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Mittwoch, 4. Juli 2012

Minderheiten

Die Linke, immer auf der Suche nach der nächsten Minderheit. Wann hat das angefangen und haben wir das in regelmäßigen Abständen? In den 60igern sah das noch etwas anders aus. Zwar sah sich die Linke selbst als Minderheit, hatte dafür das Ziel, die Mehrheit zu gewinnen. Bekanntlich klappte das nicht so recht, trotzdem blieb es dabei, die Mehrheit der Bevölkerung, vor allem Die Arbeiterklasse, ist die Zielgruppe. Denn ohne die geht ja nichts und schon seit Marx, war diese ausersehen, ihre historische Mission zu erfüllen. Doch trotz aller Bemühungen um dieser, besonders der K Parteien, die wollte einfach nicht.
Einige begannen diesen Begriff zu kultivieren, wir sind eine radikale Minderheit, nach der wütend entgegen geschleuderten Aussage eines Politikers. Ja genau, wir sind eine kleine radikale Minderheit. In dieser Haltung kann man sich zwar auch wohl fühlen, nur erreicht man damit nicht die angestrebten Ziele, die Gesellschaft auf den Kopp zu stellen.
Besonders bei Wahlen sah sich die Linke stets als bedeutungslose Minderheit. Doch Minderheiten sind der Anfang, stets macht eine Minderheit den Anfang und bildet die Avantgarde, so hatte man es ja von Lenin gelernt. Das half in der real existierenden BRD freilich wenig.
Den Anfang machte dagegen die Raf, bzw noch kurz davor. Einige machten mit Heimjugendlichen ihre Erfahrungen und das schien die aufnahmebereitere Zielgruppe zu sein. Dazu zählte auch die spätere Raf. Daraus entstand die Randgruppentheorie, bekanntlich drehte Ulrike Meinhof den Film Bambule, der freilich dann nicht gesendet wurde. Die Autorin war bereits medienwirksam in den Untergrund abgetaucht.
In den 70igern hindurch empfand sich die Linke nach wie vor als Minderheit, auch wenn die Mehrheit immer noch Agitationsziel blieb. Deutlich wurde das stets bei Wahlen und diese waren für Linke stets frustige Veranstaltungen. Bemerkenswerterweise änderte sich das mit der Bewegung gegen AKWs und auf einmal sah sich die Minderheit der Linken, vereint mit Bauern und der Regionalbevölkerung, doch ohne zu wissen, was man damit anfangen könnte. Daraus entstanden bekanntlich die Grünen, doch das brauchte etwas Vorlaufzeit. Bis dahin war die Linke damit befasst, sich als Minderheit zu kultivieren. Die alternative Szene genügte sich selbst und befasste sich mit ihren Hobbys. Wenn man die Mehrheit ohnehin gegen sich hat, dann bilden wir eben unsere eigene Subkultur und hören auf zu predigen.
In dieser Szene schienen sich viele recht wohl zu fühlen, sogar über die Masse der Normalbevölkerung erhaben. Nur die Raf störte gelegentlich, weil dann die WGs zur Zielscheibe von Durchsuchungen wurden. Ab 80 störten noch andere, da wurden nicht nur Häuser besetzt, die Leute legten sich mit den Grünen an, ohne sich Gedanken zu machen, was die Mehrheit davon hält. Die Beteiligten sahen sich selbst auf einmal als Minderheit unter den Linken, da sie gegen den Konsens der Althippies verstießen. Diese hatten sich zwar auch mal mit dem Staat angelegt, doch das war lange her, davon konnte man beim Bier erzählen, aber nu is Ruhe. Nun wollen wir unsere Ruhe haben, was fällt es da diesen Jugendlichen ein, Scheiben einzuwerfen und Scherbendemos zu veranstalten?
Jedenfalls zieht sich das Thema Minderheiten durch die Geschichte der Linken. Wenn es der Mehrheit offenbar zu gut geht, dann suchen wir uns welche, denen es mies geht und die sollten doch für linke Theorien und gutgemeinte Absichten offener sein. So entstand in der Linken die andauernde Suche nach Minderheiten die es zu agitieren galt. Waren das in den 70igern die Gastarbeiter, denen es ja schlechter ging als den gesättigten Deutschen, kamen dann irgendwann die Migranten an die Reihe, dann durften auch die Frauen nicht fehlen und da diese nicht unbedingt als Minderheit zu betrachten sind, wurden sie aufgeteilt. Man entdeckte die sexuellen Minderheiten und aktuell sind die Transgender dran. Man sollte das mal nicht so bierernst nehmen zumal wenn man zurückschaut und feststellt, das hört irgendwann auch wieder auf.
Minderheiten können was bewegen, die Mehrheit geht wählen und hält die Klappe. Doch die Welt können sie nicht auf den Kopp stellen, die Möglichkeit hat eben nur die Mehrheit, wenn sie denn gerade besteht. Für einen kurzen Moment schaffte es diese Mehrheit sogar, doch das war im Ostblock und von den linken Theorien nicht vorgesehen. Doch kurz darauf fiel die Mehrheit wieder in ihren Schlaf zurück und überließ wieder den Politikern die Politik. Ist eben so. Da kann sich die Linke noch so an ihren Frauen, Lesben, Mädchen und Transgender Parolen abarbeiten, sie bleiben selbst eine bedeutungslose Randerscheinung.