Donnerstag, 19. August 2021

Roter Morgähn

 

Der Webauftritt.
Zu diesem Thema hab ich schon länger keinen Text mehr geschrieben. Warum das? Nun irgendwann werd auch ich müde, diesen Irren hinterherzurennen. So wichtig seid ihr auch nicht, im Gegenteil. Und ich hab auch Sinnvolleres zu tun. Nun ja, das Netz ist voll von Unsinn und warum nicht auch der Verein? Dann in die Tasten gehauen.

Das ‚Rote Jahrzehnt‘ hat so einiges hinterlassen und einiges davon will einfach nicht verschwinden. Eines davon ist die KPD/ML und der Rote Morgen. Eigentlich existiert diese Kleinpartei schon lange nicht mehr, die letzten Genossen weigern sich aber standhaft das Licht auszumachen. Standhaft oder Altersstarrsinn? Da lassen wir einen von der Redaktion dieser Zeitung mal selbst zu Wort kommen.

 „Ich bin nun 65 Jahre alt und seit meinem 17. Lebensjahr Kommunist. Das prägt, bedeutet aber auch das ich nicht von vorn herein die richtige Meinung hatte, die hat sich erst im Klassenkampf entwickelt …..“

Einer der letzten Übriggebliebenen der ruhmreichen KPD/ML? Das wird's sein, einige alt gewordene vom damaligen Fußvolk. Treudoof bei der Stange geblieben, und blicken bis heute mit Verachtung auf die ‚beredsamen‘ Intellektuellen, die angeblich die Partei ruiniert haben. Tatsächlich haben genau diese Intellektuellen, die aus der 68er Bewegung kamen und ohne die es dieser Verein nicht einmal bis zur Sekte gebracht hätte, diesen Verein erst zu einer Kleinpartei gemacht. Nur irgendwann haben auch sie die Kurve gekriegt, wie man so sagt und kapiert, die ganze Veranstaltung hat keine Zukunft.
Und zwar lange bevor diesen Verein mit dem Ostblock das Feindbild wegbrach, mit China ein Fixpunkt und mit Albanien endgültig der Bezugspunkt in der Gegenwart. Aber wir machen keine Fehler, es ist die Wirklichkeit die sich irrt.
Nun wer heute dabei ist, hat seine Lebensaufgabe darin gefunden, die ‚Lügen‘ über Stalin mit Propagandatexte aus der Vergangenheit zu bekämpfen. Oder auch am Geschichtsbild des Vereins zu basteln. Naheliegenderweise auf Wikipedia.

Zur Theorie der drei Welten

Hier geht es um den Wikieintrag zum Thema. Und wie man so sagt, Geschichte ist die Lüge, auf die man sich geeinigt hat. Ist ja soweit alles schön und gut und auch die Verweise auf diverse Veröffentlichungen der ML Parteien, die sich mal gegen diese Theorie ausgesprochenen haben, sei ihnen gegönnt. Doch die Drei Welten Theorie ist Bestandteil der Theorie, wonach die Sowjetunion nach Chruschtschows Geheimrede revisionistisch wurde. Dies bildete den ideologischen Überbau für die Kirchenspaltung, die tatsächlich machtpolitische Gründe hatte.
Das diese Theorie lange Jahre die Politik der ML Sekten bestimmte, wird in dem Text verschwiegen. Warum? Ist einigen bis heute peinlich? Vor allem Vertreter der KPD/ML an deren derzeitiger Existenz man durchaus zweifeln darf, scheinen daran ein Interesse zu haben. Als wären sie Widerstandskämpfer gegen den Maoismus gewesen.
Was sie dabei übersehen, sie verdanken dem Maoismus überhaupt ihre Existenz. Die KPD/ML als eine der ersten Abspaltungen vom traditionellen Kommunismus, hätte es ohne die Ideologie Maos nie gegeben. Und die Grundlagen dieser Politik gegen den ‚Sozialimperialismus‘ haben sie ebenfalls mit Feuereifer vertreten. Wollen einige Politrentner die Geschichte neu schreiben? Genauer gesagt, ihre Geschichte? Ja sicher, wer möchte als ehemals Beteiligter nicht gut dastehen? Deswegen haben Historiker auch so ihre liebe Not mit Zeitzeugen und ihren Erinnerungen. Sie setzen eher auf dokumentierte  Schriften, die sich nicht einfach umschreiben lassen, wie Erinnerungen, die mit der Zeit überlagert werden.
Wobei man nicht übersehen sollte, das die Abkehr von der Drei Welten Theorie keineswegs eine eigenständige Entscheidung darstellte, sondern nur dem Bruch zwischen China und Albanien folgte.
Dafür nichts Neues unter der Sonne. Hinterher will niemand an den Dummheiten beteiligt gewesen sein und es schon immer besser gewußt haben. Nein, ich will nicht meckern. Wikipedia ist wirklich wunderbar und wir sollten froh sein, das wir es haben. Doch das ist kein Grund unkritisch zu werden. Nicht alles vorbehaltlos glauben, nur weil es auf Wiki steht.

