Auch fiktive Eispickelhiebe können schmerzhaft werden. Man sollte die Kraft von Fiktionen nicht unterschätzen. Denn letzten Endes basiert die Hälfte unserer Welt auf Fiktionen. Das fängt bereits beim Geld an, mit dem wir bezahlen. Was ist Geld anderes als eine Fiktion? Eine Fiktion, die funktioniert, solange sich alle daran halten. Religionen basieren auf Fiktionen, auf was auch sonst? Politische Vorstellungen sind auf Fiktionen aufgebaut und die Parteien sollen sie ausführen, was ihnen mal mehr meist weniger gelingt. Die kapitalistische Wirtschaft und ihre Verwaltung durch die Regierung ist auf Fiktionen aufgebaut. Auf die Fiktion, die Profitgier lässt sich mit einigen Gesetzen notfalls regeln oder wir überlassen alles dem Markt, der das von allein regelt. Schimpft sich bekanntlich Neoliberalismus. Natürlich ist auch der Markt eine Fiktion, die solange funktioniert, solange alle daran glauben. Beweis? Nun bislang wurde noch kein versteinerter Markt aus vorhumanoider Zeit ausgegraben. Die Natur scheint sowas wie einen Markt nicht zu kennen, jedenfalls hat noch kein Vieh für s Fressen bezahlt.
Die Börse ist der beste Beweis. Denn hier wird bekanntlich mit nichts anderem als Fiktionen gehandelt. Man könnte es als heiße Luft bezeichnen, was nicht ganz zutrifft, denn heiße Luft wäre ja wenigstens noch etwas, das Substanz besitzt.
Wenn man eine Fiktion bekämpft, dann zumeist mit einer neuen Fiktion. Darauf basiert der Klassenkampf. Man kämpft darum, vom fiktiven Geld mehr Geld zu bekommen, was freilich nichts am fiktionalen Charakter ändert. Es gibt eben keine richtiges Leben in der falschen Fiktion. Oder so. Dafür gibt es Gewerkschaften und Sozialdemokraten. Es gibt aber auch Kommunisten welche die Fiktion mit einer radikaleren Fiktion bekämpfen wollen. Diese Fiktion nennt man klassenlose Gesellschaft und bislang blieb sie auch fiktiv. Was sich konkret realisieren ließ waren Parteidiktaturen, deren Lagerhaltung und Säuberungen auf der Fiktion basierten, man müsse sich von denen trennen die dem neuen Menschen im Wege stehen. Einige hätten sich sicher gewünscht, diese Vorgänge wären fiktiv, nun die Schauprozesse basierten auf fiktiven Anschuldigungen, die Geständnisse waren ebenfalls Fiktion, die drauf folgenden Urteile und Hinrichtungen waren dummerweise weniger fiktiv.
Wenn nun zahlreiche Kommunistische Parteien bis heute auf der Basis einer Fiktion ihre Legitimation beziehen, dann stellt sich dich Frage, wer will der KPM ihre Legitimation absprechen und behaupten, sie sei fiktiv? Kommunistische Parteien entstanden ja durch die Fiktion, von einer fiktionalen Arbeiterklasse beauftragt worden zu sein und diese zur Diktatur des Proletariats zu führen.
Bei solchen Verdächtigungen muß die erste Vorsitzende der KPM nicht lange überlegen. Wenn eine Fiktion einer anderen Fiktion den Vorwurf macht, fiktional zu sein, muß man das ernstnehmen? Mein Eispickel ist nur fiktiv? Na dann kann ja nichts passieren, wenn ich dir genau diesen über deine fiktive Rübe haue und damit eine alte Tradition pflege.