Montag, 2. Juli 2012

LL Demo 2010

LL Demo 2010

Tagesspiegel
Rot auf Weiß


Beim traditionellen Erinnern an die beiden Sozialistenführer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht treffen linke Realos mit Geschichtsverweigerern zusammen.

In den Seitenstraßen warten Polizisten in Marsmännchenmontur auf die Demo vom Frankfurter Tor zur Gedenkstätte der Sozialisten, an der sich später am Tag nach Angaben der Polizei gut 3000 Personen beteiligen werden: Menschen, die sich selbst als Linke bezeichnen, aber darunter sehr verschiedene Dinge verstehen, die ungefähr vom Recht auf auskömmlich bezahlte Arbeit bis zur Abschaffung der Bundesrepublik zugunsten von Was-auch-immer reichen. Ein paar vage Angebote gibt es auf Flugblättern an den Ständen der linken Splittergruppen vor dem Friedhof, wo Hammer und Sichel geflaggt sind und die Weltrevolution angekündigt wird wie in jedem Jahr.

Aber vor der Demo steht das Gedenken an die Arbeiterführer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, die vor 91 Jahren von Freikorpssoldaten ermordet wurden. Um 9.30 Uhr betritt die Prominenz der Linkspartei das gepflegte Rondell mit den Grabstätten. In der ersten Reihe gehen die Bundesspitzen, dahinter folgen die Berliner. Lautsprecher verbreiten getragene Musik im Winterwind, während die Politiker ihre Kränze niederlegen und innehalten. Obwohl von hinten mehrere hundert Nelkenträger nachschieben und vorn die Fotoapparate klicken, ist es ein würdevoller, feierlicher Moment.

Auf ihn folgt ein weiterer, weniger beachteter – am etwas abseits stehenden Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus, der vor drei Jahren eingeweiht wurde und von den meisten privaten Besuchern an diesem Sonntag gemieden wird. Udo Wolf, Fraktionschef der Linken im Abgeordnetenhaus, findet das bedauerlich, aber nicht empörend: „Ein über 40 Jahre vermitteltes einseitiges Geschichtsbild lässt sich nicht in 20 Jahren komplett drehen“, sagt er. „Aber wir arbeiten dran.“

Die meisten anderen Besucher sind deutlich älter. Der Menschenstrom reißt nicht ab. Viele haben mit dem Wetter zu kämpfen; man hilft sich durch Schneewehen, hakt sich unter. Es sind ein paar weniger Besucher als sonst, und langsamer sind sie auch, aber es sind Tausende. Die Kommunisten in ihrem Lauf hält weder Frost noch Nebel auf.

Ein alter Mann mit Lenin-Anstecker und zwei Nelken in der Hand stoppt vor dem Stalinismus-Stein. Ob er sich vorstellen könne, hier eine Nelke abzulegen? „Nee!“ Warum nicht? „Weil das ausgemachter Unsinn ist. Erklären Sie mir doch mal, was Stalinismus ist!“, blafft er. Man gibt ihm ein paar Stichworte, aber erntet nur die leider knapp am Thema vorbeizielende Bemerkung, „dass die DDR vor allem soziale Sicherheit bedeutet hat. Dass es Verwerfungen gab, steht doch außer Frage.“ Der Stein aber stehe für „die Vereinnahmung der Geschichte durch das kapitalistische Weltbild“. Seit 20 Jahren werde die DDR „mit Schmutz und Lügen überzogen“. Und der Stalinismus? Der Mann möchte jetzt in Ruhe gelassen werden. Die linken Realos wie Udo Wolf haben also noch viel Arbeit vor sich.

Rote Fahne News der MLPD
Zehntausende beim Gedenken an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg

10.01.10 - Eiseskälte und Schneetreiben hielt zahlreiche Menschen auch dieses Jahr nicht davon ab, sich an der größten Manifestation für den Sozialismus in Europa zu beteiligen. Bis zu 15 Stunden Anfahrt nahmen beispielsweise Teilnehmer aus Stuttgart auf sich. Insgesamt waren zum Gedenken an die ermordeten Revolutionäre Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg sowie den Führer der russischen Oktoberrevolution, W.I. Lenin, mehrere Zehntausend nach Berlin gekommen. Um die 10.000 Teilnehmer, vor allem Jugendliche, hatte die Demonstration, die um 10 Uhr am Frankfurter Tor startete.