Die Verdienste der Partei dürfen nicht vergessen werden. So der Kampf gegen den ‚Chinesischen Revisionismus‘ auf dem sie noch heute stolz verweisen. Als wenn das eine eigenständige Entscheidung gewesen wäre, wer s glaubt. Nichts weiter als Parteinahme für Albanien. Kommiparteien zeichnen sich meist dadurch aus, sich nach einen Zentrum auszurichten. Das war früher Moskau, dann kam Peking als Alternative dazu und Tirana, nachdem die Leuchtfeuer ausgebrannt waren. Die aktuellen Staaten die noch irgendwie den Sozialismus als Staatsdoktrin führen, wie Kuba oder Vietnam, eignen sich nicht als ideologisches Leitbild. Und so bleibt als ideologisches Zentrum heute die Vergangenheit. Das haben sie mit den Trotzkisten gemeinsam, die ja ebenfalls ihren ideologischen Fixpunkt in der Vergangenheit verlegt haben.
Ja und was hat dieses ideologische Irrlicht noch so zu tun? Geschichtsrevisionismus zu  betreiben und Stalin reinzuwaschen.


 „Der Antistalinismus ist die Torheit der gegenwärtigen Epoche und besonders widerwärtig, weil viele Linke und auch Kommunisten die Lügen, Verdrehungen und Halbwahrheiten über Josef Stalin für bare Münze nehmen, ohne zu überprüfen, ob es stimmt.“

 
Na da haben wir ja was zu tun. Wenn schon Linke ihren Glauben an Stalin verloren haben, dann hat die kapitalistische Propaganda ja ganze Arbeit geleistet. Oder waren es sogar Kommunisten die irgendwann genug hatten, von den Lügen über die Schauprozesse. Denen die gespenstischen Selbstbezichtigungen irgendwann zu irreal wurden. Es fehlte nicht an Intellektuellen, die sich für die Propaganda hergaben und genau deren Texte werden bis heute von den Geschichtsrevisionisten ausgegraben und der Netzwelt als Wahrheit verkauft.
Und nicht zu vergessen, das Unglück der Entstalinisierung, das sie bis heute betrauern. Die Geheimrede Chruschtschows ist bis heute der Sündenfall und ein gemeinsamer Fixpunkt aller Marxisten/Leninisten jenseits Moskaus. Ein Blick in die empfohlene Literaturliste bestätigt es.
Die unkritische Selbstbeweihräucherung dagegen ist eher unfreiwillig komisch. So etwa.

