Freitag, 6. Juli 2012

Golfkrieg

Mein Golfkrieg

Na das wars dann wieder, der Golfkrieg ist gelaufen, nun gehn wir ne Runde Golf spielen. Für mich war s wie für den Rest in erster Linie ein Medienereignis und meine Hauptaktivität bestand zweckmäßigerweise darin, die Schnauze zu halten und das Schwätzen anderen zu überlassen.
Mein erster Beitrag bestand in einigen etwas gemeinen Sticker, reicht doch bei der Kälte.
Als die Medien die ersten Bomben meldeten, hatte ich nichts Besseres zu tun, als zur Heddernheimer Kurve zu traben und einige Pieces abzulichten.
Demos gabs ja auch, hab die aber meist nur indirekt mitbekommen, es gab Schülerdemos und darüber gabs in der Rundschau was zu lesen.Statt Unterricht auf die Straße, kennt man ja, dafür hatten sie nen funktionierenden Riecher, als sie auf der Kundgebung sowohl auf Sektenmist als auch auf Feministenzeug (einer Lesbe, die zu vermelden hatte, sie müßten sich jetzt nicht mit den Männern ins Bett legen) mit Pfiffen antworteten. Grad aus der Schule raus, schon sollen sie wieder belehrt werden, diesmal von Politdealern, die ihnen ihren Politmüll verkaufen wollen.
Konnte man den Kids die Betroffenheit ungeprüft glauben, die organisierte Linke zeigte die Aktivität, die man eh erwarten konnte und gewohnt ist. Heldenhaftes Arschabfrieren war einen davon, hat mich in der warmen Bude buchstäblich kaltgelassen.
Dafür gab es auch wieder Parolen an den Wänden als Demohinterlassenschaft und da hat ich was zum ablichten. Auf dem Bauzaun am Römer hatten sich sogar Writer dran beteiligt und schrieben Antikriegsparolen in Tagschrift. Die fetteste Aktion war der "Stop the War" Train und den bekam ich sogar vor die Linse.
Bei der Demo in Bonn war ich dann doch dabei, wenn auch aus etwas eigenwilligen Motiven. Etwas mager die Ausbeute an den Wänden, hatte mir mehr erwartet, so das ich aus Frust selbst für Tags an den Wänden sorgte und als Highlight in den Spruch, "Kein Blut für Öl" was rein schrieb. Kein Blut im Öl, kommt doch schon etwas kreativer. Einige Tags auf der Kundgebung sorgten für Erstaunen, was der da macht fragt ein Kleiner, sein Erziehungsberechtigter konnte es dem nicht erklären. Writing taugt also doch noch um Aufsehen zu erregen. Die meisten Linken haben es 91 noch nicht kapiert, was das an den Wänden eigentlich soll. Dabei bilden sich Linke doch stets was drauf ein, an der Spitze des gesellschaftlichen Fortschritts zu stehen.
Zu erinnern wäre noch an den Medienkrieg. Keine Bilder die zeigen, was man schon bei Vietnam besser nicht gezeigt hätte, dafür aber automatisch aufgenommene Filmstreifen von Geschossen kurz bevor diese sich plus Kamera zerlegten. Das kam in der Glotze sehr beeindruckend, hatte man so noch nicht gesehen. Diese Bilder beeindruckten das Fernsehvolk mehr als die innerlinken Debatten, von denen sie eh nicht viel zu hören bekamen.
Jedenfalls war ich zu der Zeit imstande, mir einiges davon anzusehen, ohne mich unbedingt reinhängen zu müssen. Zudem wußt ich ohnehin, das geht auch wieder vorbei, dann ist s schnell vergessen.
Saul 91