Dabei waren Mitglieder und Anhänger der MLPD und des Jugendverbands REBELL, der Linkspartei, der DKP und der SDAJ, der SAV, verschiedener Migrantenorganisationen, der VVN und anderer antifaschistischer Bündnisse, Montagsdemonstranten aus vielen Orten, Mitglieder des Frauenverbands Courage, von "Solidarität International", Gewerkschafter und auch internationale Teilnehmer aus den verschiedensten Ländern.

Julia Scheller vom Jugendverband REBELL erinnerte daran, dass das vergangene Jahr ein Jahr der Schüler- und Studentenproteste und der auflodernden Rebellion der Jugend war.
Womit die Parteisekte kaum was zu tun hatte.
Damit es nicht bei auf- und abschwellenden einzelnen Protesten bleibt, müsse sich die Jugend aber dauerhaft organisieren.
Natürlich in der Partei der echten Sozialismus, wo auch sonst?


Begeisterndes Wochenende zum Gedenken an Lenin, Luxemburg und Liebknecht!
Ein begeisterter Agitiationsbericht des Rebell. Was anderes ist da auch nicht zu erwarten.

Mit über 10.000 Teilnehmern zog am Sonntag, den 10.1.10 eine große Demonstration durch Berlin zur Gedenkstätte der Sozialisten. Diese Demonstration verbindet das Gedenken an die drei großen Revolutionäre mit dem Aufruf den Kampf für den echten Sozialismus heute weiterzuführen. Mehr Leute noch waren zum Gedenken zu den Gräbern von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gezogen, um dort rote Nelken abzulegen. Dabei wurde mehrmals das bekannteste Lied der Arbeiterbewegung – die Internationale – angestimmt.
Es nahmen MLPD, Rebell und seine Kinderorganisation Rotfüchse, viele linke Organisationen und Parteien, sowie revolutionäre Migrantenorganisationen, antifaschistische Gruppen und Bündnisse, Montagsdemonstrationen aus einigen Städten, sowie Mitglieder der Gewerkschaften, des Frauenverbands Courage und von Solidarität International teil. Stefan Engel, der Parteivorsitzende der MLPD legte gemeinsam mit Rebellen und Rotfüchsen und internationalen Gästen aus Nepal, Südafrika und Italien einen Kranz von MLPD und REBELL nieder.
Bei der darauffolgenden Kundgebung sprach Julia Scheller für den Jugendverband REBELL. Sie ging darauf ein, dass das letzte Jahr von Schüler- und Studentenprotesten und vom Kampf der Azubis für die Übernahme geprägt war. Doch allein zu demonstrieren reiche nicht aus. Man muss sich organisieren, wenn man grundlegend etwas ändern will. Das Auf und Ab der Proteste reicht dazu nicht aus.
Selbstverständlich bei Engels kleinen Rebellen. Da lernt man noch was für s Leben.


LL Demo in Berlin
Textauszug
Junge Welt
11.1.2010
Bei Wind und Schnee beteiligten sich am Sonntag in Berlin mehrere zehntausend Menschen am »stillen Gedenken« für die vor 91 Jahren ermordeten Revolutionäre Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. An der Gedenkstätte der Sozialisten legten sie ab neun Uhr morgens rote Nelken und Kränze für die beiden Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands nieder.

Bei der traditionellen Liebknecht-Luxemburg-Demonstration, die das Gedenken mit aktuellen sozialen und friedenspolitischen Forderungen verknüpft, zählte das Veranstalterbündnis in diesem Jahr knapp 9000 Teilnehmer, die Polizei sprach von 3000. Nach jW-Beobachtung war die Demonstra­tion auf dem Weg vom Frankfurter Tor zur Gedenkstätte auf dem Friedhof in Berlin-Friedrichsfelde deutlich angewachsen und zählte zum Schluß mindestens 7000 bis 8000 Teilnehmer.

Die Organisatoren waren aufgrund des Schneechaos mit der Beteiligung, die etwas geringer ausfiel als im letzten Jahr, zufrieden. Das Tief »Daisy« hatte unter anderem den Autobahnverkehr in weiten Teilen Norddeutschlands lahmgelegt und Busse aus mehreren Städten an der Weiterfahrt nach Berlin gehindert.
Den Aufruf zur traditionellen »LL-Demo« hatten zahlreiche linke, antifaschistische und marxistische Gruppen und Parteien aus ganz Europa unterstützt. Neben der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), der Jugendorganisation SDAJ und zahlreichen Gliederungen der Linkspartei, des parteinahen Jugendverbands Linksjugend [’solid] und des Studierendenverbands Die Linke.SDS waren vor allem türkische und kurdische linke Gruppen gut sichtbar vertreten.

