Die Digitalfotografie hat einiges verändert, mehr als den Anwendern klar ist, die munter ihr neues Spielzeug ausprobieren. Daher wird es Zeit sich auch mal theoretisch damit zu befassen. Dazu hab ich einige Texte verfasst, die ich in gesammelter Form hier mal vorstelle. Das Buch, Fotographie und bürgerliche Gesellschaft ist ja schon etwas älter und stammt noch aus der guten alten Analogsteinzeit. Sicher fehlt es nicht an Fotobücher und Zeitungen, die befassen sich aber vorwiegend mit der neuen Technik und wie sie funzt bzw. benutzt wird und natürlich mit Auflösung, Brennweiten und Megapixel. Wie sie das Verhalten der Benutzer und den Alltag verändert, das ist ein neues Arbeitsfeld. Vom Zeitraum her ist es ja noch nicht lange her. Früher dauerte die technische Veränderung länger. Von der unhandlichen Glasplatte bis zur Mittelformat Klappkamera für den Massengebrauch, war ein weiter Weg. Weitere Jahrzehnte dauerte es bis die Kleinbildkamera für den Otto Normalknipser alltäglich wurde. Diesmal ging es etwas schneller, so schnell, das der Allgemeinheit die Umstellung zwar technisch betrachtet gelingt, nur über die gesellschaftlichen Auswirkungen macht man sich wenig Gedanken. Ist n Haufen Text, zugegeben, aber wer sich die Mühe macht, kann sich seine eigenen Gedanken dazu machen und was dazulernen.
Fotogeschichte(n)
Kann man die Fotografie neu erfinden? Ist nicht bereits alles nur Denkbare abgelichtet? Selbst wenn, die Fototechnik hat sich ja stets verändert und jede Veränderung änderte den Gebrauch des Mediums. Unterscheiden muß man zwischen Neuerungen die nur wenigen zur Verfügung standen und dem Massengebrauch. Eine neue Technik schafft neue Bilder, doch die werden nur von wenigen gemacht. Wie sieht es dagegen aus, wenn die Neuerung Massentauglich wird? Der Übergang von der schweren Plattenkamera zu leichteren Filmkameras eröffnete der privaten Reisefotografie neue Möglichkeiten ebenso der Wechsel von wenigen Bildern im Mittelformat, zu den 36 Bildern/ Kleinfilm. Der Tourist mit Kamera als Standartausrüstung war geschaffen und machte davon munter Gebrauch, egal wo er war und ohne sich daran zu stören, ob der Eifelturm nicht schon tot fotografiert wurde. Das eigene Bild als Nachweis, ich war hier.
Weiter lässt sich feststellen, das der Übergang von der Plattenkamera zu handlicheren Filmmaterial auch das Bildverhalten veränderte. In der Frühzeit der Fotografie imitierte der Fotograf den Maler. Die Arbeitsweise war ja vergleichbar. Da ein Maler mit dem Bild einige Arbeit hat wählt er sorgfältig Motiv und Perspektive. Das machte der Fotograf auch, der ja nur wenige Glasplatten zur Verfügung hatte und jede zu entwickeln und abzuziehen, war Arbeit. Fotografen die Filmmaterial zur Verfügung haben, können dagegen rumexperimentieren und sich auch neue Motive suchen.
Doch auch bei 36 Bilder trifft man noch eine Auswahl, irgendwann ist der Film eben voll. Auch eine Altersfrage, wer jung war, der hatte eben nicht endlos Geld für Filmmaterial zur Verfügung. Fotowütige haben dann auch 10 Filme dabei, je nachdem, was man da an Geld und Arbeit reinstecken will.
Wenn bereits die Kameratechnik das Foto verändert, dann erleben wir mit der Diggicam gerade eine weitere Bildrevolution. Selbst wenn es viele gar nicht bemerken, die Digitalfotografie hat einiges verändert. Sie ermöglicht Fotos unter Lichtverhältnissen welche die Analogtechnik überfordern. Sie ermöglicht viele Bilder zu machen und genauso schnell wieder zu löschen, sie schafft das Wegwerfbild. Schnell produziert, durch die Leitung gemailt, gelöscht und vergessen. Nicht mehr für die Ewigkeit sondern nur für den Moment geschaffen.