 „ROTER MORGEN – Die meisten Menschen die diesen Namen schon einmal gehört haben verbinden damit eine konsequente Berichterstattung über die soziale Lage des  Proletariats und eine kompromisslose Anklage und Aufdeckung der Machenschaften des modernen Revisionismus.“

Wer diesen Namen gehört hat, muß heute schon nachschlagen, was es damit auf sich hat. Wer noch konkret was damit verbindet, ist mittlerweile etwas in die Jahre gekommen und falls er oder sie mal selbst daran beteiligt war, da möchten die meisten gar nicht daran erinnert werden. Etwa so, wieso hast diesen Quatsch mitgemacht? Hast echt geglaubt, so was verändern zu können?
Eine Minderheit hat versucht darüber öffentlich Rechenschaft abzulegen und einige Bücher geschrieben, die sich der Renegatenliteratur der vom Stalinismus ernüchterten Genossen anschließt. Bücher die diese Übriggebliebenen sofort aus dem Verkehr ziehen würden, wenn sie nur könnten. So schreibt sogar in ihrer Kommentarspalte jemand.

 „Schon klar, alles gelogen. Und das ZK aus Lenins Zeiten, das die Oktoberrevolution geleitet hat, ist in hohem Alter friedlich im Bett verstorben.“

Das hätte es früher nicht gegeben. Solche ketzerischen Zeilen duldet die Redaktion in ihrem Blog? Was nur eines zeigt. Dieser Zeitungsblog (für ne Webseite reicht's nicht mehr? ;-) scheint sich in der Netzwelt eines ziemlichen Desinteresses zu erfreuen. Da ist die Redaktion naturgemäß glücklich über jede Form der Beachtung. So ein Satz als Leserbrief seinerzeit? Undenkbar.  

„ Diese Partei hatte grandiose Erfolge bei der Mobilisierung der Werktätigen ….“

Der ist auch noch gut. Wenn in den Geschichtsbüchern darüber nichts zu lesen ist, dann liegt das natürlich nur an den Lügen bürgerlicher Historiker, die alle glänzenden Erfolge der Partei verschweigen. Ironie Ende.

Noch mehr davon? Bitte sehr.

 „Der Herausgeberkreis dieser Onlinezeitung orientiert sich an Marx, Engels, Lenin und Stalin. So wie an Thälmann, an der Großen Polemik über die Generallinie gegen den ChruschtschowRevisionismus seitens der Chinesischen- und Albanischen Genossen, an den Kampf der Marxistisch-LeninistischenBewegung gegen den Breschnew-Revisionismus und seine Nachfolger, an den Kampf der KPD/ML unter Ernst Aust gegen Revisionismus und an den Kampf der illegalen KPD/ML in der DDR gegen den Ulbricht/HoneckerRevisionismus.


Wer das ernst nimmt, dem ist nicht mehr zu helfen. Besondere Verachtung …. ähm, Beachtung verdient hier der ‚Kampf der illegalen KPD/ML, die selbstverständlich illegal war. Was auch sonst? Eine Legale KPD/Ml konnte es nur in der BRD geben. In der DDR so einen Verein zu gründen war schlicht und ergreifend verantwortungslos und die Narren, die sie dafür gefunden haben, bezahlten dafür mit langen Haftstrafen und kamen ironischerweise vorzeitig frei, als die DDR zusammenklappte. Eine kritische Aufarbeitung ist freilich von solchen Leuten nicht zu erwarten. Siehe auch: Kpd/ML Ost

Und das hier läßt sich auch noch dokumentieren.

"Beschäftige dich doch mal mit der Zeit dazwischen, Das z.b. Trotzki ein Verräter war, ist doch belegt (s. seinen Verrat in Brest-Litowsk und die Prozessakten, der sogenannten Schauprozesse zeigen eindeutig, dass die anderen Mitglieder des „ZK aus Lenins-Zeiten“, sich zu Feinden der Revolution entwickelt haben. Ende der Diskussion. Alles andere ist bürgerlich-kapitalistische Geschichtsfälschung."

Sowas auf einen vorgeblich linken Blog lesen zu dürfen ist schon mehr als daneben. Unbeeindruckt von jeder Geschichtsforschung wird die alte Propaganda rezitiert. Na klar, Bürgerliche Geschichtsfälschung. Ja so haben viele seinerzeit unerwünschte Fakten entsorgt und dann konnte man munter weiter an die Ideologie glauben.