Neues Deutschland
11.1.2010
Zehntausende kamen trotz Schnee und Eis zur Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin

Tief verschneit präsentierte sich der Friedhof der Sozialisten am Sonntag. Trotz widrigster Witterungsverhältnisse strömten Zehntausende nach Berlin-Friedrichsfelde, um der vor 91 Jahren ermordeten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu gedenken.
In der DDR nannte sich das zeremonielle Gedenken an die beiden Arbeiterführer »Kampfdemonstration«. Noch im Jahre 1988 zählte man mehr als 200 000 Teilnehmer. Ganze Schulklassen und Brigaden nahmen an dieser Massendemonstration teil, nicht immer ganz freiwillig.

Diejenigen, die gestern nach Friedrichsfelde kamen, taten dies sehr wohl aus freien Stücken. Nach Angaben der Linkspartei waren es rund 40 000 Menschen, deutlich weniger als sonst. Schnee und Eis dürften vor allem ältere Menschen von einer Teilnahme abgehalten haben.

Timothi, eine regenbogenfarbene Flagge mit der Aufschrift »Peace« in der Hand, hält die Unversehrtheit des Lebens für wichtig: »Das kann auch eine Revolution nicht korrumpieren. Stalin und Mao passen hier nicht rein.«

In der Gudrunstraße wird die Demo ruhiger. Die ersten Polit-Stände tauchen auf, um über alle erdenklichen linken Strömungen und Ideen aufzuklären.



TAZ

Linkes Gedenken
Kein gutes Jahr für die Revolution
12.1.2010

Rund 40.000 Teilnehmer erinnern in Friedrichsfelde an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht - viel weniger als sonst.
VON LUISE STROTHMANN

Die Demonstration zum Gedenken an die Ermordung der KPD-Gründer Luxemburg und Liebknecht am 15. Januar 1919 ist so etwas wie das Schaulaufen des deutschen Sozialismus. Hier treffen DDR-Nostalgiker mit Pelzmütze auf antikapitalistische Antifas mit Kapuze. Einmal im Jahr herrscht die seltene Stimmung eines Volksfestes des linken Kampfes: Arbeiterlieder, Fahnen, Agitation und Verbrüderung. Es sei auch ein Kräftemessen, wie stark die Linke in Deutschland ist, sagt Arno. Wenn es danach geht, ist 2010 kein gutes Jahr für die Revolution: An dem stillen Gedenken am Grab in Friedrichsfelde, zu dem die Linke aufruft, nehmen an diesem Tag etwa 40.000 Menschen teil, im Vorjahr sprach die Partei noch von gut 70.000. Bei der Demonstration zählt die Polizei etwa 3.000 Teilnehmer.

Aber die, die da sind, wissen, was sie wollen. Im Rebell-Block unterstützt ein Trommler den Sprechchor beim Rythmushalten. "Bun-des-wehr - raus aus Afghanistan" geht direkt über in "Hoch - die - internationale Solidarität"

Die LL Demo ist seit Jahren ein kommunistischer Themenpark, in dem alles mit Transpis und roten Fahnen auftritt, was in der traditionellen Linken Rang und Namen hat. Da sieht man linke Gruppen, von denen man sonst nur den Webauftritt sieht und von deren Existenz man ohne Internet nie was gehört hätte. Die dogmatischen Hardcorekommunisten bringen auch stets die Heiligenikonen, einschließlich Stalin und Mao mit. Nicht immer zur Freude moderater Besucher. Im Netz finden sich dankenswerterweise stets Bildersammlungen, auf denen man die Transpis lesen kann und was gerade die linke Welt aktuell bewegt. Diese Demo auch als größte Rentnerdemo zu betrachten, hier kommen alle zusammen, welche die DDR nicht vergessen haben und in dieser das bessere Deutschland sehen. Dieses Jahr mußten sie Kälte und Schnee trotzen und natürlich hatte die Mlpd wieder ihre kleinen Rebellen angekarrt, diesmal warm eingepackt zum Transpiauslüften.



Aus Wikipedia
Liebknecht-Luxemburg-Demonstration
Die Liebknecht-Luxemburg-Demonstration ist eine jährliche politische Großdemonstration zum Gedenken an die am 15. Januar 1919 ermordeten revolutionären Sozialisten Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Sie findet regelmäßig um das Datum ihres Todestages, am zweiten Januarwochenende, in Berlin statt und verläuft in der Regel vom Frankfurter Tor bis zur Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde.