Davon abgesehen, die Digtalfotografie ermöglicht es bisher aus Materialgründen unbeachtete Themenbereiche zu wählen und hier erstmal draufzuhalten.
Vieles lässt sich heute leicht ablichten, was man vorher links liegen ließ. So lässt sich ein Stadtbild schaffen, bei der sich die Stadt in vielen Bereichen und Aspekten darstellen lässt. Man muß ja nicht mehr an Film sparen. Ein weiterer Vorteil ist, man kann munter draufhalten und muß sich nicht rechtfertigen. Im Gegensatz zum Profi, sitzen dir keine Verwerter im Nacken, die fragen, was willst denn mit dem Dreck? Kauft doch keiner. Man kann also frei und autonom rumfotografieren. Doch bis eine neue Technik auch das Bewußtsein ändert, dauert meist etwas.
Zu oft wird die Digitechnik noch nach den Regeln aus der Analogfotografie benutzt. Doch welche Regeln gelten in der Digitalfotografie? Das müssen wir schon selbst rausfinden. Die Technik ist ja erst kurz in Gebrauch.
Doch die Zeiten ändern sich, sicher wurde noch nie soviel fotografiert wie derzeit und nie waren Fotos als Massenware so wirkungslos. Immer noch bestimmen die Agenturen und Profis was in den Zeitungen zu sehen ist. Doch mit der Möglichkeit im Internet zu veröffentlichen, hat man heute ein Medium das es früher nicht gab. Eine Möglichkeit die man nutzen kann um dieses Medium nicht nur der Wirtschaft zu überlassen.
Die digitale Revolution hat einiges verändert, nur scheint dies noch nicht bei allen angekommen zu sein.
Einige leben noch in der Vergangenheit und ignorieren beharrlich, das Kleindiggis und Handycams bei Demos munter für Erinnerungsfotos eingesetzt werden und zwar sowohl von Beteiligten, als auch von zufällig anwesenden Zaungästen. Bei Linken geht immer noch die Bildparanoia um und so schreien sie rum, Gesichter unkenntlich machen und ignorieren, das Überwachungskameras in der Stadt und an Kreuzungen ohnehin ungehindert aufnehmen.
Theorie des Digibilds
Geht es darum eine Stadt wie z.B. Frankfurt fotographisch darzustellen und ein Bild jenseits der Klischees zu schaffen, was wäre hier festzustellen? Abzulichten gibt es einiges, doch nicht überall wird es auch. Es gibt Stellen, da gehört heute die Diggi zur Standartausrüstung und wird fleißig benutzt. Römer, Zoo, Mainufer, Eiserner Steg, da wo auch die Besucher zugange sind, wird abgelichtet was der Speicher hergibt. Da wird es auch erwartet und dann gibt es natürlich auch noch diverse Veranstaltungen wo auch dem Digginutzer die Motive geboten werden. Man kann z.B. die Hochhäuser als Sandburg nachbauen und da habt ihr Kamerafutter für die Linse und die Diggiknipser halten auch fleißig drauf. Die Inszenierung als Motiv und Kamerafutter. Rechtsfragen bei Veröffentlichung? Na wir wollen den Leuten doch nicht den Spaß verderben. Doch zunächst läuft man ja mit Kamera rum und nicht mit dem Gesetzbuch. Das sogenannte Bildrecht kann schon mal nerven, man fragt sich was man überhaupt noch darf. Man könnte auch von einer Enteignung des öffentlichen Raumes sprechen.
