
Die Rest-KPD/ML zerfiel weiter in größenwahnsinnigen Sektierertum einerseits und im neoliberalen „Regenbogen“-Mainstream der „bunten-weltoffenen Gesellschaft“ andererseits.
Nur wenige Genossen blieben bei der Stange.
Und die verfassen solche Erklärungen. ;-)))
Die weitere Entwicklung der kapitalistischen Welt bestätigte jedoch die Erkenntnisse des Marxisten-Leninismus. Zerfall der Nachkriegsordnung, der EU, weltweite Zunahme von Kriegen, Verschlechterung der Arbeitsbedingungen selbst in den imperialistischen Monopolen, Verschuldung, Wohnungsmangel, Drogensucht, neuerdings sogar wieder Sinken der Lebenserwartung, weltweite Völkerwanderung. Zukunftsängste statt Fortschrittsglaube.
Die soziale Frage tritt wieder in den Vordergrund. Diesmal wird nicht eine Jugend- und Studentenrevolte den Ton angeben, sondern die Arbeiterklasse und vor allem die revolutionäre Arbeiterjugend werden die Hauptkraft im Klassenkampf sein und das ganze Volk gegen die bourgeoise Diktatur der Kapitalistenklasse führen. Dazu wird eine stählerne bolschewistische Partei gebraucht.
Was wär der Mensch ohne seine Träume?
Die Erfahrungen der KPD Ernst Thälmanns, der KPD/ML Ernst Austs und anderer Genossen werden in dem Wiedererstarken einer revolutionären kommunistischen Partei in Deutschland einfließen.