Gruppen, die sich in die Tradition der Oktoberrevolution stellen, beziehen auch Lenin in das Gedenken ein und sprechen daher abgekürzt von der LLL-Demonstration. Antifa-Gruppen und undogmatische oder Demokratische Sozialisten bevorzugen die eingangs genannte Bezeichnung, abgekürzt als LL-Demonstration.

1949 wurde die Gedenkstätte nach der Gründung der DDR erneuert. Dort waren die Lenin-Liebknecht-Luxemburg-Feiern ein jährlicher von der SED organisierter Aufmarsch mit einer Ehrentribüne für die Staats- und Parteiführung.

Am 17. Januar 1988 zeigten Bürgerrechtler dort ein Plakat mit dem bekannten Zitat von Rosa Luxemburg: Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden! Daraufhin wurden etwa 120 Demonstrationsteilnehmer verhaftet. 25 Personen, die zuvor schriftlich zum Verzicht auf die Demonstrationsteilnahme genötigt worden waren und die Unterschrift dazu verweigert hatten, wurden in die Bundesrepublik ausgebürgert. Weitere Bürgerrechtler, darunter Freya Klier und Bärbel Bohley, wurden am 25. Januar des Jahres verhaftet. Die Vorfälle gelten als Auftakt zur Wende von 1989.

Seit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wird die Demonstration von einem Bündnis verschiedener linksgerichteter Gruppen, Parteien und Einzelpersonen in der Bundesrepublik Deutschland veranstaltet. Sie hat sich zu einem festen Treff- und Sammelpunkt heterogener Kräfte der Politischen Linken mit zehntausenden Teilnehmern entwickelt. Dazu gehören auch Sozialisten aus weiteren Staaten Europas.

2003 stand die Demonstration im Zeichen des bevorstehenden Irakkrieges. Nun nahmen viele zur Friedensbewegung gehörende Gruppen daran teil, so dass die Teilnehmerzahl der Demonstration auf geschätzte 10.000 bis 12.000 Personen anwuchs, gemeinsam mit dem „stillen Gedenken“ erreichte die Ehrung Luxemburgs und Liebknechts an diesem Tag 80.000 bis 100.000 Teilnehmer. In den Folgejahren nahm sie wieder ab, bewegte sich aber konstant bei einigen Zehntausend.

Teilnehmer der Demonstration waren in den letzten Jahren:

Mitglieder der Partei Die Linke,
ihr nahestehende Jugendverband linksjugend 'solid
die Deutsche Kommunistische Partei,
die ihr nahestehende Jugendorganisation Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend,
die Kommunistische Partei Deutschlands (Bolschewiki),
die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands,
hr Jugendverband Rebell,
die Jusos,
die Sozialistische Jugend Deutschlands - Die Falken
viele Antifagruppen, darunter die Antifaschistische Linke  Berlin und die Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin
der Deutsche Freidenker-Verband
seit 2003 Hans-Christian Ströbele als Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen
Migrantenorganisationen wie die Kommunistische Arbeiterpartei der Türkei.



Teilnehmer, die Plakate mit Abbildungen von Stalin und Mao mitführen, lösen damit regelmäßig interne Konflikte aus.
Forumsbeitrag
Ein bemerkenswerter Text, den ich hier mal zitiere. So ist die Traditionslinke recht treffend beschrieben.
Rückwarts und nur vergessen (MLPD, SAV) ....
Mai 28, 2006
   
Anmerkungen zu den Angriffen auf die Initiative-Links von links

Was ist heute eigentlich links?


Wenn die Initiative-Links in Gelsenkirchen bisher etwas bewirkt hat, dann eine längst überfällige Diskussion darüber, was die Linke heute überhaupt ist sowie ein Aufdecken der altlinken Strukturen vor Ort, die in den seit jeher besonderen Eigenarten der Linken in Deutschland wurzeln. Ich unterscheide die Linke, wie sie sich derzeit darbietet, in zwei Hauptströmungen:


1. Identität (Die alte Linke)

Impressionen aus der Steinzeit: DKP, KBW, SAV, MLPD et.
Grundlegende Merkmale: Realitätsverweigerung, Gefolgschaft im Promillebereich, absoluter Wahrheitsanspruch, Sektenstrukturen.
Ganz egal, ob nun der weltfremde Trotzki oder der paranoide Stalin als Zeugen aufgerufen werden, immer steht die Vergangenheit im Vordergrund, will heißen, Wahrnehmungen der gesellschaftlichen Verhältnisse von Gestern und Vorgestern, die einfach per Textscholastik der Helden von damals eins zu eins auf die Gegenwart übertragen wird.
Politische Relevanz: 0
Und da es ungeheuer Anstrengung erfordert, der eigenen Mitgliedschaft die Gegenwartswahrnehmung auszutreiben, organisieren sich diese Gruppierungen autoritär, manipulativ, taktiererisch und dirigistisch. Wilfried Reckert von attac hat dies jüngst in seiner Aufarbeitung eigener DKP-Vergangenheit gut dargestellt.
Identität also heißt: Der politische Wille hat mit dem der Parteilinie identisch zu sein. Diese Linie wiederum ist identisch mit einer sich zu vereinenden Arbeiterklasse. Briefe aus dem politischen Jenseits, mehr nicht; die Entwicklungen finden längst woanders statt.
Da die Altlinke den Entwicklungen der neuen Linken ratlos gegenüber steht, besteht ihr Verhalten (Siehe: MLPD in Gelsenkirchen) nur noch darin, sich dazuzustellen und so zu tun, als ob…

2. Differenz: (Die neue Linke)

Impressionen aus der Zukunft: Teile der Linkspartei.PDS,
Teile wohlgemerkt, bekannterweise sind ja etliche Altdogmatiker bei der Linken untergekommen und nicht alle haben was dazugelernt, die Grünen haben sich mit Hartz 4 weit von ihren ehemaligen Zielen entfernt und die SPD hat mit Hartz 4 die neoliberale Dreckarbeit geleistet.
der WASG, der Grünen, der SPD und/oder deren Jugendorganisationen, attac, People’s Global Action, Reclaim The Streets, Zappatisten, Umweltschützer, Netzwerk Grundeinkommen, verschiedene Basisbewegungen weltweit.
Grundlegende Merkmale: Realitätsschaffung, treten global millionenfach auf, differenzierter Gerechtigkeits- und absoluter Demokratieanspruch, Netzwerkstrukturen.......
Politische Relevanz: rapide steigend.
Vorbilder finden sich historisch in sämtlichen emanzipatorischen, spontanen und autonomen Bewegungen und Revolten, etwa den Pariser Kommunarden, den italienischen Operaisten, der Frauenrechtsbewegung etc. Ihre Organisationsform ist die Vernetzung, Koordination und Kooperation. Es geht also nicht um eine Identität, sondern um den Wunsch, die eigene Differenz leben zu können und die anderen ihre Differenzen leben zu lassen, gegen das universelle Kommando des globalen Kapitalismus. Es geht um uneingeschränkte, absolute Demokratisierung und die eigene Würde des Menschen als soziales Wesen.
Differenz also heißt: Die eigene Identität nicht absolut zu setzen, leben und helfen sowie leben lassen und sich helfen lassen, lieber selber bestimmen als bestimmt zu werden, kurz: die Demokratie von unten neu einzufordern.
Erkennungsmerkmale der neuen Linken in Gelsenkirchen: Wir sind die, bei denen sich die MLPD ratlos dazustellt und so tut, als ob…
Gruß
Robert Zion

P.S.  

An die Altlinke in GE: Ausbeutung findet heute nicht mehr nur in der Fabrik statt, das Proletariat hat sich verflüchtigt. Das Prekatariat, die working poor, die Armut und Arbeitslosigkeit ist an dessen Stelle getreten. Ausbeutung heißt heute Mobilität und Flexibilität, ausgebeutet wird heute das ganze Leben selbst, von der Wiege bis zur Bahre. Der Kapitalismus ist absolut, zur Seinsweise geworden, Widerstand folglich nur in einer selbst bestimmten Produktion und Konstitution des eigenen Lebens noch sinnvoll. Auf dem Markt werden auch keine Produkte mehr verkauft sondern Lebensstile und –modelle mit irgendeinem Produkt als irrelevante Beigabe.
Und würde der gute Marx, der sich sein Leben lang darum mühte den Kapitalismus seiner Zeit zu verstehen, jetzt sehen können, wie Ihr dieses Verständnis in Eurer Zeit verweigert, er würde sich im Grabe herumdrehen.
Es geht um Politisierung und nicht um Indoktrination, nicht darum die Welt zu erobern, sondern sie neu zu erschaffen – hier, jetzt, überall. Dazu muss man dem Menschen vertrauen, aber, wer so mit Menschen umgeht, wie ihr, der misstraut ihnen grundsätzlich, der instrumentalisiert statt zu aktivieren.