Zumindest bei Veröffentlichung stellen sich diese Fragen und veröffentlichen ist heute eben einfacher als früher. Da bekam die Bilder kaum jemand zu sehen und der Tourie soll ja seinen Spaß haben. Die Kameraindustrie will ja ihre Geräte verkaufen. Na dann zum zehntausendsten Mal auf den Dom draufgehalten, man fragt sich wie lang der das noch aushält. Macht eure Langweilerbilder aber kommt den Profis nicht ins Gehege. Das muß nicht das Ende der Möglichkeiten sein, man kann sich stets was einfallen lassen und es ist eben die eigene Stadt die man vor der Linse hat. Wen interessieren die üblichen Bücher in denen man schon vorher weiß, welche Bilder zu sehen sind. Es fehlt nicht an Stadtmotiven, die es nie in einen Kalender schaffen doch es ist deine Kamera und deine Stadt. Schaff ein eigenes Stadtbild und ignoriere die sogenannten Profibilder. Dom und Römer überlassen wir gerne den Japtouries, schauen wir uns mal im Osthafen oder im Gallus um, dahin verirrt sich von denen ganz sicher keiner.
Digibild und Webseite
Die Digitalfotografie hat vieles verändert, nur scheinen die Leut mit dem Bewußtsein in der Vergangenheit stehen geblieben zu sein. Die Kameraindustrie kann das Werkzeug liefern. Wär etwas viel verlangt, wenn die Hersteller den Kunden noch sagen sollten, was sie damit anstellen können. Das muß man schon selbst herausfinden. man muß ja nicht gleich die Fotografie neu erfinden, dafür bietet die Diggi ganz andere Möglichkeiten. Es gibt genug Motive, die scheinen so alltäglich, das man sie früher links liegen ließ. Warum dafür Film verfeuern und noch Abzüge davon? Alltagsmotive eben und die sind ja morgen auch noch da. Das ist die Frage, irgendwann sind sie nicht mehr da und das fotografierst erst wieder, wenn die Zeitmaschine endlich erfunden ist.
Das war schon immer die Eigenschaft der Fotografie, die ja einen Augenblick festhält. Eben, den temporären Zustand zu dokumentieren. Gerade in dieser schnellen Zeit in der vieles im Umbau und Umbruch ist und wo viel Vertrautes abgeräumt wird. Da lässt sich doch die Diggi einfach nutzen und wenn man dann noch veröffentlichen kann um so besser.
Wie man das dann auf einer Webseite veröffentlicht, ist wieder ein anderes Thema. Eine Webseite ist eben kein Buch und kein Blatt Papier. Da kann man sich überlegen wie man die Technik nutzt. Webseiten kann man bewußt einfach gestalten um nicht von den Inhalten abzulenken. Erst mal sollte der Inhalt im Vordergrund stehen. Ist eine Webseite mit zu vielen Effekten ausgestattet, dann scheint es an Inhalt zu fehlen. Soll heißen, je bunter die Verpackung desto weniger ist drin. Trotzdem darf es auch etwas kreativ sein. Bildbanner sind eine Möglichkeit die man einsetzen kann und die Überschrift lässt sich als Verbindung von Schrift und Bild auch gestalten.
Bleibt noch die Frage nach den Bildern. Die Diggi liefert die Daten in einer Form, die man original nicht veröffentlichen kann. Das Bild muß passend verkleinert werden und komprimieren muß man auch noch. Die Fotos aus Höchst konnte ich so gerade mal von Originaldia ablichten. Die Kamera schafft es nicht das Dia vollständig aufzunehmen der Nahbereich hat Grenzen, es nimmt nur einen Teil der Bildfläche ein. Dann muß eben geschnitten werden und selbst dann ist das Bild noch zu groß. Also verkleinern, komprimieren und schon merkt man kaum den Qualitätsverlust. Hier geht die Technik eben ihre eigenen Wege, nur der Bilderspießer, der es nicht perfekt genug haben kann, merkt nicht, das es in der Vergangenheit lebt. Was nützen noch so perfekte Bilder, wenn sie niemand zu sehen bekommt? Perfektion als Selbstzweck erschlägt die Kreativität und den Spaß an der Arbeit. Der sollte im Vordergrund stehen, oder warum macht man so was?